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BrECADD ist eskaliertem BEACOPP nicht unterlegen

Erwachsene mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom wurden bislang mit dem eskalierten BEACOPP*-Regime (eBEACOPP) behandelt – wie lange und intensiv, hing vom metabolischen Ansprechen ab. Da das Protokoll eine relevante therapiebedingte Morbidität verursacht, hat die Deutsche Hodgkin-Studiengruppe (GHSG) nun in der HD21-Studie eine weniger toxische Strategie erprobt, die mindestens genauso effektiv zu sein scheint, wie Prof. Dr. Peter Borchmann von der Uniklinik Köln berichtete.
In der Phase-3-Studie verglichen die Kolleg:innen PET-geführtes eBEACOPP randomisiert mit einer ebenfalls PET-geführten Kombination aus Brentuximab-Vedotin, Etoposid, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Dacarbazin und Dexamethason (BrECADD). Behandelt wurden in 233 Zentren in neun Ländern insgesamt 1.500 Patient:innen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem klassischem Hodgkin-Lymphom im Alter von 18–60 Jahren; sie erhielten in Abhängigkeit vom Ergebnis der PET2-Untersuchung vier oder sechs Zyklen eines der beiden Protokolle.
Primärer Endpunkt
Das progressionsfreie Überleben war primärer Endpunkt. Die Fünf-Jahres-Rate durfte absolut um höchstens 6 % niedriger sein, damit eine Nicht-Unterlegenheit von BrECADD gegenüber BEACOPP eskaliert angenommen werden konnte.
Ein neuer Standard
Rund 57 % der Teilnehmenden bekamen vier von vier geplanten Zyklen und ca. 38 % sechs Zyklen der jeweiligen Therapie. In der Interimsanalyse nach median 40 Monaten betrug die Drei-Jahres-PFS-Rate 92,3 % für eBEACOPP und 94,9 % für BrECADD. Daraus ergab sich ein Schätzwert für die Hazard Ratio von 0,63, der weit unter der vorgegebenen Grenze von 1,02 für Nicht-Unterlegenheit lag.
Progression oder frühe Rezidive nach weniger als einem Jahr erlitten 37 Personen in der Kontrolle (5 %) gegenüber 16 im Prüfarm (2,2 %) auf. Darüber hinaus beobachteten die Autor:innen einen Trend für eine Überlegenheit von BrECADD gegenüber eBEACOPP: Mit einem 99%-Konfidenzintervall von 0,37–1,07 verfehlt diese Tendenz derzeit allerdings noch die Signifikanz. Das Gesamtüberleben nach drei Jahren ist mit jeweils 98,5 % in beiden Armen bisher identisch.
Bereits zuvor, so Prof. Borchmann, wurde in der Studie für BrECADD eine relevante Reduktion des Transfusionsbedarfs, eine wesentlich geringere Neuro- oder gonadale Toxizität sowie das Fehlen jeglicher behandlungsbedingter Mortalität gegenüber eBEACOPP belegt. HD21 setze einen neuen Benchmark für die primären Heilungsraten des klassischen Hodgkin-Lymphoms, so der Referent. Aufgrund des exzellenten Risiko-Nutzen-Profils von BrECADD gilt es für die GHSG ab sofort als neuer Therapiestandard für das fortgeschrittene Hodgkin-Lymphom.
* Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison
Quelle:
Borchmann P et al. 17th International Conference on Malignant Lymphoma; Abstract LBA5
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