Chronische Obstipation: Ansätze von Flohsamen bis Biofeedback

Bis zu 40 % der über 60-Jährigen leiden an einer chronischen Obstipation, berichtete Professor Dr. Heiner Krammer von der Praxis für Gastroenterologie und Ernährungsmedizin am End- und Dickdarm-Zentrum in Mannheim. Und darüber hinaus werden 70 % aller Laxantien von Menschen über 55 Jahren eingenommen.

Die Ursachen für die Verstopfung sind multifaktoriell, an erster Stelle der Behandlung stehen aber in jedem Fall allgemeine Maßnahmen, wie mehr Flüssigkeit und Bewegung sowie ballaststoffreiche Ernährung. Zusätzlich empfiehlt sich die Einnahme von Gelbildnern, wie Flohsamenschalen oder Faserstoffen, zum Beispiel Kleie. Die Gelbildner binden Wasser, die Faserstoffe erhöhen die Bakterienmasse, beides führt zum Anstieg des Stuhlvolumens.

Flüssigkeit, Bewegung und Balaststoffe helfen am besten

Im Alter verändert sich auch die Darmflora, beispielsweise sinkt die Zahl an Bifidobakterien. Bei leichtgradiger Obstipation kann man daher laut Prof. Krammer durchaus Probiotika (E. coli Nissle, B. animalis, L. casei Shirota) empfehlen.

Bei Laxantien haben Sie freie Auswahl zwischen osmotisch wirksamen, stimulierenden oder – wenn konventionelle medikamentöse Therapien nicht ausreichen bzw. schlecht vertragen werden – dem Prokinetikum Prucaloprid, das seit diesem Jahr auch für Männer zugelassen ist. Ältere Patienten (ab 65 Jahren) sollten nur 1 statt 2 mg dieser Substanz täglich einnehmen, da in Studien höhere Plasmakonzentrationen in dieser Altersgruppe nachgewiesen wurden.

Falls Sie rektale Entleerungshilfen verordnen wollen, riet Prof. Krammer vorzugsweise zu Bisacodylzäpfchen oder CO2-freisetzenden Zäpfchen. Besteht eine Beckenbodendyssynergie, kann Biofeedback Erfolg zeigen, das müssen die Patienten allerdings gründlich erlernen, betonte der Kollege.

Quelle: Viszeralmedizin, Leipzig, September 2015