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Chronischer Tinnitus: Da kann man was machen!
Tinnitus ist ein Symptom des Hörsystems. Man geht heute davon aus, dass das Ohrgeräusch in vielen Fällen zunächst auf einem primären pathophysiologischen Prozess im Ohr beruht. Später sollen hochempfindliche auditorische Rückkoppelungsmechanismen betroffen sein und bei einem Teil der Patienten übersteigerte Reizantworten hinzukommen.
Techniken zur Desensibilisierung einüben
Mit dem Ergebnis, dass sich die Aufmerksamkeit ständig auf das Ohrgeräusch richtet und Angst sowie Schlafstörungen resultieren können. Grundlage der Diagnostik ist eine sorgfältige Anamnese. Damit wird nicht nur Dauer, Lokalisation und Qualität des Ohrgeräuschs abgefragt. Die Anamnese erlaubt auch eine Einschätzung des Schweregrads und möglicher Komorbiditäten, heißt es in der S3-Leitlinie „Chronischer Tinnitus“. Bei Tinnitus-Patienten kommt insbesondere folgende Diagnostik in Betracht:
Wie störend sind die Ohrgeräusche? |
Kompensierter Tinnitus:
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- HNO-ärztliche Untersuchung einschließlich Trommelfellmikroskopie, Nasopharyngoskopie und Prüfung der Tubendurchgängigkeit,
- Untersuchung von Gebiss und Kauapparat,
- Auskultation des Ohres und der A. carotis,
- orientierende, funktionelle HWS-Diagnostik sowie neurologische Untersuchung.
- Im Einzelfall kann eine weitere diagnostische Abklärung sinnvoll sein, etwa eine Evaluation der psychischen Beeinträchtigung, eine Hirnstammaudiometrie oder eine Dopplersonographie der hirnversorgenden Arterien (z.B. bei pulsatilem Tinnitus).
Die Behandlung des chronischen – also seit mindestens drei Monaten bestehenden – Tinnitus richtet sich nach Schweregrad und eventuellen Komorbiditäten (s. Kasten 1). Ein wichtiges Therapieziel ist der Erwerb von Techniken, mit denen sich eine Desensibilisierung erreichen lässt. Im Einzelfall gelingt sogar eine komplette Habituation, d.h., der Patient „überhört“ seine Ohrgeräusche vollständig.
Wirksamkeit von systemischer Steroidtherapie nicht belegt
Als Grundlage jeder Therapie empfehlen die Leitlinienautoren ein Tinnitus-Counseling, also eine Beratung. Dabei wird der Patient über die Gutartigkeit seines Ohrgeräuschs aufgeklärt und erfährt, wie er selbst zu seiner Therapie beitragen kann (s. Kasten 2). Liegt zusätzlich eine Schwerhörigkeit vor, sollten die Betroffenen mit Hörgeräten versorgt werden.
Außer der Basistherapie mit Counseling steht vor allem die manualisiert-strukturierte tinnitusspezifische kognitive Verhaltenstherapie zur Verfügung – als Einzel- oder Gruppenbehandlung. Sie hat sich im Hinblick auf Tinnitusbelastung, Lebensqualität und Depressionsscores als hochwirksam erwiesen und wird daher in der neuen Leitlinie ausdrücklich empfohlen.
Eine spezifische medikamentöse Therapie mit nachgewiesener Wirksamkeit bei chronischem Tinnitus gibt es derzeit nicht. So liegen beispielsweise keine kontrollierten Studien zur systemischen Steroidtherapie von Patienten mit chronischem Tinnitus vor. Zur intratympanalen Kortikosteroidgabe existieren einige wenige Studiendaten – doch ohne Signifikanz. Die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln und Antioxidanzien wird in den Leitlinien nicht bewertet. Begründung: Es liegen dazu keine „berücksichtigungsfähigen“ Studien vor.
Bei Patienten mit dekompensiertem, chronischem Tinnitus finden sich nicht selten Komorbiditäten wie Angst oder Depression. In diesen Fällen sollte eine entsprechende medikamentöse Unterstützung erfolgen.
Wichtige Infos für Tinnitus-Patienten Im Arzt-Patienten-Gespräch sollten folgende Botschaften vermittelt werden:
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Quelle: Hans-Peter Zenner et al., S3-Leitlinie „Chronischer Tinnitus“ 2015; AWMF-Registernr. 017/064
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