
CML: TKI-Therapie optimieren – Absetzchancen verbessern

Nach einem tiefen molekularen Ansprechen (MR4,5) auf eine Nilotinib-Erstlinientherapie über mindestens zwei Jahre hinweg erreichte in der ENESTfreedom-Studie mehr als jeder zweite Patient nach Absetzen eine über 48 Wochen anhaltende therapiefreie Remission mit mindestens noch einem guten molekularen Ansprechen (MMR). Das ist ein klinisch bedeutsamer Anteil, vor allem auch im Hinblick auf die im Vergleich zu anderen Studien kurze Behandlungszeit mit im Median 3,6 Jahren, betonte Dr. Ekkehard Eigendorff, Universitätsklinikum Jena. Bei Verlust der MMR wurde die Therapie mit Nilotinib erneut begonnen. 98 % der Patienten erreichten daraufhin wieder eine MMR, 88 % eine MR4,5.
Auf den Ergebnissen der ENESTfreedom-Studie aufbauend wird jetzt geprüft, ob eine zusätzliche immunologische Therapiekomponente das Ansprechen und den Erhalt der tiefen molekularen Remission auch nach TKI-Absetzen weiter verbessern kann. In der Phase-III-Studie TIGER der deutschen CML-Studiengruppe erhalten Patienten mit neu diagnostizierter Ph- und/oder BCR-ABL-positiver CML in chronischer Phase randomisiert Nilotinib in einer Dosis von 300 mg zweimal täglich über mindestens 36 Monate oder eine Kombination von Nilotinib in derselben Dosierung mit Peginterferon-α2b (30–50 µg/Woche).
In diesem Studienarm kann bei bestätigter MMR nach mindestens 18 Monaten auf eine deeskalierte Erhaltungstherapie mit Peginterferon-α2b (50 µg/Woche) alleine umgestellt werden. In beiden Armen ist es bei anhaltender tiefer Remission (hier MR4) nach 36 oder mehr Monaten möglich, die Therapie abzusetzen.
Bei Verlust der MMR erreichten 98 % unter dem TKI erneut eine MMR
Die Studie wurde mit einer Pilotphase im August 2012 begonnen und hat inzwischen laut Professor Dr. Andreas Hochhaus, ebenfalls vom Universitätsklinikum Jena, 582 Patienten in Praxen, Krankenhäusern und Universitätskliniken rekrutiert. Ziel ist eine Zahl von 652 Patienten, die er Anfang 2017 zu erreichen hofft. Eine Interimsanalyse der noch nicht entblindeten Studie stimmt Prof. Hochhaus hoffnungsvoll.
In der gesamten Kohorte erreichten 81,9 % von 248 ausgewerteten Patienten nach zwölf Monaten Therapie eine MMR – wesentlich mehr als in der ENEST1st-Studie mit 56,3 %. Nach 24 Monaten waren es sogar 94,2 % (ENEST1st 61,2 %). Er führt dies einerseits auf ein möglicherweise immer besseres Therapiemanagement zurück, geht aber auch von einem Therapieeffekt zugunsten des optimierten Regimes aus. 23 % der Patienten haben inzwischen die Erhaltungsphase erreicht, 3 % die Absetzphase.
An der weiteren Optimierung der TFR-Rate wird intensiv geforscht
Die Inzidenz von Nebenwirkungen des Grades 3 und 4 war in einem Arm etwas höher als im anderen, wobei aufgrund der Verblindung derzeit keine eindeutige Zuordnung getroffen werden kann. Wichtig sei bei der Interferon-Kombination aber sicher eine gewisse Motivation des Arztes, gab Prof. Hochhaus zu. Zu Beginn sollte eine Komedikation mit Paracetamol erfolgen, um den häufigen grippeähnlichen Nebenwirkungen zu begegnen. Zwingend absetzen müsse man das Interferon aber nur, wenn Autoimmunerkrankungen aufkommen. Er schätze, dass 80–85 % der Patienten die Therapie durchgehalten haben.
Acht Patienten sind im Rahmen der Studie verstorben, davon zwei CML-bedingt in einer Blastenkrise bzw. nach allogener Transplantation. Bei einem Altersmedian von 53 Jahren mit bis zu 85 Jahre alten Patienten waren Todesfälle aber insgesamt relativ selten, so Prof. Hochhaus.
Quelle: DGHO-Jahrestagung 2016
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