Nilotinib-Gabe schon zu Beginn macht das Erreichen einer therapiefreien Remissionwahrscheinlicher

EHA 2022 Friederike Klein

Etwa ein Viertel (26,4 %) der Patient:innen im Imatinib-Arm sprachen nicht ausreichend an und wurden deshalb innerhalb der ersten zwölf Monate mit Nilotinib behandelt. Etwa ein Viertel (26,4 %) der Patient:innen im Imatinib-Arm sprachen nicht ausreichend an und wurden deshalb innerhalb der ersten zwölf Monate mit Nilotinib behandelt. © iStock/ Hailshadow

Noch immer ist unklar, welche Strategie sich am besten eignet, um bei der chronischen myeloischen Leukämie in chronischer Phase eine therapiefreie Remission zu erzielen und zu behalten. Einer neuen Studie zufolge scheint das besser zu gelingen, wenn die Induktion mit Nilotinib statt mit Imatinib begonnen wird.

Das Erreichen einer therapiefreien Remission (TFR) ist eines der wichtigsten Ziele der CML-Behandlung. Wird mit einem Zweitgenerations-TKI wie Nilotinib begonnen, ist das diesbezüglich wahrscheinlich günstiger als der Start mit Imatinib – trotz Option des umgehenden Wechsels auf Nilotinib im Fall eines unzureichenden Ansprechens, berichtete Prof. Dr. Fabrizio Pane von der Universität in Neapel.

Er stellte die erste Interimsanalyse der prospektiven SUSTRENIM-Studie vor, in der die Autor:innen diese beiden Optionen vergleichen. Primäre Endpunkte waren:

  • das Erreichen einer MR4,5 nach 24 Monaten
  • der Anteil der Patient:innen, die zwölf Monate nach Erzielen einer TFR noch keinen Rückfall erlitten hatten

Ein Rezidiv war in der Studie definiert als der Verlust einer majoren molekularen Remission (MMR) oder als ein bestätigter Verlust einer MR4. Prof. Pane präsentierte die Ergebnisse von 448 Teilnehmenden, die zum Therapiestart randomisiert entweder Imatinib (n = 220) oder Nilotinib (n = 228) erhalten hatten. Die mediane Beobachtungsdauer der Interimsanalyse betrug 33 Monate und das mittlere Alter in der Studienpopulation 54,2 Jahre. Nach dem SOKAL-Score hatten zu Beginn 40,9 % der Erkrankten ein niedriges, 42,6 % ein intermediäres und 16 % ein hohes Risiko. Nach dem Score EUTOS Long-Term Survival (ELTS) entsprachen 62,3 % einem niedrigen, 28,7 % einem intermediären und 9 % einem hohen Risiko.

Etwa ein Viertel (26,4 %) der Patient:innen im Imatinib-Arm sprachen nicht ausreichend an und wurden deshalb innerhalb der ersten zwölf Monate mit Nilotinib behandelt. Mit steigendem SOKAL-Score erhöhte sich der Anteil an Personen, die auf den anderen TKI wechselten.

TFR-Phase: MR4 als Voraussetzung

Als Voraussetzung für den Eintritt in die TFR-Phase wurde in der Studie das Erreichen einer anhaltenden tiefen molekularen Remission (MR4) nach der Induktion gefordert. Diese musste zumindest im letzten Jahr vor dem Absetzversuch unter derselben Therapie erhalten geblieben sein. Insgesamt war eine mindestens vierjährige TKI-Behandlung erforderlich und die Patient:innen mussten dabei mindestens ein Jahr eine anhaltende MR4 aufgewiesen haben.

Eine MR4,5 nach 24 Monaten erreichten mit 29,4 % vs. 18 % mehr Teilnehmende unter Nilotinib als in der Imatinibgruppe (p = 0,0156). Der Unterschied war vor allem bei Betroffenen mit niedrigem Risiko ausgeprägt (SOKAL: 28 % vs. 10 %; ELTS: 43 % vs. 23 %). In beiden Armen war das frühe Ansprechen nach drei Monaten ein Prädiktor für das Erreichen einer MR4,5 nach zwei Jahren. Allerdings erzielten von den Erkrankten, die mit Imatinib nach drei Monaten ein BCR-ABL-Transkriptlevel von < 10 % aufgewiesen hatten, nur 24,11 % nach 24 Monaten eine MR4,5. In der Nilotinib-Gruppe betrug dieser Anteil 33,33 % (p = 0,01).

Ob Patient:innen sehr früh oder später im Laufe der ersten beiden Jahre von Imatinib auf Nilotinib gewechselt hatten, machte für das Erreichen einer MR4,5 keinen Unterschied, ergänzte Prof. Pane. Im weiteren Verlauf der Studie muss sich zeigen, wie viele Personen letztlich eine TFR erzielen und diese beibehalten können.

Kongressbericht: EHA 2022 Congress

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Etwa ein Viertel (26,4 %) der Patient:innen im Imatinib-Arm sprachen nicht ausreichend an und wurden deshalb innerhalb der ersten zwölf Monate mit Nilotinib behandelt. Etwa ein Viertel (26,4 %) der Patient:innen im Imatinib-Arm sprachen nicht ausreichend an und wurden deshalb innerhalb der ersten zwölf Monate mit Nilotinib behandelt. © iStock/ Hailshadow