DA-EPOCH-R könnte ausreichen

Daniela Mackert

Für die Behandlung des Hochrisiko-Burkitt-Lymphoms reicht möglicherweise eine Chemotherapie mit niedriger Intensität. Für die Behandlung des Hochrisiko-Burkitt-Lymphoms reicht möglicherweise eine Chemotherapie mit niedriger Intensität. © sorapop – stock.adobe.com

Eine Chemotherapie mit niedriger Intensität genügt möglicherweise für die Behandlung des Hochrisiko-­Burkitt-Lymphoms ohne ZNS-Beteiligung. Im Vergleich zu einem intensiven Regime verursachte es weniger Toxizitäten, war aber ähnlich effektiv.

Das Burkitt-Lymphom ist eine seltene und aggressive B-Zell-Neoplasie, die mit einer Translokation des MYC-Onkogens an einen Immunglobulin-Promotor einhergeht. Das Zwei-Jahres-Gesamt­überleben von Patient:innen mit hohem Risiko beträgt 70–75 %. 

Aufgrund der Seltenheit der Krankheit wurde bislang nur eine einzige randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt, in der Forschende den Zusatznutzen von Rituximab zur hochintensiven Chemotherapie LMB-89 (Lymphom Malin B) untersuchten. Der Antikörper wird nun zu allen hochintensiven Chemotherapie-Backbones hinzugegeben, die Gegenstand von Phase-­2-Studien waren. Die Backbones selbst, insbesondere solche von hoher und niedriger Intensität, wurden bisher nicht miteinander verglichen. 

Das Team von Prof. Dr. ­Martine ­Chamuleau, Amsterdam University Medical Center, konzipierte daher die HOVON/SAKK-127-Studie, um das hochintensive R-CODOX-M/­R-IVAC-Schema mit dem weniger intensiven DA-EPOCH-R-Regime bei Personen mit neu diagnostiziertem Hochrisiko-Burkitt-Lymphom zu vergleichen.1 Die 89 Teilnehmenden ohne ZNS-Beteiligung erhielten randomisiert 

  • zwei Zyklen R-CODOX-M/R-IVAC (R-CODOX-M: Rituximab, Cyclophosphamid, Vincris­tin, Doxorubicin, Methotrexat; R-IVAC: Rituximab, Ifosfamid, Etoposid und Cytarabin) oder 
  • sechs Zyklen DA-EPOCH-R (dosisangepasstes Etoposid, Prednisolon, Vincristin, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Rituximab). 

Nach einem medianen Follow-up von 28,5 Monaten betrug das Zwei-Jahres-PFS (primärer Endpunkt) 76 % unter R-CODOX-M/R-IVAC und 70 % unter DA-EPOCH-R (HR 1,42; 95%-KI 0,63–3,18; p = 0,40). Die Zwei-Jahres-OS-Raten erreichten 76 % vs. 75  % (HR 1,21; 95%-KI 0,53–2,76; p = 0,65). Innerhalb der medianen Nachbeobachtungszeit wurde in keiner der beiden Gruppen ein ZNS-Rezidiv beobachtet. 

„Man kann nicht folgern, dass die Regime gleich gut sind“

Die Studie war nicht dafür de­signt worden, eine Nicht-Unterlegenheit zu beweisen, schreiben Dr. ­Kenneth Lim und Dr. ­Robin ­Filshie, St. Vincent’s Hospital Melbourne, in ihrem Kommentar.2 In Verbindung mit der langsamen Rekrutierung von Patient:innen und dem Nichterreichen des angestrebten Rekrutierungsziels ergab die Futility-Analyse, dass die Wahrscheinlichkeit einer Überlegenheit von DA-EPOCH-R wenn überhaupt nur 20 % betrug. Wenngleich es keine Unterschiede in den Überlebensergebnissen zwischen den beiden Therapien gab, könne man nicht schlussfolgern, dass die beiden Regime gleich effektiv sind. Die Behandlung mit DA-EPOCH-R war aber gegenüber R-CODOX-M/R-IVAC mit weniger Toxizitäten und deutlich geringerer unterstützender Pflege und Krankenhausaufent­halten verbunden. Sie könnte daher eine valide, weniger toxische und weniger kostspielige therapeutische Option für Erkrankte mit Hoch­risiko-Burkitt-Lymphomen ohne ZNS-Beteiligung darstellen.

Quelle:
1.    Chamuleau MED et al. Lancet Haematol 2023; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00279-X
2.    Lim KJC, Filshie R. Lancet Haematol 2023; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00311-3

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