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DA-EPOCH-R könnte ausreichen

Das Burkitt-Lymphom ist eine seltene und aggressive B-Zell-Neoplasie, die mit einer Translokation des MYC-Onkogens an einen Immunglobulin-Promotor einhergeht. Das Zwei-Jahres-Gesamtüberleben von Patient:innen mit hohem Risiko beträgt 70–75 %.
Aufgrund der Seltenheit der Krankheit wurde bislang nur eine einzige randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt, in der Forschende den Zusatznutzen von Rituximab zur hochintensiven Chemotherapie LMB-89 (Lymphom Malin B) untersuchten. Der Antikörper wird nun zu allen hochintensiven Chemotherapie-Backbones hinzugegeben, die Gegenstand von Phase-2-Studien waren. Die Backbones selbst, insbesondere solche von hoher und niedriger Intensität, wurden bisher nicht miteinander verglichen.
Das Team von Prof. Dr. Martine Chamuleau, Amsterdam University Medical Center, konzipierte daher die HOVON/SAKK-127-Studie, um das hochintensive R-CODOX-M/R-IVAC-Schema mit dem weniger intensiven DA-EPOCH-R-Regime bei Personen mit neu diagnostiziertem Hochrisiko-Burkitt-Lymphom zu vergleichen.1 Die 89 Teilnehmenden ohne ZNS-Beteiligung erhielten randomisiert
- zwei Zyklen R-CODOX-M/R-IVAC (R-CODOX-M: Rituximab, Cyclophosphamid, Vincristin, Doxorubicin, Methotrexat; R-IVAC: Rituximab, Ifosfamid, Etoposid und Cytarabin) oder
- sechs Zyklen DA-EPOCH-R (dosisangepasstes Etoposid, Prednisolon, Vincristin, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Rituximab).
Nach einem medianen Follow-up von 28,5 Monaten betrug das Zwei-Jahres-PFS (primärer Endpunkt) 76 % unter R-CODOX-M/R-IVAC und 70 % unter DA-EPOCH-R (HR 1,42; 95%-KI 0,63–3,18; p = 0,40). Die Zwei-Jahres-OS-Raten erreichten 76 % vs. 75 % (HR 1,21; 95%-KI 0,53–2,76; p = 0,65). Innerhalb der medianen Nachbeobachtungszeit wurde in keiner der beiden Gruppen ein ZNS-Rezidiv beobachtet.
„Man kann nicht folgern, dass die Regime gleich gut sind“
Die Studie war nicht dafür designt worden, eine Nicht-Unterlegenheit zu beweisen, schreiben Dr. Kenneth Lim und Dr. Robin Filshie, St. Vincent’s Hospital Melbourne, in ihrem Kommentar.2 In Verbindung mit der langsamen Rekrutierung von Patient:innen und dem Nichterreichen des angestrebten Rekrutierungsziels ergab die Futility-Analyse, dass die Wahrscheinlichkeit einer Überlegenheit von DA-EPOCH-R wenn überhaupt nur 20 % betrug. Wenngleich es keine Unterschiede in den Überlebensergebnissen zwischen den beiden Therapien gab, könne man nicht schlussfolgern, dass die beiden Regime gleich effektiv sind. Die Behandlung mit DA-EPOCH-R war aber gegenüber R-CODOX-M/R-IVAC mit weniger Toxizitäten und deutlich geringerer unterstützender Pflege und Krankenhausaufenthalten verbunden. Sie könnte daher eine valide, weniger toxische und weniger kostspielige therapeutische Option für Erkrankte mit Hochrisiko-Burkitt-Lymphomen ohne ZNS-Beteiligung darstellen.
Quelle:
1. Chamuleau MED et al. Lancet Haematol 2023; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00279-X
2. Lim KJC, Filshie R. Lancet Haematol 2023; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00311-3
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