
Das fibrotische Perpetuum anhalten

Für die idiopathische Lungenfibrose (IPF), die aggressivste Form einer interstitiellen Lungenerkrankung, stehen bisher zwei antifibrotische Medikamente zur Verfügung. Sie bremsen die Progredienz, vermögen sie aber nicht zu stoppen, und sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen im Einsatz limitiert, betonte Prof. Dr. Malgorzata Wygrecka vom Center for Infection and Genomics of the Lung der Universität Gießen. Um neue Pharmaka entwickeln zu können, ist ein detailiertes Verständnis der pathogenetischen Mechanismen unerlässlich. Doch „das ist schwierig, weil die Mechanismen komplex sind und wir die Patienten praktisch nie zu Beginn ihrer Erkrankung sehen“, sagte die Biochemikerin.
Fibrinsynthese läuft und läuft und läuft
Aktuell geht man davon aus, dass multiple Schäden an alternden Epithelzellen den pulmonalen Umbauprozess ins Rollen bringen. Sie können die Zellen in die Apoptose treiben, aber auch aktivieren, was wiederum Fibroblasten anregt und die Fibrinsynthese steigert – physiologische Prozesse, die der Körper zur Reparatur von Gewebeschäden benötigt. Bei der IPF laufen diese Prozesse jedoch endlos weiter und unterhalten sich dabei selbst.
Bisher lag die Aufmerksamkeit vor allem auf Fibroblasten und Epithelzellen. Inzwischen ist klar, dass viele weitere Zelltypen an der Pathogenese beteiligt sind, neben Makrophagen, T- und B-Zellen auch aberrante Basalzellen und Endothelzellen. So ließ sich bei IPF-Patienten eine Korrelation zwischen der Gensignatur von Basalzellen und der Mortalität nachweisen. Der Arbeitsgruppe von Prof. Wygrecka ist es gelungen, zu zeigen, dass die Injektion von Basalzellen aus IPF-kranken Mäusen bei immungesunden Artgenossen eine schwere Lungenfibrose induziert.
Vier neue Wirkmechanismen aktuell in Phase 3
Auf diesen Erkenntnissen fußt eine Reihe neuer Wirkstoffe mit unterschiedlichen Ansätzen. Vier von ihnen befinden sich bereits in Phase 3 der klinischen Entwicklung:
- Pamrevlumab, ein Antikörper gegen den Connective Tissue Growth Factor (CTGF)
- das Pentraxin-2-Analogon PRM-151 IV
- der PDE4B-Inhibitor BI 101550
- eine inhalative Formulierung des Prostazyklinanalogons Treprostinil
Prof. Wygreckas besondere Aufmerksamkeit gilt dem Koagulationsfaktor XIIa. Dessen Inhibition unter Zuhilfenahme des Antikörpers Garadacimab konnte in präklinischen Modellen einer durch Bleomycin induzierten Lungenfibrose Einhalt gebieten. „FXIIa ist insofern interessant, als er nicht von zentraler Bedeutung ist für die Hämostase, aber viele zelluläre Effekte entfaltet“, erläuterte die Referentin. Phase 2 der klinischen Entwicklung hat bereits begonnen.
Die Vielfalt der beteiligten molekularen Mechanismen ist groß. Dies bietet die Chance, verschiedene Endotypen der IPF zu identifizieren, die unterschiedliche therapeutische Strategien erfordern. Anhand von mRNA aus BAL-Material konnten bereits sechs IPF-Cluster beschrieben werden, die mit dem Überleben korrelieren. Darunter war z.B. ein Cluster mit starker inflammatorischer Signatur und sehr schlechten Überlebenszeiten. Für eine erfolgversprechende endotypbasierte Therapie müssen aber zunächst aussagekräftige und leicht zu messende Biomarker gefunden werden, die Prognose und Ansprechen vorhersagen.
Quelle: 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).