
Barrieren vor und während der cholesterinsenkenden Therapie abbauen

1. Vor dem Einstieg in die Therapie müssen Sie mit der Patientin oder dem Patienten über die persönlichen Risiken und den Nutzen einer Statingabe sprechen. Dabei muss klargemacht werden, dass im Internet niemals individuell angepasste Informationen zu bekommen sind. Das Gespräch bietet eine gute Gelegenheit, die möglicherweise vorgefasste Meinung zu Statinen zu erfahren und diese mit Blick auf die individuelle Situation zurechtzurücken. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Kontext, dass es bei eventuell auftretenden Nebeneffekten Abhilfe gibt.
2. Verdeutlichen Sie der Patientin oder dem Patienten, wie stark eine Senkung des LDL-Cholesterins das kardiovaskuläre Risiko verringert – nämlich um 45 % bei einer Abnahme des LDL-Cholesterin um 77 mg/dl. Je tiefer das LDL-Cholesterin sinkt und je länger es niedrig bleibt, desto größer ist der Nutzen und desto kleiner werden auch Plaquevolumen und Atherogenität.
3. Setzen Sie kein Statin ein, das von einem Familienmitglied nicht vertragen wurde. Es könnte eine genetische Disposition vorliegen. Machen Sie deutlich, dass es eine Auswahl verschiedener Statinpräparate gibt und dass nicht alle identisch sind.
4. Verschreiben Sie nicht nur ein Statin, sondern entwickeln Sie einen patientenspezifischen Plan zur Risikoreduktion, der auch auf schrittweise Ernährungs- und Lebensstilmodifikationen abzielt. Etwa vier bis zwölf Wochen nach Beginn der Statinbehandlung sollten Sie das LDL-Cholesterin und die Adhärenz an den Therapieplan nochmals überprüfen.
5. Achten Sie auf das Potenzial für Arzneimittelinteraktionen. Hochrisikomedikamente sind in diesem Kontext Immunsuppressiva und antiretrovirale Substanzen.
6. Fragen Sie nach muskulären Symptomen. Wo und wann treten sie genau auf? Mit Statinen assoziiert sind vor allem bilaterale proximale Myalgien großer Muskelgruppen. Eine wesentliche Rolle spielt jedoch die Erwartung der Patientin bzw. des Patienten, also der Noceboeffekt.
7. Messen Sie die Kreatinkinase bei persistierenden oder schweren Myalgien und vor allem, wenn Muskelschwäche auftritt. Bei Werten über 1.000 U/l muss eine Reihe von Ursachen in Betracht gezogen werden. Die höchst seltene durch die Einnahme von Statinen induzierte Rhabdomyolyse ist mit höheren Werten (mindestens 2.000 U/l) assoziiert. Dies gilt auch für die seltene statininduzierte nekrotisierende Autoimmunmyopathie. Das Statin muss bei Verdacht auf diese beiden seltenen Erkrankungen abgesetzt werden. Die Autoimmunmyopathie erfordert zusätzlich den Einsatz von Immunsuppressiva.
8. Wenn mit einem Statin Probleme auftreten, sollten Sie nicht gleich von Statinintoleranz sprechen. Sinnvoller ist es, die Symptome als statininduzierte Nebenwirkungen zu bezeichnen. Das Problem lässt sich möglicherweise bereits lösen, indem man die Dosis reduziert oder von einer lipophilen auf eine hydrophile Substanz wechselt.
9. Wenn der LDL-Cholesterin-Zielwert nicht erreicht wird, verdoppeln Sie nicht die Dosis. Besser ist es, ein Nicht-Statin wie Ezetimib oder Bempedoinsäure dazuzugeben. In manchen Fällen muss man auch zu einem PCSK9-Hemmer greifen.
10. In der Sekundärprävention profitieren auch über 75-jährige Patientinnen und Patienten von einer Senkung des LDL-Cholesterins. Bei stark eingeschränkter Lebenserwartung sollte man aber an eine Beendigung der Statintherapie denken. Hinsichtlich der Primärprävention ist der Nutzen in dieser Altersgruppe bisher unklar.
Quelle: Rangwani S et al. Mayo Clin Proc 2024; 99: 1958-1964; doi: 10.1016/j.mayocp.2024.08.025
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