Statine auf dem Prüfstand

Dr. Dorothea Ranft

Wie hoch die Gefahr für einen hämorrhagischen Schlaganfall ist, zeigt eine neue Studie. Wie hoch die Gefahr für einen hämorrhagischen Schlaganfall ist, zeigt eine neue Studie. © MQ-Illustrations - stock.adobe.com

Die Nebenwirkungen von Statinen reichen von Muskelschmerzen bis hin zu einem leicht erhöhten Diabetesrisiko. Wie hoch die Gefahr für einen hämorrhagischen Schlaganfall ist, zeigt eine neue Studie.

Immer wieder flammt die Diskussion auf, ob die lipidsenkende Therapie mit Statinen das Auftreten hämorrhagischer Schlaganfälle begünstigt. Wissenschaftler aus der Schweiz und aus Italien untersuchten diese Frage in einer Metaanalyse. Sie zogen 48 randomisierte klinische Studien zu Statinbehandlungen und anderen lipidsenkenden Therapien mit mindestens 1.000 Teilnehmern und einer Beobachtungszeit von mehr als zwei Jahren heran. 

Geprüft wurde der Einfluss der LDL-Senkung mit Statinen, Ezetimib und PCSK9-Hemmern. Zudem betrachtete man die Auswirkung der Triglyzeridreduktion durch Fibrate und Omega-3-Fettsäuren. 

Kein Unterschied bei anderen Lipidsenkern

Die Forscher ermittelten einen leichten Anstieg der hämorrhagischen Schlaganfälle unter LDL-reduzierender Therapie (Risk Ratio, RR, 1,16). Dieser war auf das erhöhte Risiko unter Statinen zurückzuführen (RR 1,17), wie Sylvain Bétrisey vom Inselspital Bern und Koautoren ausführen. Bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall hinter sich hatten, lag das Risiko bei dieser Wirkstoffgruppe noch höher (RR 1,46). Auch in Studien mit einem mittleren Teilnehmeralter von über 65 Jahren ging die Statintherapie mit einer größeren Gefahr einher (RR 1,34).

Kein signifikanter Unterschied zeigte sich unter Ezetimib, PCSK9-Inhibitoren und triglyzeridsenkenden Wirkstoffen. Die Wissenschaftler betonen, dass trotz der erhöhten Gefahr für hämorrhagische Schlaganfälle das absolute Risiko gering sei. Somit überwiege der Vorteil der Prävention ischämischer Insulte und Statine sollten weiterhin eingesetzt werden, wenn sie indiziert sind. 

Zu wenige Patienten mit Hirnblutung berücksichtigt

Die Autoren des begleitenden Kommentars geben zu bedenken, dass die Metaanalyse die Kontroverse um den Einsatz von Statinen insbesondere bei Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall in der Anamnese nicht beende. Nur drei der untersuchten 48 Studien machten Angaben zu Teilnehmern mit hämorrhagischem Insult als Komorbidität. Sieben Studien schlossen entsprechende Patienten gänzlich aus, 38 nannten dazu keine Zahlen. Daraus folgt, dass nur 250 von insgesamt 405.285 Teilnehmern bei Studieneinschluss nachweislich ein solches Ereignis hatten. Auch der fehlende Zusammenhang zwischen Nicht-Statin-Lipidsenkern und Schlaganfallrisiko sei wegen der kleineren Anzahl an Studien (15 vs. 33 mit Statinen) nicht gesichert.

Quellen: 

1. Bétrisey S et al. J Am Heart Assoc 2024; 13: e030714; DOI: 10.1161/JAHA.123.030714 

2. Gaist S, Selim M. J Am Heart Assoc 2024; 13: e034099; DOI: 10.1161/JAHA.124.034099

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