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Den tödlichen Infekten zuvorkommen

Menschen mit Leberzirrhose haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Infektionen, häufig mit schweren Verläufen bis hin zu extrahepatischem Organversagen und Sepsis. Eine besonders gefährliche Komplikation ist bei diesen Patienten eine Entzündung des Aszites.
PPI und Antibiotika machen Infektionen wahrscheinlicher
Ursache für das deutlich erhöhte Infektionsrisiko der Leberkranken ist neben dem dysfunktionalen Immunsystem der verminderte Gallenfluss und die veränderte Darmmikrobiota. Hinzu kommen als äußere Einflüsse der Einsatz von Protonenpumpeninhibitoren und wiederholte Antibiosen, ein geschwächter Allgemeinzustand und häufige Klinikaufenthalte mit invasiven Maßnahmen, erläutern Dr. Jasmohan Bajaj von der Virginia Commonwealth University in Richmond und Kollegen in einem Übersichtsartikel.
Von besonderer Bedeutung ist eine erhöhte Durchlässigkeit der intestinalen Barriere. Pathogene Enterobakterien wie Escherichia coli oder Klebsiellen sowie Streptokokken durchwandern in der Folge die Darmwand und lösen die spontan bakterielle Peritonitis, die häufigste Infektion beim Patienten mit Leberzirrhose, aus. Neben Clostridioides-difficile-Infektionen kommt auch Mykosen eine entscheidende Rolle zu.
Grundsätzlich sollte jede Verschlechterung des Zustands eines Leberzirrhotikers mit Aszites an eine Infektion denken lassen, insbesondere neu auftretendes Nierenversagen, Leukozytose oder mentale Auffälligkeiten. Pyrexie als verlässliches Krankheitszeichen scheidet aus, denn aufgrund ihres schwachen Immunsystems können die meisten Kranken mit dekompensierter Zirrhose kein Fieber entwickeln. CRP und Procalcitonin sind bei Leberzirrhose ohnehin erhöht und helfen diagnostisch nicht weiter.
Die spontan bakterielle Peritonitis kann asymptomatisch verlaufen, Diarrhö oder Ileus sowie abdominelle Schmerzen finden sich nicht zwangsläufig. Möglicherweise tritt jedoch eine hepatische Enzephalopathie auf. Die Diagnose wird durch Aszitespunktion mit Nachweis einer Zahl von neutrophilen Granulozyten über 250/µl gestellt. Eine Bakterienkultur (aerob, anaerob) gelingt häufig erst, wenn das Punktat direkt am Patientenbett in die Nährlösungen gebracht wird, erläutern die Kollegen.
Da Protonenpumpeninhibitoren das Risiko für die zirrhosebedingten Bauchfellentzündungen und für Infektionen mit Clostridioides difficile erhöhen, sollten diese Medikamente nach Möglichkeit abgesetzt werden. Die intravenöse Gabe von 1,5 g/kgKG Albumin zu Beginn der Behandlung gefolgt von 1 g/kgKG am Tag drei verhindert die prognostisch ungünstigen Nierenfunktionsstörungen und bessert die Überlebenschancen der Patienten.
Mit Mikrobenpower gegen die Infektion
- Pro- und Präbiotika (einschließlich Lactulose) sollen die Darmmikrobiota in Ordnung bringen, zeigen bisher aber keine durchschlagenden Erfolge.
- Stuhltransplantationen könnten vor allem bei Infektionen durch multiresistente Erreger helfen. Die Spender müssen sorgfältig ausgewählt werden, damit nicht neue Pathogene übertragen werden.
- Bei der Phagentherapie beseitigen Bakteriophagen resistente Keime, wobei sie auch Biofilme durchdringen. Unbeantwortet sind Fragen zur fehlenden Spezifität dieser experimentellen Therapien und zur möglichen Resistenzbildung.
- Cephalosporine der dritten Generation i.v. (Cefotaxim, Ceftriaxon), Ciprofloxacin i.v. oder Ofloxacin p.o. bei ambulant erworbener Infektion
- Piperacillin plus Tazobactam bei ambulant erworbenen Infekten und möglichen Resistenzen
- Piperacillin plus Tazobactam bei nosokomialen Infektionen und geringer Wahrscheinlichkeit für resistente Keime
- Meropenem, eventuell plus Glykopeptid-Antibiotikum, bei nosokomialen Infektionen und hoher Wahrscheinlichkeit für Resistenzen
Hochrisikopatienten und Wahl der Primär- und Sekundärprophylaxe | |||
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Symptomatik | Antibiotikum | Dosierung und Dauer | Anmerkungen |
gastrointestinale Blutungen | Ceftriaxon | 1 g/d i.v. über sieben Tage | |
Norfloxacin | 400 mg/d p.o. | „fortgeschritten“ bedeutet:
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Ciprofloxacin | 500 mg/d p.o. | ||
fortgeschrittene Zirrhose | Trimethoprim-Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol) | 160/800 mg/d p.o. | |
frühere spontan bakterielle Peritonitis | wie bei fortgeschrittener Zirrhose | Fortsetzung der Prophylaxe bis zur Transplantation, Rückbildung des Aszites oder bis zum Tod |
Quelle: Bajaj JS et al. N Engl J Med 2021; 384: 2317-2330; DOI: 10.1056/NEJMra2021808
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