Albumin wirkt bei Leberzirrhose antioxidativ und entzündungshemmend

Dr. Andrea Wülker

Humanalbumin kann noch mehr als erwartet. Humanalbumin kann noch mehr als erwartet. © wikimedia/Astrojan

Humanalbumin wird Patienten mit Leberzirrhose verabreicht, um z.B. nach einer Aszites­punktion den Kreislauf stabil zu halten oder um ein hepatorenales Syndrom zu verhindern. Doch das Serumprotein fungiert auch als Radikalfänger.

Aktuelle Leitlinien nennen für den Einsatz von Humanalbumin bei Leberzirrhosepatienten mehrere Indikationen:

  • Prävention einer Kreislauffunktionsstörung nach Punktion großer Aszitesmengen (> 5 l),
  • Prävention des hepatorenalen Syndroms bei Patienten mit spontaner bakterieller Peritonitis,
  • Management des hepatorenalen Syndroms in Kombination mit Vasokonstriktoren.

Durch die kurzfristige Albumingabe bei dekompensierter Leberzirrhose soll das effektive Blutvolumen verbessert werden.

Drei Fakten zu Humanalbumin

  • Humanalbumin wird ausschließlich in der Leber gebildet.
  • Es ist das Hauptprotein im Serum und macht mit einer Konzentration von 3,5–5 g/dl etwa die Hälfte des Proteinanteils im Serum aus.
  • Es bestimmt 75 % des onkotischen Drucks im Blut.

Lange Zeit führte man Komplikationen der Leberzirrhose wie Aszites oder Nierenfunktionsstörungen allein auf ein erniedrigtes effektives Blutvolumen als Folge einer peripheren arteriellen Vasodilatation zurück, schreiben Dr. ­Carla ­Cremonese und Kollegen von der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Doch inzwischen konnte gezeigt werden, dass die dekompensierte Leberzirrhose auch mit einer systemischen Inflammation und oxidativem Stress einhergeht, was zur Entstehung des akut-auf-chronischen Leberversagens (ACLF) und des Multiorganversagens beitragen kann. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Albumin nicht nur ein effektiver Plasmaexpander ist, sondern auch als Radikalfänger und Anti­oxidans wirkt. Eine Infusion des Stoffs kann während einer systemischen Inflammation die Effekte von oxidativem Stress mildern. Hinzu kommen immunmodulatorische Eigenschaften: Eine Studie ergab, dass Albumininfusionen die PGE2-vermittelte Immundysfunktion bei Leberzirrhose positiv beeinflussen. Die Autoren nehmen an, dass das Serumprotein aufgrund seiner antioxidativen und immunmodulatorischen Eigenschaften auch vorbeugend gegen die Entwicklung eines ACLF wirken kann.

Langfristig gegeben senkt es womöglich die Letalität

Darüber hinaus ergab eine aktuelle Studie, dass eine zwölfwöchige Gabe bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose Marker der systemischen Inflammation wie Interleukin-6 reduzieren kann. Dies soll u.a. durch positive Effekte auf die Endothelfunktion bedingt sein. Eine Studie zum langfristigen Einsatz von Albumin (18 Monate) zeigte, dass die Inzidenz von therapierefraktärem Aszites um 50 % zurückgeht, die Hospitalisierungsrate sinkt und die Letalität um 38 % reduziert werden kann. Eine andere Studie, in der die Substanz in einer geringeren Dosis über ca. zwei Monate Patienten mit weiter fortgeschrittener Leberzirrhose verabreicht wurde, konnte diese positiven Ergebnisse jedoch nicht bestätigen. In weiteren Studien sollte geklärt werden, welche Rolle Albumin im klinischen Alltag bei Leberzirrhosepatienten spielen kann und welche Patientengruppen von dieser Therapie besonders profitieren, fordern die Frankfurter Kollegen.

Quelle: Cremonese C et al. Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 722-726; DOI: 10.1055/a-1012-6991

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