Patienten oft falsch behandelt

Dr. Andrea Wülker

Trotz bestehender Leitlinien ist die Wahl der Medikamente in der Praxis oft nicht angemessen. Trotz bestehender Leitlinien ist die Wahl der Medikamente in der Praxis oft nicht angemessen. © burdun – stock.adobe.com

Die Versorgung von Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose erfolgt oft nicht leitlinienkonform. So erhalten nur knapp 60 % der Betroffenen mit einer Episode einer hepatischen Enzephalopathie danach eine adäquate Sekundärprophylaxe.

Die Prognose von Patienten mit Leberzirrhose hängt stark von der verbliebenen Leberfunktion ab. Dekompensationsereignisse wie Aszites, hepatische Enzephalopathie, Varizenblutung oder spontane bakterielle Peritonitis sind keine guten Zeichen – treten sie auf, sollte zur Sekundärprophylaxe eine leitlinienkonforme medikamentöse Behandlung erfolgen.

Wie gut das in der deutschen Primärversorgung funktioniert, untersuchte das Team um Privatdozent Dr. Christian Labenz von der Universitätsmedizin Mainz. Die Kollegen analysierten die Daten von 1.538 Zirrhotikern mit einem erstmaligen Dekompensationsereignis und untersuchten, wie sie nach dem Akutereignis behandelt wurden.

Nur knapp 60 % erhielten angemessene HE-Prophylaxe

Eine leitliniengerechte Sekundärprophylaxe erhielten 91,3 % der Patienten mit Aszites (Diuretika). Nichtselektive Betablocker bekamen 69,1 % der Patienten nach Varizenblutung, Antibiotika erhielten 60,4 % der Betroffenen nach einer spontanen bakteriellen Peritonitis. Laktulose und/oder Rifampicin wurden in 59,1 % der Fälle nach hepatischer Enzephalopathie (HE) verabreicht.

Dass nach einer HE-Episode nur knapp 60 % der Betroffenen eine angemessene Sekundärprophylaxe erhielten, überraschte die Autoren besonders. Immerhin gibt es robuste Daten dafür, dass Laktulose und Rifampicin weitere HE-Ereignisse verhindern können.

Häufig potenziell schädliche Medikamente eingesetzt

Bedenklich ist auch, dass nicht wenige Patienten in der Zeit nach dem Dekompensationsereignis potenziell schädliche Medikamente bekamen. Dazu gehörten beispielsweise NSAR in 15,5 %, Benzodiazepine in 12,8 % und Opioide in 9,5 % der Fälle. Spitzenreiter waren jedoch Protonenpumpenhemmer (PPI), die 73,7 % der Betroffenen erhielten. PPI sind jedoch bei Zirrhosepatienten mit Komplikationen wie HE, Infektionen und Knochenbrüchen assoziiert.

Die Behandlung von Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose ist demnach nicht optimal. Um dies zu verbessern, legen die Autoren allen Kollegen in der Primärversorgung die Leitlinien zum Management der Leberzirrhose ans Herz.

Quelle: Labenz C et al. Z Gastroenterol 2022; 60: 165-169; DOI: 10.1055/a-1676-4822

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