Wie viel Albumin für wen?

DGIM 2022 Kathrin Strobel

Nicht alle Patienten mit Leberzirrhose profitierten in Studien von einer Albumingabe. Nicht alle Patienten mit Leberzirrhose profitierten in Studien von einer Albumingabe. © eranicle – stock.adobe.com

Humanalbumin wird bei Patienten mit Leberzirrhose eingesetzt. Ziele sind die Volumenexpansion und die Verbesserung der zirkulatorischen Dysfunktion. Daneben spielen auch immunmodulatorische Wirkungen eine Rolle. Doch profitieren alle Patienten von der Albumingabe?

Als etablierte Standardindikationen für die Gabe von Humanalbumin gelten die Prophylaxe des hepato­renalen Syndroms (HRS) bei Parazentese und bei spontaner bakterieller Peritonitis. Zur Therapie des HRS wird Albumin in Kombination mit Terlipressin (alternativ Noradrenalin) verabreicht.

Eine neue Indikation könnte die dauerhafte ambulante Albumintherapie bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites darstellen, erläuterte Prof. Dr. Christian­ Lange­, LMU Klinikum München. In der ­ANSWER-Studie hat man 440 Patienten mit Aszites entweder mit Aldosteron-Antagonisten (≥ 200 mg/d) und Furosemid (≥ 25 mg/d) behandelt oder zusätzlich zu dieser Standardtherapie Humanalbumin verabreicht. In den ersten zwei Wochen erhielten die Teilnehmer im Albuminarm zweimal 40 g/Woche, ab der dritten Woche wurde die Dosierung reduziert auf einmal 40 g/Woche.

Nicht alle Patienten profitieren gleichermaßen

Die Überlebensraten lagen in der Albumingruppe deutlich höher als in der Standardgruppe, eine Parazentese war seltener und wenn, dann später notwendig. Unter Albumin kam es weniger häufig zu Komplikationen wie

  • spontane bakterielle Peritonitis (Incidence Rate Ratio, IRR, 0,33), 
  • hepatische Enzephalopathie (IRR 0,48), 
  • renale Dysfunktion mit einer Serum-Kreatinin-Konzentration von > 1,5 mg/dl (IRR 0,50) oder 
  • Hyponatriämie mit einer Serum-Natrium-Konzentration von < 130 mmol/l (IRR 0,51). 

Nach 18 Monaten betrug die Überlebensrate 86 % in der Gruppe mit Standardtherapie und Albumin vs. 67 % in der Kontrollgruppe.

Allerdings ist zu beachten, dass die Studienteilnehmer der ANSWER-Studie vergleichsweise gesund waren, erinnerte der Referent. Bei hospitalisierten Patienten habe eine hoch dosierte Albumintherapie jenseits etablierter Indikationen keine Vorteile gezeigt. In die ATTIRE-Studie waren 828 hospitalisierte Patienten mit dekompensierter Zirrhose und einem Serumalbumin < 30 g/l eingeschlossen.

Es ergab sich in Bezug auf den primären Endpunkt (Infektion, renale Dysfunktion oder Tod innerhalb der ersten drei bis 15 Tage) kein Unterschied zwischen der Standardbehandlung und der zusätzlichen gezielten Albumingabe. In der Albumingruppe kam es häufiger zu schweren unterwünschten Ereignissen als unter Standardtherapie.

Weitere Erkenntnisse zur langfris­tigen Albumingabe bei Patienten mit dekompensierter Zirrhose und Aszites wird die momentan laufende ­PRECIOSA-Studie liefern, kündigte der Experte an. Die Untersuchung soll voraussichtlich bis ins Frühjahr 2023 laufen.

Kongressbericht: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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Nicht alle Patienten mit Leberzirrhose profitierten in Studien von einer Albumingabe. Nicht alle Patienten mit Leberzirrhose profitierten in Studien von einer Albumingabe. © eranicle – stock.adobe.com