Der Frust mit der Lust: Potenzmittel und ihre Nebenwirkungen

Dr. Alexandra Bischoff

Fast jeder „kann“ wieder, doch mancher steht mit Schmerzen und Fibrosen da. Fast jeder „kann“ wieder, doch mancher steht mit Schmerzen und Fibrosen da. © fotolia/Kaspars Grinvalds

Die Therapie der erektilen Dysfunktion hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert. Mittlerweile gibt es eine große Bandbreite an medikamentösen Therapieoptionen, die fast jedem Betroffenen ein zufriedenstellendes Sexualleben ermöglichen können – allerdings nicht ganz nebenwirkungsfrei.

Noch vor 20 Jahren bestand das Therapieangebot bei der erektilen Dysfunktion (ED) gerade mal aus drei Präparaten: Prostaglandin E1 (PGE1), Papaverin und Phentolamin. Im Zeitalter der Phosphodiesterase-5 (PDE-5)-Inhibitoren stehen diese Therapeutika meist nur noch in der zweiten Reihe. Primär verabreicht werden sie beispielsweise bei Kontraindikationen gegen orale Medikamente, so Professor Dr. Herbert Sperling, Kliniken Maria Hilf, Mönchengladbach.

PGE1-Gel lieber nur auf die Eichel auftragen

Als hochwirksam hat sich z.B. die SKAT (Schwellkörperautoinjektionstherapie) erwiesen. Um eine Effektivität von 70–80 % zu erreichen, muss der Patient allerdings genau angeleitet werden, wie er das Medikament applizieren soll. Die direkte intrakavernöse Applikation bringt kaum systemische Nebenwirkungen mit sich. Aber in 13–80 % der Fälle kommt es zu penilen Schmerzen und in 8-12 % zu penilen Fibrosen. Nicht geeignet für die SKAT sind Patienten mit Gerinnungsstörungen, stattgehabtem Priapismus oder hochgradiger Induratio penis plastica.

In diesen Fällen muss es ohne PDE-5-Inhibitor klappen

absolute Kontraindikationen:
  • Einnahme von Nitraten oder Molsidomin
  • Partydroge „Poppers“ mit Stickstoffmonoxiddonatoren
  • Augenerkrankungen wie Retinitis pigmentosa oder NAION (nicht arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie)
relative Kontraindikationen:
  • Leber- und Nierenerkrankungen
  • Induratio penis plastica
  • Sichelzellanämie
  • multiples Myelom n Leukämie

Papaverin wird als Monotherapie aufgrund seiner hepatotoxischen Wirkung und einer Priapismusrate von bis zu 18 % nicht mehr verabreicht. Bei SKAT-Non-Respondern kann eine Kombination aus allen drei genannten Präparaten, die sog. Trimix-Mischung, Erfolg versprechend sein. Häufig werden nach Langzeitgebrauch Priapismen (15 %) und Fibrosierungen (12 %) beobachtet. Die intraurethrale oder transdermale Applikation von PGE1 stellt eine weitere Therapieoption dar. Das medikamentöse urethrale System zur Erektion (MUSE) darf bei Urethritis oder penilen Anomalien nicht angewendet werden. Wenn die Partnerin schwanger ist, muss ein Kondom benutzt werden. Unter der Therapie kann es zu penilen Schmerzen, Schwindel und Mikro- bzw. Makrohämaturie kommen. Bei der transdermalen PGE1-Applika­tion können bei etwa 20 % der Patienten Rötungen oder Brennen der Penishaut auftreten. In solchen Fällen wird empfohlen, den Penisschaft auszusparen und das Gel nur auf die Glans aufzutragen.

PDE-5-Hemmer helfen besser bei psychogener Ursache

Im Vergleich zu den oben genannten Initiatoren (Substanzen, die die Erektion initiieren) wirken PDE-5-Inhibitoren zwar ebenfalls peripher, aber als sog. Konditionierer. Sie werden oral eingenommen und verändern das Milieu dahingehend, dass eine Erektion aufgebaut bzw. aufrechterhalten werden kann. Sildenafil war der erste Vertreter dieser Substanzgruppe mit einer Erfolgsrate von 50–90 %. Patienten mit einer psychogenen Ursache sprechen deutlich besser auf das Präparat an, als solche mit einer schweren organischen erektilen Funktionsstörung. Taldalafil, Vardenafil und Avanafil zählen zu den neueren Substanzen.

Dicker Kopf und Erröten nach heißer Nacht

Das Nebenwirkungsspektrum ist bei allen vier in Deutschland zugelassenen PDE-5-Hemmern in etwa gleich. Kopfschmerzen, Flush, Sodbrennen treten zwar häufig, aber meist nur kurzzeitig auf und führen nur selten zu einem Abbruch der Therapie. Zu Beginn der Therapie wird eine mittlere Dosis empfohlen. Bei Männern mit renaler oder hepatischer Schädigung oder im Alter von > 65 Jahren sollte man mit der jeweils niedrigsten Dosierung starten. Vorsicht gilt auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten, die den Cytochrom-P450-Komplex hemmen wie Amiodaron, Cimetidin, Clarithromycin oder Antimykotika, bzw. dem Genuss von Grapefruitsaft. Neueste Studien konnten zwar keine erhöhte Mortalität und Inzidenz von Koronarischämien nachweisen. Dennoch sollte der Einsatz von PDE-5-Hemmern bei Patienten mit vorgeschädigtem Herzen gut überlegt sein, denn allein die Anstrengung birgt schon ein Gefährdungspotenzial. 

Sperling H. Urologe 2017; 56: 451-455

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Fast jeder „kann“ wieder, doch mancher steht mit Schmerzen und Fibrosen da. Fast jeder „kann“ wieder, doch mancher steht mit Schmerzen und Fibrosen da. © fotolia/Kaspars Grinvalds