Die erektile Dysfunktion in den Griff bekommen

Dr. med. Dorothea Ranft, Foto: fotolia, Andrey Popov

Jeder dritte Mann mit erektiler Dysfunktion (ED) spricht auf PDE-5-Hemmer nicht genügend an. In solchen Fällen können vasoaktive Substanzen, Penisring und co. weiterhelfen.

Wenn Patienten über Potenzprobleme klagen, steht die Vermeidung exogener Noxen an erster Stelle: Nicht selten lässt sich die erektile Funktion z.B. bereits durch Nikotin­abstinenz oder einen optimal eingestellten Blutzucker bessern. Zumindest steigen damit die Chancen, dass die medikamentöse Therapie anspricht, schreiben Dr. Matthias Trottmann, Urologische Klinik und Poliklinik der LMU München, Campus Großhadern, und Kollegen.

Sildenafil möglichst nicht nach Mahlzeiten einnehmen

Die meisten Männer bevorzugen eine orale ED-Behandlung mit PDE-5-Inhibitoren (PDE5i). In Deutschland sind vier Substanzen (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil) zugelassen, die hinsichtlich Wirkeintritt und -dauer erheblich differieren. Sildenafil sollte möglichst nicht nach einer Mahlzeit eingenommen werden, weil dies den Effekt abschwächen und verzögern kann. Für Vardenafil und Avanafil gilt diese Einschränkung nur bei fettreicher Kost. Vardenafil steht auch als Schmelztablette zur Verfügung, Tadafil ist in niedriger Dosis (2,5 bis 5 mg) für eine tägliche Dauertherapie zugelassen, die ein spontaneres Sexualleben erlauben soll.

Prostaglandin-E1-haltige Creme wirkt bis zu zwei Stunden lang


Kontraindikationen für PDE-5-Hemmer

  • Einnahme von Nitraten bzw. NO-Donatoren

  • Retinitis pigmentosa

  • nicht arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (NAION)

  • kurz zurückliegender Schlaganfall/Myokardinfarkt

  • Vorsicht mit Alphablockern (orthostatische Hypotonie)

Insgesamt haben sich die PDE-5-Hemmer in diversen Studien als sicher und effektiv erwiesen. Allerdings erreicht etwa ein Drittel der Männer mit einer Monotherapie keine suffiziente Erektion, unter Diabetikern spricht nur die Hälfte an.


Bei mangelnder Response oder Kontraindikationen (s. Kasten) kommt als Second-line-Therapie ein Versuch mit vasoaktiven Substanzen infrage, die auch in Kombination mit PDE5i eingesetzt werden. Prostaglandin E1 (PGE1) entfaltet seine Wirkung unabhängig von intakten Nervenstrukturen und dem für PDE-5-Hemmer essenziellen Angebot an Stickstoffmonoxid (NO). Neben der klassischen transurethralen bzw. intrakavernösen Applikation (MUSE* bzw. SKAT**) steht inzwischen auch ein Präparat zur topischen Applikation zur Verfügung.


Die PGE1-haltige Creme wird mit einem speziellen Applikator auf die Glans penis und den manuell eröffneten Meatus urethrae aufgetragen. Die Wirkung tritt nach fünf bis zehn Minuten ein und soll bis zu zwei Stunden anhalten. Unter der Therapie mit Vitaros® können allerdings Juckreiz und lokale Reiz­erscheinungen auftreten – eventuell auch bei der Partnerin.

Testosteron nur bei einem diagnostizierten Mangel

Mit wesentlich stärkeren Begleiterscheinungen muss man bei den klassischen Applikationswegen rechnen: Bei MUSE kommt es vor vor allem zu Penisschmerzen, Brennen in der Urethra und Hypotonie. Bei SKAT drohen neben dem Schmerz prolongierte Erektionen und v.a. bei häufigerer Anwendung Fibrosen der Tunica albuginea. Wegen Nebenwirkungen und Spritzenangst brechen trotz hoher Ansprechraten mindestens 40 % der Patienten die SKAT ab. Bei Therapieversagen lassen sich weitere vasoaktive Substanzen (z.B. Papaverin, Phentolamin, Aviptadil) allein oder in Kombination intrakavernös applizieren – mit teils hohen Ansprechraten.


Wann hat der PDE-5-Hemmer versagt

Bevor ein Patient als Non-Responder eingestuft wird, sollte er mindestens vier Therapieversuche mit einem PDE-5-Hemmer unternehmen. Schlagen diese fehl, heißt es, einen weiteren, Phosphodiesterase-Hemmer, besser mehrere, auszuprobieren. Für die ganze Prüfung empfehlen die Autoren, mehrere Wochen einzuplanen. Natürlich müssen häufige Fehlerquellen ausgeschlossen sein (z.B. falscher Einnahmezeitpunkt, zu niedrige Dosis, Bezug von Fälschungen aus dem Internet).


Testosteron sollte bei Männern mit erektiler Dysfunktion nur im Fall eines nachgewiesenen Mangels substituiert werden, d.h., wenn das Gesamttestosteron < 12,1 nmol/l liegt, betonen die Autoren. Studien zufolge verbessert sich durch die Hormonzufuhr sowohl die Erektionsfähigkeit als auch die Wirkung von PDE-5-Hemmern.


Leicht anwendbare und nebenwirkungsarme Vakuumerektionshilfen haben in einer individualisierten ED-Behandlung nach wie vor ihren Platz. Allerdings verhindert die Kompression der Peniswurzel die Ejakulation und statt der physiologischen Rigidität wird nur eine Tumeszenz erzeugt.


Yohimbin, ein Alkaloid aus dem afrikanischen Yohimbe-Baum, eignet sich nur zur Behandlung der psychogenen ED, erklären die Autoren. In einer kleinen Studie zeigten 31 % der Patienten nach zehn Wochen Therapie eine „befriedigende Verbesserung“. Für die zahlreich angebotenen anderen Phytotherapeutika fehlt bisher eine ausreichende Evidenz.


*medicated urethral system for erection
**Schwellkörper-Autoinjektionstherapie


Quelle: Matthias Trottmann et al., Urologe 2015, 54: 668-675

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