Diffizilen Clostridien vorbeugen

Dr. Dorothea Ranft

Bei Clostridien-Infekten kann auch eine Stuhltransplantation für Erleichterung sorgen. Bei Clostridien-Infekten kann auch eine Stuhltransplantation für Erleichterung sorgen. © fotolia/andriano_cz; wikimedia/CDC, Lois S. Wiggs

Der Infekt ist überstanden, das Antibiotikum hat gewirkt. Leider auch am falschen Ort. Der Patient klagt über heftige Diarrhöen: Folgen einer Infektion mit Clostridium difficile. Über drei Wege lässt sich der knifflige Toxinbildner in den Griff kriegen. 

Die Zahl der Clostridien-Infekte hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Und auch die Verbreitung hat sich geändert, berichtete Professor Dr. Thomas­ Weinke­, Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam. Längst ist die Infektion mit Clostridium difficile kein reines Krankenhausproblem mehr, ein Großteil der Infekte wird inzwischen ambulant erworben. Zudem sind mittlerweile hypervirulente Stämme wie die Ribotypen 027 und 176 nach Deutschland gelangt, die zu schweren Verläufen führen können.

PPI und Adipositas erhöhen das Infektionsrisiko

Clostridium difficile ist ein sporenbildendes Bakterium, das mit seinen Toxinen der Darmwand schweren Schaden zufügen kann. Die Symptomatik der C.-difficile-Infektion (CDI) reicht von leichten Durchfällen bis zur lebensbedrohlichen pseudomembranösen Kolitis. Auch eine beschwerdefreie Kolonisierung ist möglich. Als wichtigster Risikofaktor für eine Darminfektion gilt nach wie vor eine Anti­biotikabehandlung in den vorangehenden drei Monaten. Aber auch ein Alter über 70 Jahre, schwere Begleiterkrankungen oder eine Immunsuppression steigern das CDI-Risiko, ebenso wie ein Krankenhausaufenthalt – vor allem auf der Intensivstation.

Achtung, kann heftig werden

Bei mehr als zwei Prädiktoren besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.
  • Fieber > 38,5 °C,
  • Leukozytose > 15 000 x 109/l,
  • Linksverschiebung > 20 % stabkernige Granulozyten,
  • Hypalbuminurie < 30 g/l,
  • Kreatininanstieg > 50 % des Ausgangswertes,
  • Laktaterhöhung um mindestens 5 mmol/l,
  • Alter > 65 Jahre,
  • signifikante Komorbidität (z.B. Niereninsuffizienz, Immun­suppression)

Auch der Einsatz von Protonenpumpenhemmern sollte gut überlegt sein. Schließlich ergaben große Metaanalysen, dass die Medikamente das Risiko für die Entwicklung einer C.-difficile-Infektion und deren Rezidivneigung steigern. Eine weitere, bisher unterschätzte Gefahrenquelle ist die Adipositas (BMI > 35). Außerdem weiß man inzwischen, dass schon die asymptomatische Kolonisation eines Patienten das CDI-Risiko für Kontaktpersonen steigert. Das begründet zwar noch kein Routine-Screening für alle Krankenhauspatienten, betonte Prof. Weinke. Es erfordert aber die regelmäßige Überprüfung der Hygienestrategien. Für die Therapie gilt: Den Spontanverlauf abwarten darf man nur bei Patienten mit leichter Erkrankung, die keine Risikofaktoren aufweisen und die engmaschig kontrolliert werden können. In allen anderen Fällen sollte man frühzeitig eine spezifische Behandlung starten. Als Standardmedikation für Patienten mit primär nicht schwerer Erkrankung gilt weiterhin Metronidazol (s. unterer Kasten). Bei schweren Verläufen und ggf. ab dem ersten Rezidiv wird orales Vancomycin eingesetzt. Alternativ kommt bei schwerer oder rezidivierender Erkrankung Fidaxomicin infrage. Einen Stellenwert hat dieses makrozyklische Antibiotikum laut Prof. Weinke vor allem in der Behandlung von Patienten mit erhöhtem Rezidivrisiko. Dazu zählen etwa ältere Menschen, Krebskranke und Patienten mit Niereninsuffizienz. Denn hinsichtlich des rezidivfreien Therapieansprechens schnitt Fidaxomicin in Studien besser ab als Vancomycin.

Welches Antibiotikum für wen?

  • Initiale Episode bzw. ggf. beim ersten Rezidiv mit leichtem bis mittelschwerem Verlauf:
    Metronidazol 3 x 500 mg für 10–14 Tage
  • Schwerer Verlauf:
    Vancomycin 4 x 125 mg oral für 10–14 Tage 
  • Ab dem ersten Rezidiv:
    Fidaxomicin 2 x 200 mg für 10 Tage
    oder
    Vancomycin 4 x 125 mg oral für 10–14 Tage
    oder
    Vancomycin-Pulstherapie* je 125 mg 14 Tage 4 x täglich, 7 Tage 2 x täglich, 7 Tage 1 x jeden 2. Tag, 15 Tage jeden 3. Tag

* empirischer Ansatz, nur geringe Evidenz

Bezlotoxumab neutralisiert das Toxin B von C. difficile

Einen neuen Ansatz zur Rezidivprophylaxe bietet der monoklonale Antikörper Bezlotoxumab. Seine Wirkung beruht darauf, dass er das C.-difficile-Toxin-B bindet und neutralisiert. Der Antikörper wird nach der standardmäßigen Antibio­tikatherapie der CDI eingesetzt. Die gepoolten Daten zweier randomisierter Doppelblindstudien ergaben eine signifikante Reduktion der Rezidivrate im Vergleich zu Placebo (17 % vs. 27 %).

Transfer von Fäkalbakterien führt bei über 90 % zum Erfolg

Ein weiterer Therapieansatz ist die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT), die in einer aktuellen Metaanalyse eine Erfolgsrate über 90 % gezeigt hat. Ihr Einsatz beruht auf der Beobachtung, dass die Vielfalt der Darmbakterien bei Patienten mit CDI verringert ist, was eine Kolonisation mit C. difficile erleichtert. Die Stuhltransplantation erhöht die Diversität der intestinalen Mikrobiota und verhindert so ein CDI-Rezidiv. Sie sollte möglichst in das rechte Kolon infundiert werden. Nach einer Applikation in den oberen Gastrointestinaltrakt sollte der Patient vier Stunden in 45° aufrechter Position bleiben, um eine Aspiration zu vermeiden. Prof. Weinke empfiehlt zudem, die FMT nur in klinischen Studien anzuwenden, auch um Langzeitdaten zur Sicherheit der Methode zu sammeln. Eine entscheidende Bedeutung für die Prophylaxe der CDI hat nach wie vor der kontrollierte Antibiotika-Einsatz, das heißt, jede einzelne Applikation muss klar indiziert sein. Dies zeigt einmal mehr eine schottische Studie: In zwei Kliniken wurde die Applikation von vier häufig genutzen Antibiotika(gruppen) – Chinolone, Clindamycin, Amoxicillin/Clavulansäure und Cephalosporine – um 50 % reduziert. Dadurch ging die Prävalenz der stationär erworbenen CDI um 68 % zurück, die der ambulant erwor­be­nen um 45 %.

Quelle: Kongressbericht, 6. Infektiologie-Update-Seminar

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Bei Clostridien-Infekten kann auch eine Stuhltransplantation für Erleichterung sorgen. Bei Clostridien-Infekten kann auch eine Stuhltransplantation für Erleichterung sorgen. © fotolia/andriano_cz; wikimedia/CDC, Lois S. Wiggs