Erfolgreiche Neoadjuvanz

Dr. Judith Lorenz

Kurze neoadjuvante Immuntherapie zeigt große Vorteile beim Kolonkarzinom. Kurze neoadjuvante Immuntherapie zeigt große Vorteile beim Kolonkarzinom. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Bis zu 15% der nicht-metastasierten Kolonkarzinome weisen ein defektes DNA-Mismatch-Repair-System auf. Die betroffenen Patient:innen profitieren scheinbar von einer kurzen neoadjuvanten Immuntherapie.

Kolonkarzinome mit einer defekten DNA-Mismatch-Reparatur (dMMR) scheinen weniger chemosensibel als Tumoren ohne Mikrosatelliteninstabilität. Beispielsweise sprechen nur 7 % der lokal fortgeschrittenen dMMR-Karzinome auf eine neoadjuvante Zytostatikatherapie an. Bisher berücksichtigt man diese Unterschiede in der Behandlung kaum, berichtet Dr. Dr. Myriam Chalabi von der Abteilung für Gastrointestinale Onkologie des Niederländischen Krebsinstituts in Amsterdam. Dies könnte sich jedoch mit der neoadjuvanten Immuntherapie ändern. 

In der NICHE- und der NICHE-2-Studie prüften Expert:innen die Wirksamkeit und Sicherheit dieses Vorgehens. Das Studienkollektiv umfasste 115 Patient:innen mit zuvor unbehandelten, lokal fortgeschrittenen, nicht-metastasierten dMMR-Adenokarzinomen des Kolons. Zwei Drittel wiesen das Stadium III auf und in 74 Fällen (64 %) handelte es sich um einen cT4-Tumor. Alle Teilnehmenden erhielten vor der Operation zwei Dosen des PD-1-Inhibitors Nivolumab (Tag 1 und 15) sowie eine Dosis des CTLA-4-Inhibitors Ipilimumab (Tag 1). Die Resektion sollte innerhalb von sechs Wochen nach Einschluss erfolgen. Nun prüften die Forschenden u. a., in wie vielen Fällen die geplante Operation zeitgerecht stattfinden konnte. Der primäre Effektivitätsendpunkt, das krankheitsfreie Überleben nach drei Jahren, ließ sich zum Analysezeitpunkt noch nicht beurteilen.

Erfolgreiche R0-Resektion bei 98%

Bei allen 115 Patient:innen gelang eine R0-Resektion. Eine Verschiebung der Operation um mindestens zwei Wochen aufgrund von Nebenwirkungen wurde nur bei zwei Personen erforderlich, in den übrigen 113 Fällen (98 %) fand der Eingriff planmäßig statt. Immunbedingte Nebenwirkungen erlitten 73 Erkrankte (63 %), fünfmal (4 %) handelte es sich dabei um Ereignisse vom Grad 3 oder 4. 

Daten zur Wirksamkeit lagen von 111 Behandelten vor: In 109 Fällen (98 %) gab es ein pathologisches Tumoransprechen, darunter 105 Personen (95 %) mit einer Major Pathological Response (≤ 10 % vitale Tumorzellen) und 75 Teilnehmende (68 %) mit pathologischem Komplettansprechen (0 % vitale Tumorzellen). Innerhalb von median 26,2 Monaten (9,1 bis 65,3 Monate) traten keine Tumorrezidive auf. Alle 37 Personen mit mindestens 36 Monaten Nachbeobachtungszeit waren zum Analysezeitpunkt krankheitsfrei.

Lokal fortgeschrittene, nicht-metastasierte dMMR-Kolonkarzinome sprechen gut auf eine nur vierwöchige neoadjuvante Behandlung mit Nivolumab und Ipilimumab an, so das Fazit der Forschenden. Die Immuntherapie weist ihrer Ansicht ein akzeptables Sicherheitsprofil auf. Sollte die noch ausstehende Analyse zum krankheitsfreien Überleben nach drei Jahren ebenfalls positiv ausfallen, könnte dies insbesondere bei radiologisch als Hochrisikotumor eingestuften Karzinomen die neoadjuvante Therapiestrategie rechtfertigen. 

Quelle:
Chalabi M et al. N Engl J Med 2024; 390: 1949-1958. DOI: 10.1056/NEJMoa2400634

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Kurze neoadjuvante Immuntherapie zeigt große Vorteile beim Kolonkarzinom. Kurze neoadjuvante Immuntherapie zeigt große Vorteile beim Kolonkarzinom. © SewcreamStudio – stock.adobe.com