Eignet sich die sublobäre Resektion auch bei Invasion der viszeralen Pleura?

Dr. Judith Lorenz

Offenbar wirkt sich das Ausmaß der Lungenresektion kaum auf die Prognose aus. Offenbar wirkt sich das Ausmaß der Lungenresektion kaum auf die Prognose aus. © crevis - stock.adobe.com

Die Lobektomie bietet Personen mit peripheren NSCLC im klinischen Stadium T1N0 offenbar keinen Prognosevorteil gegenüber der sublobären Resektion. Das gilt eventuell auch für Tumoren mit nachträglich diagnostizierter Invasion der viszeralen Pleura. 

Forschende verglichen in der der randomisierten Studie ­CALGB140503 die Lobektomie mit der sublobären Resektion bei Erkrankten mit peripherem NSCLC. Zwischen 2007 und 2017 beteiligten sich weltweit 83 Zentren. Eingeschlossen waren 679 Patient:innen mit einem im äußeren Drittel des Lungenparenchyms gelegenen, maximal zwei Zentimeter durchmessenden, nicht nodal metastasierten NSCLC. Klinisch sowie anhand des Computertomografiebefunds waren alle Tumoren initial als T1 eingestuft worden, schreibt das Team um Prof. Dr. ­Nasser ­Altorki, New York Presbyterian Hospital/Weill Cornell Medical Center.1

Nach einem medianen Follow-up von sieben Jahren bot die Lobektomie in diesem Kollektiv gegenüber der Keilresektion bzw. Segmentektomie keinen wesentlichen Vorteil im Hinblick auf das krankheitsfreie (DFS) oder das Gesamtüberleben (OS). Allerdings bestätigte sich bei der histopathologischen Aufarbeitung des Tumorgewebes die T1-Situation nur in 566 Fällen (81,2 %). Bei den übrigen 113 Personen (16,2 %) musste dagegen angesichts eines Befalls der viszeralen Pleura eine Heraufstufung zu einem Stadium pT2 vorgenommen werden. Die Forschenden prüften nun mithilfe einer nachträglichen Datenanalyse, inwiefern sich pT1- und pT2-Tumoren bezüglich der Rezidiv- und Überlebensraten unterscheiden und welche Rolle diesbezüglich das Resektionsausmaß spielt.

Das Fünf-Jahres-DFS der Erkrankten mit einem pT1- vs. pT2-Tumor betrug 65,9 % vs. 53,3 % (p = 0,02). Bezüglich des Fünf-Jahres-OS unterschieden sich die beiden Gruppen nicht wesentlich (80,5 % vs. 74,7 %; p = 0,31). Tumorrezidive erlitten 27,5 % vs. 41,6 %. Das Fünf-Jahres rezidivfreie Überleben (RFS) betrug 73,1 % bzw. 58,2 % (p = 0,01). Das chirurgische Vorgehen (Lobektomie versus sublobäre Resektion) beeinflusste weder das DFS noch das RFS in signifikantem Umfang.

Limitationen der Studie

In Bezug auf die Interpretation der CALGB140503-Sekundäranalyse mahnt der Diskutant Prof. ­Lee zur Vorsicht: Ihre Aussagekraft sei angesichts der relativ geringen Zahl von Tumoren mit viszeraler Pleurainvasion sowie des Fehlens einer zentralen histopathologischen Auswertung des Operationsmaterials eingeschränkt.

Bei kleinen, nodal negativen peripheren NSCLC, so das Fazit des Autor:innenteams, verschlechtert eine Beteiligung der viszeralen Pleura die Rezidiv- und Überlebensprognose erheblich. Eine Ausweitung des Resektionsausmaßes könne dies offenbar nicht auffangen. Angesichts des insbesondere hohen Fernmetastasenrisikos sei zu diskutieren, ob den betroffenen Patient:innen eine adjuvante Chemotherapie empfohlen werden sollte. 

Prof. Dr. ­Jay M. ­Lee, Universität von Kalifornien in Los Angeles, sieht das ähnlich: Auch er geht davon aus, dass innerhalb des Kollektivs der klinisch als Stadium I klassifizierten NSCLC Hochrisikopopulationen existieren, die möglicherweise von zusätzlichen Therapien profitierten.2 Er gibt allerdings Folgendes zu bedenken: Außer der viszeralen Pleurainvasion existieren weitere Indikatoren für eine Hochrisikokonstellation, die jedoch in der CALGB140503-Sekundäranalyse nicht berücksichtigt wurden. Dazu zählen unter anderem ein inadäquates Nodalstaging, der persistierende Nachweis zirkulierender Tumor-DNA nach der Resektion, die lymphovaskuläre bzw. perineurale Invasion, okkulte (mikroskopische) Satellitentumoren sowie bestimmte histologische Risikotypen. Das Dilemma bestehe darin, dass all diese Parameter erst am Operationspräparat bzw. postoperativ im Blut objektiviert werden und bei der präoperativen Planung des Resektionsausmaßes nicht berücksichtigt werden können. 

Quellen:

1.    Altorki N et al. JAMA Oncol 2024. doi: 10.1001/jamaoncol.2024.2491
2.    Lee JM. JAMA Oncol 2024. doi: 10.1001/jamaoncol.2024.2294

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Offenbar wirkt sich das Ausmaß der Lungenresektion kaum auf die Prognose aus. Offenbar wirkt sich das Ausmaß der Lungenresektion kaum auf die Prognose aus. © crevis - stock.adobe.com