Eine bariatrische Operation erfordert lebenslange Nachsorge

Dr. Alexandra Bischoff

Nach massivem Gewichtsverlust durch beispielsweise die Magenpypass-OP können innere Hernien für starke Bauchschmerzen sorgen. Nach massivem Gewichtsverlust durch beispielsweise die Magenpypass-OP können innere Hernien für starke Bauchschmerzen sorgen. © iStock/herjua; adrenalinapura – stock.adobe.com

Bariatrische Eingriffe lösen viele Probleme, schaffen aber auch viele neue. Neben der Behandlung von Diarrhö, Dysphagie oder Dumping gilt es, Mangel­erscheinungen und ungünstige Verläufe frühzeitig zu erkennen.

Aufgrund der steigenden Zahl von bariatrischen Eingriffen sind bei der Nachsorge mittlerweile immer öfter auch die Haus­ärzte gefragt, schreibt Dr. Martina Gebhart vom Interdisziplinären Ernährungs- und Stoffwechselzentrum des St. Clara­spitals in Basel. Neben regelmäßigen Laborkontrollen der Mikronährstoffe – es besteht u.a. ein erhöhtes Risiko für einen Mangel an den Vit­aminen A, D, E und K sowie an Selen und Kupfer – sollte mit den Betroffenen über ihre Ernährungs- und Bewegungssituation sowie über den Gewichtsverlauf und Komorbiditäten gesprochen werden. Zudem ist postoperativ eine Neueinstellung verschiedener Medikamente notwendig.

Was der Eingriff für die Medikation bedeutet

  • Diuretika direkt bei der Hospitalisierung absetzen
  • prandiales Insulin absetzen, Basal­insulin auf ca. ein Drittel der Dosis reduzieren
  • Sulfonylharnstoffe absetzen
  • Antihypertensiva können reduziert oder abgesetzt werden
  • GLP1-Analoga, DPP4-Inhibitoren und SGLT2-Inhibitoren absetzen (späterer Wiederbeginn möglich)
Statine sollen weiterhin eingenommen werden. Lithium, Antikonvul­siva und Antikoagulanzien erfordern regelmäßige, engmaschige Spiegelkontrollen.

In der Schweiz, so berichtet die Autorin, sollen bariatrische Zentren die lebenslange Nachsorge für die Patienten sicherstellen. In Zusammenarbeit mit den Hausärzten erfolgen die Nachkontrollen dort bei problemlosen Verläufen anfänglich alle zwei bis vier Wochen, später dreimonatlich, im zweiten und dritten Jahr nach der OP zwei bzw. ein Mal im Jahr. Gastrointestinale Symptome sind nach bariatrischen Operationen häufig. So treten in der frühen postoperativen Phase gehäuft Nausea und Emesis auf, meist infolge zu raschen Essens oder ungenügenden Kauens. Neben einer intensiven Ernährungsberatung hilft oft die Gabe von Prokinetika. Bei anhaltenden Beschwerden ist eine Magen-Darm-Passage mit Kontrastmittelschluck indiziert. Reflux tritt insbesondere nach Schlauchgastrektomien auf und wird mittels Protonenpumpeninhibitoren behandelt, wobei Präparate, deren Freisetzungskinetik auf dem Multiple-Unit-Pellet-System beruht, am wirkungsvollsten sind. Zusätzlich kann Natriumalginat gegeben werden. Häufige Auslöser für Abdominalschmerzen sind innere Hernien, die meist erst nach relevanter Gewichtsabnahme auftreten. Typisch sind starke Schmerzen im Epigastrium oder Mittelbauch – anfänglich krampfartig, später als Dauerschmerz –, die postprandial zunehmen und teilweise mit Erbrechen einhergehen.

Ausreichend trinken und Kalzium gegen Nierensteine

Atypische Verläufe mit intermittierenden Schmerzen sind ebenfalls möglich. Die Diagnose wird mittels CT gestellt, wobei auf eine mögliche Rotation der Mesenterialgefäße zu achten ist. Gallen- und Nierensteine sind häufige Folgen eines bariatrischen Eingriffs. Bei Patienten mit Gallenblase in situ ist die prophylaktische Gabe von Ursodeoxycholsäure sinnvoll. Um dem Auftreten von Nierensteinen zu begegnen, sollte der Patient auf eine ausreichende Kalziumzufuhr und Trinkmenge achten. Postoperative Magenschleimhautulzera äußern sich durch starke epigastrische Schmerzen während des Essens. Nach einer endoskopischen Abklärung ist eine Therapie mit einem Protonenpumpeninhibitor über mehrere Monate sinnvoll. Die Dumpingsymptomatik ist ein häufiges Problem nach einer Magenbypass-OP. Die typischen Beschwerden des Frühdumpings wie Schwindel, Müdigkeit, Krämpfe und Diarrhö treten innerhalb der ersten halben Stunde nach dem Essen auf, das typische Schwitzen, Zittern sowie die Seh- und Konzentrationsstörungen des Spätdumpings 90–120 Minuten nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit. Meist lindert das Einhalten der Ernährungsempfehlungen (keine reinen Kohlenhydratmahlzeiten, regelmäßige kleine Portionen, Essen-Trink-Abstand von 30 Minuten) die Beschwerden. Besteht die Symptomatik weiter, wird die Gabe von Acarbose empfohlen, in therapieresistenten Fällen Liraglutid oder Octreotid.

Der eine hat Verstopfung, der andere Durchfall

Oft leiden die Patienten post­operativ unter Durchfällen. Die Ursachen können vielfältig sein und etwa in einer sekundären Laktose­intoleranz oder der Malabsorption von Fetten oder Fruktose liegen. Auch ein Kurzdarmsyndrom, Albuminmangel, bakterielle Überwucherung oder die Unverträglichkeit von Süßstoffen können der Grund sein. In der frühen postoperativen Phase sind Obstipationen häufig. Therapie der Wahl ist die Gabe von Macrogol sowie eine Steigerung der Trink­menge.

Quelle: Gebhart M. Ther Umsch 2019; 76: 154-160; DOI: 10.1024/0040-5930/a001078

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Nach massivem Gewichtsverlust durch beispielsweise die Magenpypass-OP können innere Hernien für starke Bauchschmerzen sorgen. Nach massivem Gewichtsverlust durch beispielsweise die Magenpypass-OP können innere Hernien für starke Bauchschmerzen sorgen. © iStock/herjua; adrenalinapura – stock.adobe.com