Komplikationen nach bariatrischen Operationen

Dr. Andrea Wülker

Je nach OP-Methode kommt es unterschiedlich häufig zu Komplikationen. Je nach OP-Methode kommt es unterschiedlich häufig zu Komplikationen. © iStock.com/herjua

Bariatrische Operationen können im Hinblick auf Gewichtsverlust und adipositasassoziierte Erkrankungen beeindruckende Erfolge erzielen. Aber sie sind auch mit einem gewissen Risiko für Früh- und Spätkomplikationen verbunden, die oftmals rasches Handeln erfordern.

In der Adipositaschirurgie kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, die restriktiv oder malabsorptiv wirken. Weltweit ist die Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen) heute die am häufigsten durchgeführte adipositaschirurgische Intervention, berichtete Dr. Harald Tigges, Klinikum Landsberg am Lech. Der Schlauchmagen entsteht durch eine linkslaterale Magenresektion, durch die das Magenvolumen drastisch verkleinert wird.

Frühkomplikationen treten oft innerhalb der ersten Woche auf

Zweithäufigste bariatrische Operationsmethode ist der Y-Roux-Magenbypass, eine komplexere Intervention, bei der ein kleiner Magenpouch verbleibt, der direkt mit dem Jeju­num verbunden ist; die Passage durch das Duodenum und große Strecken des Jejunums sind ausgeschaltet.

Eine relativ neue Methode ist der Mini-(Omega-Loop-)Magenbypass, bei dem der Magen schlauchförmig verkleinert und etwa 2 m distal des Duodenums mit dem Dünndarm anastomisiert wird.

Das Magenband, das vor einigen Jahren in Deutschland noch sehr häufig eingesetzt wurde, kommt heute nur noch in Einzelfällen zum Einsatz, da es mit einer schlechteren Gewichtsabnahme und mit einer hohen Rate an Spätkomplikationen verbunden ist. Auch die biliopankreatische Diversion (BPD) und die BPD mit Duodenalswitch (DS) spielen in Deutschland zahlenmäßig keine große Rolle.

Nach Adipositaschirurgie: Operative Früh- und Spätkomplikationen
Frühkomplikationen
(< 30 Tage)
Spätkomplikationen
(> 30 Tage)
Magenband0,5–2 %
  • Blutung
  • Magenperforation
  • Portinfekt
  • etc.
3–40 %
  • Slippage
  • Pouch-Dilatation
  • Bandmigration
  • Portinfekt
  • Portdefekt
  • Gewichtszunahme
  • etc.
Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen)0–3 %
  • Leckage
  • Blutung 
  • Wundinfektion
  • Stenose
  • etc.
0–16 %
  • Stenose
  • Dilatation
  • Trokarhernie
  • Reflux
  • Gewichtszunahme
  • Vitaminmangel
  • etc.
Y-Roux-Magenbypass0,5–5 %
  • Anastomosen-Insuffizienz
  • Blutung
  • Stenose
  • etc.
10–22 %
  • Stenose
  • Anastomosen-Ulkus
  • Gastrogastrale Fistel
  • Innere Hernie
  • Dumping
  • Vitaminmangel
  • etc.
Omega-Loop-Magenbypass1–7 %
  • Anastomosen-Insuffizienz
  • Blutung
  • Stenose
  • etc.
1–12 %
  • Pouchitis
  • Anastomosen-Ulkus
  • Reflux
  • Innere Hernie
  • Stenose
  • Vitaminmangel
  • etc.
Biliopankreatische Diversion (BPD)3–7 %
  • Anastomosen-Insuffizienz
  • Leckage
  • Blutung
  • Stenose
  • etc.
10–30 %
  • Stenose
  • Anastomosen-Ulkus
  • Innere Hernie
  • Vitaminmangel
  • Osteoporose
  • etc.

Quelle: modifiziert nach Vortrag Dr. Tigges

Vergleicht man die Rate an Früh- und Spätkomplikationen der verschiedenen OP-Methoden, fallen deutliche Unterschiede auf. Frühkomplikationen innerhalb der ersten 30 postoperativen Tage treten bei Y-Roux-Magenbypass, Omega-Loop-Magenbypass und biliopan­kreatischer Diversion etwas häufiger auf als nach Sleeve-Gastrektomie oder Anlage eines Magenbands. Umgekehrt ist das Magenband mit einer hohen Rate an Spätkomplikationen (Verrutschen des Magenbands, Bandmigration etc.) assoziiert, sodass es zahlenmäßig heute keine große Rolle mehr spielt. Frühkomplikationen machen sich häufig in den ersten zwei bis sieben Tagen nach der OP bemerkbar. Bei einer Tachykardie, die sich nicht allein auf Schmerzen zurückführen lässt, bei einem Anstieg von Leukozyten und/oder CRP und bei febrilen Temperaturen muss der Chirurg rasch reagieren, betonte Dr. Tigges.

Eine intensivmedizinische Abteilung ist obligat

„Bei Adipösen haben wir noch weniger Zeit, Komplikationen zu beherrschen als bei Normalgewichtigen. Wenn wir den richtigen Zeitpunkt verpassen, ist der Patient tot“, so der Kollege. Zu den möglichen Frühkomplikationen zählen z.B. blutende ­Anastomosen, Anastomoseninsuffizienz, Leckagen und Abszesse. Diese können je nach Situation endoskopisch-interventionell, radiologisch-interventionell oder operativ behandelt werden. Typische Spätkomplikationen, die nach dem 30. postoperativen Tag auftreten, sind z.B. Stenosen, Fisteln, Ulzera und Vit­aminmangelzustände. Nach Y-Roux-Magenbypass kann es zu inneren oder Hiatushernien, Dumping und zu Anastomosenulzera kommen. Letztere werden auch nach Omega-Loop-Magenbypass und nach BPD beobachtet. Nach Sleeve-­Gastrektomie kann es Refluxprobleme geben, nach Anlage eines Magenbands ist eine Slippage möglich, auch Penetrationen des Bands ins Mageninnere wurden beobachtet. Um Komplikationen kompetent zu behandeln, ist Teamarbeit gefragt. Denn manche Probleme lassen sich endoskopisch oder interventionell beherrschen, andere bedürfen einer erneuten OP oder eines Re-do-Eingriffs, bei dem ein OP-Verfahren in ein anderes umgewandelt wird. Wichtig ist, dass Kliniken, die baria­trische OPs anbieten, auch über eine intensivmedizinische Abteilung verfügen.

Quelle: Diabetes Herbsttagung 2018 / Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft 2018

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Je nach OP-Methode kommt es unterschiedlich häufig zu Komplikationen. Je nach OP-Methode kommt es unterschiedlich häufig zu Komplikationen. © iStock.com/herjua