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Eisenmangel bei Kindern

Schon eine geringe Störung des Gleichgewichts zwischen Absorption und Verlust kann einen Eisenmangel auslösen. Leitsymptom der resultierenden Anämie ist die blasse Haut, manchmal sind aber auch eine ungewöhnliche Müdigkeit sowie Lern- und Konzentrationsstörungen erste Zeichen. Bei der Untersuchung fallen eventuell Mundwinkelrhagaden, eine glatte atrophische Zunge und Haarausfall auf. Löffelförmige Veränderungen der Finger- und Zehennägel (Koilonychie) sind bereits Ausdruck einer schweren Erkrankung.
Typisch ist die Verminderung von Hb, MCH und MCV
Im Extremfall droht eine spezielle Essstörung, die sogenannte Pica, bei der ungenießbare oder widerliche Substanzen verzehrt werden.
Typisch für die alimentäre Eisenmangelanämie ist die Verminderung von Hb, MCH und MCV im Vergleich zur altersentsprechenden Norm. Die Retikulozytenzahl ist für das Ausmaß der Anämie zu niedrig und die Verteilungskurve des Erythrozytenvolumens verbreitert. Wenn Anamnese und Blutbild zum Eisendefizit passen, kann man in vielen Fällen auf weitere Labortests verzichten. Der rasche Anstieg von Hb und Retikulozyten unter der Substitution genügt als Beweis. Falls dieser ausbleibt, empfiehlt die überarbeiteten Leitlinie von GPOH und DGHO* eine weitere Abklärung (s. Tabelle).
Drei Formen des Eisenmangels | ||
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latenter Eisenmangel | Speichereisen vermindert ohne funktionelle Auswirkung | Ferritin vermindert, Hb, MCV und MCH normal |
Eisenmangel mit vermindertem Körpereisen | Eisenspeicher zu gering für normale Erythropoese | Hb, MCV, Retikulozyten-Hb und Ferritin vermindert, löslicher Transferrinrezeptor erhöht |
Eisenmangel mit normalem bis erhöhtem Körpereisen | Eisenspeicher gefüllt, aber wegen gestörten Recyclings aus dem retikulohistiozytären System nicht verfügbar | Hb, MCV und Retikulozyten-Hb erniedrigt, Ferritin normal bis erhöht, löslicher Transferrrinrezeptor nicht erhöht, CRP erhöht |
Bei fehlenden Hinweisen auf eine alimentäre Ursache des Eisenmangels sind Resorptionsstörungen auszuschließen. Dazu zählen Zöliakie und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ebenso wie eine Helicobacter-Besiedelung des Magens. Auch chronische (okkulte) Blutverluste und genetische Veränderungen kommen als Auslöser in Betracht.
Therapeutisch steht bei einem alimentär bedingten Eisenmangel die Ernährungsberatung an erster Stelle. Dabei ist zu bedenken, dass in Häm enthaltenes Eisen (zum Beispiel in Fleisch) viermal besser bioverfügbar ist als aus anderer Quelle. Auch aus Laktoferrin (Muttermilch) wird Eisen besonders gut resorbiert.
Mittel der Wahl für die orale medikamentöse Substitution sind Eisen(II)-Sulfat und Eisen(II)-Fumarat. Falls diese nicht vertragen werden, empfehlen die Leitlinienautoren um Dr. Wolfgang Behnisch vom Zentrum für Kinder und Jugendmedizin der Universität Heidelberg Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose.
Prophylaxe des Eisenmangels
Tabletten auf nüchternen Magen einnehmen
Manche Substanzen inhibieren die Eisenabsorption. Dazu gehören beispielsweise Phytate (Getreide, Nüsse), Polyphenole (Gemüse, Tee) sowie Galactane und Kalzium (Milch, Käse). Deshalb sollte die Tagesdosis (2–6 mg/kgKG) auf nüchternen Magen und nicht in Milch, Tee oder Kaffee eingenommen werden. Zudem führt die Eisentherapie innerhalb von 24 Stunden zu einem Anstieg des Hepcidin-Serumspiegels. Dadurch wird die Resorption bei den Folgedosen reduziert. Deshalb raten die Verfasser bei leichtem bis mittelschwerem Defizit zu einer Einnahme alle zwei Tage. Ein wöchentlicher Hb-Anstieg von 1–2 g/dl signalisiert den Therapieerfolg. Eine Retikulozytenkrise nach fünf bis sieben Tagen Substitution ist nur in schweren Fällen zu erwarten. Die Behandlung sollte über mindestens drei Monate fortgeführt werden. Ziel ist eine Normalisierung von Hb, MCV und Serumferritin als Zeichen für eine Füllung der Eisenspeicher. Eine parenterale Substitution beispielsweise mit Eisencarboxymaltose ist nur bei ausgeprägten und nicht behandelbaren Störungen der Resorption angezeigt. Zur intravenösen Injektion sollten pro Dosis 15 mg/kgKG und maximal 1000 mg nicht überschritten werden. Für eine Infusion sind 20 mg/kgKG oder bis zu 1000 mg erlaubt.* Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie und Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
Quelle: S1-Leitlinie „Eisenmangelanämie“, AWMF-Register-Nr. 025/021, www.awmf.org
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