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Eisenmangel gefährdet Mutter und Kind

Eisenmangel in der Schwangerschaft hat weitreichende Folgen für Mutter und Kind. Fünf wichtige Dinge sollte man darüber wissen, schreibt Dr. Ann Malinowski von der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie der Universität Toronto.
- Bei mehr als 30 % aller Schwangeren liegt ein Eisenmangel vor – so zumindest die Zahlen in Kanada. Damit sind aufseiten des Kindes geringes Geburtsgewicht, Wachstumsretardierung, Frühgeburten und langfristige neurokognitive Defizite und aufseiten der Mutter die Notwendigkeit von Bluttransfusionen und postpartale Blutungen verbunden.
- Die Symptome werden häufig als „normale“ Schwangerschaftsbeschwerden verkannt. Dazu gehören Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, verminderte Ausdauer, Haarverlust und Dyspnoe. Dadurch bleiben viele Betroffene unbehandelt.
- Ferritin und Hb-Wert sollten routinemäßig zu Beginn der Schwangerschaft und in der 28. Schwangerschaftswoche bestimmt werden. Ein Ferritinwert < 30 µg/l kennzeichnet einen Eisenmangel – bei höheren Werten kann aber bei Vorliegen von Infektionen oder Entzündungen ein Defizit nicht ausgeschlossen werden. Bei Hb-Werten < 11 g/dl liegt eine Schwangerschaftsanämie vor, postpartum bei < 10 g/dl.
- Orales Eisen ist die Therapie der Wahl. Empfohlen werden Präparate mit 40–100 mg elementarem Eisen, die täglich oder zur besseren Verträglichkeit jeden zweiten Tag eingenommen werden können. Präparate mit magensaftresistenten Beschichtungen oder Retardformulierungen werden weniger gut aufgenommen. Um die Resorption zu verbessern, sollten die Eisentabletten zusammen mit Vitamin C (250–500 mg) und möglichst auf nüchternen Magen eingenommen werden.
Zur Einnahme von Kalzium, PPI, Antazida, L-Thyroxin sowie dem Genuss von Tee, Kaffee, Milch, Soja und Eiern muss ein Abstand von ein bis zwei Stunden eingehalten werden (vorher und nachher). Es wird empfohlen, die Substitution für mindestens drei Monate nach Hb-Normalisierung und sechs Wochen postpartal fortzusetzen. - Parenterales Eisen ist ab dem zweiten Trimenon sicher und effektiv. Die parenterale Eisengabe ermöglicht ein schnelleres Erreichen des Hb-Ziels bei besserer Verträglichkeit. Nach dem ersten Trimenon sollte die parenterale Gabe erwogen werden, wenn die Frauen die orale Therapie nicht vertragen, der Hb-Wert unzureichend ansteigt (Hb-Anstieg < 1 g/dl nach zwei Wochen Behandlung oder < 2 g/dl nach vier Wochen), eine mittelschwere bis schwere Eisenmangelanämie vorliegt oder der Mangel vier bis sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auftritt. Bei Hämoglobinopathien wie Thalassämie oder Sichelzellanämie empfiehlt es sich, einen Hämatologen hinzuzuziehen.
Quelle: Malinowski AK et al. CMAJ 2021; 193: E1137-1138; DOI: 10.1503/cmaj.210007
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