EKG-Pflaster erkennt subklinisches Vorhofflimmern

Dr. Daniela Erhard

Mit einem EKG-Pflaster über zwei Wochen detektiert man deutlich mehr Flimmerepisoden als mit dem 24-h-Holter. Mit einem EKG-Pflaster über zwei Wochen detektiert man deutlich mehr Flimmerepisoden als mit dem 24-h-Holter. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Ein gezieltes Screening auf Vorhofflimmern könnte bei älteren Menschen Vorteile bringen. Einer Studie zufolge werden damit mehr als zehnmal so viele Fälle entdeckt als bislang.

Jeder fünfte bis zehnte ischämische Schlaganfall soll auf das Konto eines zuvor unerkannten Vorhofflimmerns (VHF) gehen. Ließe sich das verhindern, indem man Risikogruppen gezielt auf die Rhythmusstörung screent? Die kanadisch-deutsche SCREEN-AF-Studie zeigt zumindest, dass sich solche subklinischen VHF mithilfe von EKG-Pflastern entdecken lassen.1

Innerhalb der sechsmonatigen Studie förderte das EKG-Pflaster zusätzlich zur Standardversorgung in einer Gruppe von 434 Patienten im Alter von mindestens 75 Jahren neben drei klinisch manifesten auch 20 subklinische Fälle von Vorhofflimmern zutage. Insgesamt wurde die Rhythmusstörung damit elfmal häufiger diagnostiziert als in einer nahezu gleich großen Kontrollgruppe, die lediglich die Standardversorgung erhielt.

Wie die Autoren um Professor Dr. David Gladstone von der Universität Toronto schreiben, sollten die Teilnehmer das EKG-Pflaster zunächst zu Beginn der Studie und dann nochmals nach drei Monaten für je zwei Wochen tragen. Dabei zeigte sich: Hätten sie die Patienten lediglich für 24 Stunden mit einem Holter ausgestattet, wären ihnen 90 % der subklinischen VHF durch die Lappen gegangen. Zwar wurden drei Viertel der Fälle bereits in der ersten Screening-Phase entdeckt, doch nur bei zwei Patienten detektierte das Gerät die Rhythmusstörung innerhalb des ersten Tages.

Die wenigsten Teilnehmer bemerkten ihr Flimmern, das überwiegend paroxysmal war. Nur bei drei Betroffenen hielten die Episoden länger als 24 Stunden an. Als eher ungeeignet für die Überwachung erwies sich das Blutdruckmessgerät mit integrierter VHF-Detektion, das die Probanden begleitend zum EKG benutzen sollten. Es signalisierte fast jedem Fünften der Gruppe mindestens einmal ein VHF – bei über 90 % von ihnen ein Fehlalarm.

Auch in der Screening-Gruppe kam es zu Schlaganfällen

Die Resultate sorgen deshalb bei den Professorinnen Dr. Roopinder Sandhu und Dr. Christine Albert vom Cedars Sinai Hospital in Los Angeles, die nicht an der Studie beteiligt waren, auch für gemischte Gefühle2: Falsch positive Ergebnisse könnten zu unnötigen Ängsten führen. Und selbst mit Screening ließen sich in der Studie Schlaganfälle oder transiente ischämische Attacken nicht ganz vermeiden. Möglicherweise, weil diese nicht zwingend auf ein Flimmern zurückgehen müssen. Zudem sei noch nicht geklärt, ob bei subklinischem oder paroxysmalem VHF eine orale Antikoagulation – die auch in der Studie nicht bei allen Betroffenen initiiert wurde – das Schlaganfallrisiko überhaupt senke. Offen bleibt auch, wie sich ein Screening in der Routineversorgung umsetzen ließe.

Quellen:
1.
Gladstone DJ et al. JAMA Cardiol 2021; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.0038
2. Sandhu RK, Albert C. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.0052

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Mit einem EKG-Pflaster über zwei Wochen detektiert man deutlich mehr Flimmerepisoden als mit dem 24-h-Holter. Mit einem EKG-Pflaster über zwei Wochen detektiert man deutlich mehr Flimmerepisoden als mit dem 24-h-Holter. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.