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EKG-Screening gegen plötzlichen Herztod bei Sportlern

Für das EKG-Screening bei Athleten spricht, dass man frühzeitig Pathologien entdecken kann, die das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen. Auch lassen sich seltene angeborene Veränderungen wie eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie identifizieren, die ein Sportverbot rechtfertigen.
Argumente gegen das Screening sind, dass der plötzliche Herztod bei jungen Sportlern mit einer Inzidenz von 0,5–3/100000/Jahr sehr selten auftritt und dass es viele Erkrankungen gibt, die nur schwer mit dem EKG herauszufiltern sind. So lassen sich z.B. Koronaranomalien oder das Marfansyndrom mit eventuell drohender Aortenruptur nicht gut identifizieren, erklärte Dr. Dierk-Christian Vogt, Internist und Sportmedizinier in Ludwigsburg.
Außerdem muss man immer mit falsch-negativen Befunden rechnen. Und weil EKG-Veränderungen bei 5–30 % der Sportler zu beobachten sind, sind natürlich falsch-positive Screening-Befunde nicht ausgeschlossen. Diese ziehen dann unnötige Zusatzuntersuchungen nach sich, die den Athleten verunsichern und im schlimmsten Fall zu einer unnötigen Disqualifikation führen können.
Abnormale abklärungsbedürftige Befunde
- T-Wellen-Inversion
- ST-Streckensenkung
- Pathologische Q-Wellen
- Kompletter Linksschenkelblock
- QRS ≥ 140 ms
- Epsilonwelle
- Ventrikuläre Präexzitation
- Verlängertes QT-Intervall
- Brugada Typ-1-Muster
- Sinusbradykardie < 30 Schläge/min
- PR-Intervall ≥ 400 ms
- Mobitz Typ II, AV-Block 2. Grades
- AV-Block 3. Grades
- ≥ 2 ventrikuläre Extrasystolen in 10 s
- Atriale Tachyarrhythmie
- Ventrikuläre Arrhythmie
Leicht verständliches Ampelfarbensystem
Der EKG-Befund darf deshalb niemals isoliert betrachtet werden, sondern immer nur in der Zusammenschau mit Anamnese, Klinik und Familienanamnese für den plötzlichen Herztod. Wichtig sind mehrzeitige EKGs, die bei Bedarf durch weitere Untersuchungsmethoden ergänzt werden, betonte Dr. Vogt. Hilfreich zur Interpretation des EKGs bei asymptomatischen Sportlern zwischen 12 und 35 Jahren sind die revidierten Seattle-Kriterien, die 2017 publiziert wurden. Im Vergleich zu Vorempfehlungen hat diese Leitlinie den Vorteil, dass bei ihrer Anwendung die bisher niedrigste Rate von falsch-positiven Befunden (2,4 % bei weißen Athleten, 5,7 % bei schwarzen) erreicht wurde, ohne dass man bei der Sensitivität etwas einbüßte. Auch didaktisch ist die Leitlinie mit einem Ampelfarbensystem gut aufgebaut. Grün signalisiert alle normalen EKG-Befunde, die keiner weiteren Abklärung bedürfen. In diesem Bereich ordnen sich z.B. ein:- erhöhte QRS-Komplexe als Korrelat einer ventrikulären Hypertrophie
- inkompletter Rechtsschenkelblock
- frühe Repolarisation
- T-Wellen-Inversion in V1-V3 bei Sportlern unter 16 Jahren
- Sinusbradykardie bzw. -arrhythmie
- ektoper atrialer Rhythmus
- junktionaler Ersatzrhythmus (nach ein paar Kniebeugen sollte das EKG wieder völlig unauffällig sein)
- AV-Block 1. Grades (PR-Intervall 200-400 msec n AV-Block 2. Grades Typ Wenckebach.
Epsilonwelle ist beim Athleten nicht zu erwarten
Ein Majorkriterium der arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie ist die T-Wellen-Inversion in V1–V3, die aber auch bei Sportlern vorkommt. Nicht beim Athleten zu erwarten ist dagegen ein zweites Major-Kriterium, die Epsilonwelle, ein Potenzial geringer Amplitude am Ende des QRS-Komplexes. Auch Extrasystolen vom Linksschenkelblock-Typ mit superiorer Achse kommen beim Sportler nicht vor, erklärte der Kollege.Mit Corrado-Index ST-Hebungen differenzieren
ST-Streckensenkungen sind bei Athleten immer als pathologisch anzusehen, ebenso pathologische Q-Zacken. Die QT-Zeit kann verlängert sein, als normal gelten bis 470 ms bei männlichen und bis 480 ms bei weiblichen Sportlern. Darüber hinaus muss man an ein Long-QT-Syndrom denken. Schwierig ist auch die Differenzialdiagnostik von ST-Strecken-Hebungen. Der Corrado-Index hilft, sie besser zu differenzieren. Man misst die ST-Amplitude am J-Punkt und 80 ms später. Liegt der Quotient > 1 (abfallend), sollte man insbesondere an ein Brugada-Syndrom Typ 1 denken. Beträgt der Quotient < 1 (ansteigend), hat man es mit einem normalen Athleten-EKG zu tun.Quelle: 84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
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