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Erdbeerflecken nicht immer harmlos

Eine Mutter stellt ihren zwei Wochen alten Säugling beim Arzt vor. Das Kind weist mehrere unklare Hautläsionen am Körper auf, die bei der Geburt nicht aufgefallen waren, nun aber deutlich sichtbar sind – typisch für infantile Hämangiome. In solchen Fällen empfiehlt ein Forscherteam um Tiernan Surlis von der National University of Ireland folgendes Vorgehen: Zunächst sollte das Kind auf hämodynamische Veränderungen, Merkmale einer angeborenen Herzerkrankung (Herzgeräusche, Zyanose und/oder fehlender Femoralispuls) sowie Hepatomegalie untersucht werden. Auch gilt es zu klären, ob das Kind Schmerzen hat. Anschließend sollten alle Hautpartien gründlich untersucht werden.
Infantile Hämangiome sind oft leuchtend rote, erhabene Läsionen, die sich gummiartig anfühlen. Im Gegensatz zu vaskulären Malformationen, die schon bei Geburt sichtbar sind, entwickeln sich die Hämangiome typischerweise in den ersten Lebenswochen. I.d.R. stoppt das Wachstum nach sechs Monaten (Plateauphase) und bis zum vierten Geburtstag haben sie sich meist zurückgebildet. Hautveränderungen wie Teleangiektasien bleiben jedoch in bis zu 70 % der Fälle bestehen.
Größe, Lage und Anzahl der Hämangiome bestimmen das weitere Vorgehen. Sind die Erdbeerflecken isoliert und klein, bilden sie sich fast immer von selbst zurück. Bei auffälliger Klinik ist jedoch rasches Handeln gefragt, da die Läsionen in den ersten beiden Lebensmonaten am schnellsten wachsen.
Eine Behandlung ist vor allem dann angezeigt, wenn funktionelle Beeinträchtigungen oder kosmetische Entstellungen drohen bzw. Ulzerationen vorliegen (siehe Tabelle). Wer sich unsicher ist, ob das Kind zum Facharzt muss, kann den „Infantile Hemangioma Referral Score“ (IHReS) nutzen. Das Instrument unterstützt mit wenigen Fragen die Entscheidungsfindung. In seltenen Fällen können kindliche Hämangiome außerdem auf das PHACE(S)- oder das LUMBAR-Syndrom hinweisen.
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In der eingangs beschriebenen Kasuistik drückte eines der Blutschwämmchen auf den linken inneren Augenwinkel des Babys – mit dem Risiko einer Funktionsstörung. Ein Weiteres befand sich am rechten Ohr. Zudem hatte das Kind vier ulzerierende Läsionen an Gesäß und Skrotum, von denen eine leicht blutete. Deshalb wurde es noch am selben Tag einem Spezialisten vorgestellt, um eine viszerale Beteiligung auszuschließen.
Der Säugling erhielt anschließend leitliniengerecht Propranolol oral als systemische Therapie. Die Behandlung dauert gewöhlich ein Jahr, mindestens jedoch sechs Monate. Die Läsionen des Säuglings hatten sich nach einem halben Jahr vollständig zurückgebildet.
Quelle: Surlis T et al. BMJ 2022; 378: e068734; DOI: 10.1136/bmj-2021-068734
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