
Erhitzte Gemüter beim Fieberkrampf

Als Fieberkrampf (FK) wird ein epileptischer Anfall bezeichnet, der bei einer Körpertemperatur ≥ 38 °C auftritt, ohne dass eine zentralnervöse Infektion (Meningitis, Enzephalitis) oder ein vorangegangener afebriler Iktus vorliegt. Besonders gefährdet sind Kinder zwischen sechstem Monat und sechstem Lebensjahr, aber auch spätere Erstmanifestationen im Alter von sechs bis acht Jahren sind möglich. Mehrheitlich handelt es sich um generalisierte klonische oder tonisch-klonische Anfälle, wobei die tonische Phase im Säuglingsalter oft fehlt. Ein Drittel der Betroffenen entwickelt mindestens ein Rezidiv.
Die häufigste Ursache für Fieberkrämpfe sind Virusinfektionen, insbesondere das mit einer starken Temperaturerhöhung einhergehende Drei-Tage-Fieber. Bei fehlendem Aufklären und fokalen Symptomen sollte man stets eine ZNS-Infektion ausschließen. Nach Impfungen kommt es nur sehr selten zu febrilen Anfällen (ca. 4/100.000 Kinder). Diese werden wahrscheinlich durch den immunologisch bedingten Anstieg der Körpertemperatur ausgelöst und nicht durch das Vakzin selbst, heißt es in der aktuell überarbeiteten S1-Leitlinie der Gesellschaft für Neuropädiatrie.
Zwei Verlaufsformen
Rektales Diazepam eignet sich für die Akutbehandlung
Mehr als 90 % der generalisierten Attacken sistieren innerhalb von drei Minuten von selbst. Länger als fünf Minuten anhaltende Anfälle bilden sich in der Regel nicht mehr spontan zurück und sollten deshalb medikamentös beendet werden. Für die Akuttherapie eignet sich rektales Diazepam: Säuglinge und Kinder unter 15 kg Körpergewicht erhalten 5 mg, Patienten mit einem Gewicht über 15 kg bekommen 10 mg. Ein Herausfließen der Lösung kann durch Zusammendrücken der Pobacken über mehrere Minuten verhindert werden. Bukkales Midazolam ist für Fieberkrämpfe ohne Epilepsie nicht zugelassen, kann aber im Rahmen eines individuellen Heilversuchs (Aufklärung!) eingesetzt werden bei ähnlicher Wirksamkeit. Auf eine stationäre Beobachtung darf man bei Kindern > 1 Jahr mit einfachem Fieberkrampf und unauffälligem klinischem Befund verzichten. Dieser kann aber insbesondere nach dem ersten Ereignis die verunsicherten Eltern beruhigen. Wichtig sind eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung, bei der vor allem drei Fragen zu klären sind:- Woher kommt das Fieber?
- Besteht eine Entzündung des ZNS (Meningitis/Enzephalitis)?
- Finden sich weitere Auffälligkeiten (neurologische Defizite, Dysmorphiezeichen, verlangsamte Entwicklung)?
Antikonvulsiva nach einem Fieberkrampf nicht empfohlen
Eltern machen sich oft Vorwürfe, weil sie den Fieberkrampf nicht durch eine rechtzeitige Antipyrese verhindert haben. Diesbezüglich kann man sie beruhigen: Die Senkung der Körpertemperatur verhindert keinen Anfall. Sie kann aber ggf. das Rezidivrisiko während des gleichen Infekts reduzieren.Risikofaktoren für Erstkrampf und Rezidiv
- positive Familienanamnese
- postpartaler Klinikaufenthalt > 1 Monat
- niedriges Geburtsgewicht
- Alter < 18 Monate
- Fieberphase bis zum Auftreten < 12 Stunden
- Entwicklungsverzögerung
- Tagesbetreuung
Quelle: S1-Leitlinie „Fieberkrämpfe im Kindesalter“, AWMF-Register-Nr. 022-005
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