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Erosive pustulöse Kopfhautdermatose bei Älteren wohl unterdiagnostiziert

Differenzialdiagnostisch sollte bei ausgedehnten Veränderungen am Kapillitium älterer Menschen auch an das bisher wenig bekannte Krankheitsbild einer erosiven pustulösen Dermatose der Kopfhaut (EPDK) gedacht werden, schreibt ein Autorenteam um Dr. Artem Vorobyev vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Die Erkrankung befällt bevorzugt die alopezischen Areale der Kopfhaut. Sie hat einen intermittierenden Verlauf, die Läsionen heilen unter Narbenbildung ab.
Die Ätiologie dieser nicht-malignen, entzündlichen Dermatose ist bisher nicht bekannt. Typisch sind vorangegangene chirurgische Eingriffe z.B. zur Entfernung von aktinischen Keratosen oder Basalzellkarzinomen. Ebenso werden Traumata, Verbrennungen oder eine Imiquimod- oder photodynamische Therapie als zusätzliche Auslöser der Erkrankung diskutiert.
Läsionen erinnern an Lupus oder Plattenepithelkarzinome
Auch eine beeinträchtigte Immunkompetenz sowie eine hohe kumulative UV-Exposition könnten begünstigend wirken. Die EPDK-Läsionen entwickeln sich recht spontan, können dann großflächig konfluieren und erinnern klinisch an ein spinozelluläres Karzinom, einen Lupus erythematodes oder eine Infektion.
So auch in dem typischen Fall, den die Lübecker Dermatologen jetzt vorstellten. Der 83-jährige Patient hatte bereits mehrfache Exzisionen von gesicherten oberflächlichen epithelialen Tumoren sowie eine Erbium-YAG*-Lasertherapie und wiederholte, allerdings erfolglose topische Behandlungen mit Imiquimod- oder Diclofenac-Cremes hinter sich. Nun präsentierte er sich mit einem erneut verschlechterten Hautbefund, gekennzeichnet durch multiple, teilweise schmerzhafte Erosionen sowie hyperkeratotische und teilweise ulzerierte Knoten der kahlen Kopfhautareale.
Bei klinischem Verdacht auf eine Feldkanzerierung mit invasiven spinozellulären Karzinomen wurden zur Ausbreitungsdiagnostik zunächst mehrere Probebiopsien der Kopfhaut entnommen. Die Histologie ergab jedoch keinen Anhalt auf ein invasives malignes Geschehen, vielmehr sprach alles für ein nicht-malignes Ulkus und eine aktinische Keratose.
Kortikosteroide und Tacrolimus als weitere Therapieoptionen
Unter einer photodynamischen Therapie und anschließender topischer Behandlung mit antiseptischen Wundverbänden besserte sich der Befund und heilte schließlich komplett ab. Als weitere Therapieoptionen bei erosiver pustulöser Dermatose der Kopfhaut nennen die Experten topische oder systemische Kortikosteroide sowie Tacrolimus.
* Yttrium Aluminium Granat
Quelle: Vorobyev A, Zillikens D, Kahle B. „Erosive pustulöse Dermatose der Kopfhaut“, Akt Dermatol 2020; 46: 50-52; DOI: 10.1055/a-1015-4768
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