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Wenn es am Kopf kribbelt

Bei der neurogenen Kopfhautdysästhesie handelt es sich um eine Missempfindung, die ohne kutane Erkrankung auftritt. Sie ist durch Hautbrennen und/oder Juckreiz gekennzeichnet, kann sich im Rahmen vieler neurologischer Störungen entwickeln und betrifft besonders häufig Ältere, Frauen und Diabetiker, schreiben Dr. Teresa Ju, University of Miami und Kollegen.
Der neuropathische Juckreiz entsteht durch eine Schädigung in zentralen und peripheren Leitungsbahnen. Diese führt zu einer veränderten und erhöhten Reizbarkeit der beteiligten Nerven, die in Abwesenheit externer Stimuli auftritt oder in keinem Verhältnis zu deren Ausmaß steht. Die Patienten haben zusätzlich oft Parästhesien sowie Hyper- und Hypoästhesien.
Diverse assoziierte Erkrankungen möglich
Besonders häufig treten Missempfindungen im Zusammenhang mit Wirbelsäulenerkrankungen, einem neurotrophen Trigeminussyndrom oder einer postherpetischen Neuralgie auf. Sie können sich aber ebenso bei Hirntumoren, Multipler Sklerose, als Folge zerebraler Insulte oder einer Small-Fiber-Neuropathie (z.B. aufgrund von Diabetes oder Brauenlifting) manifestieren. Selbst die Infektion mit SARS-Cov-2 wird inzwischen mit schmerzhaften Dysästhesien (Trichodynie) assoziiert.
Die zervikalen Wirbelsäulenveränderungen machen einen Großteil bei den Patienten aus. Allerdings müssen die Missempfindungen nicht unbedingt mit den betroffenen Dermatomen korrelieren. Das führte zu der Hypothese, es könnte sich ursächlich um eine chronische Verspannung des M. occipitofemoralis handeln.
Typisch für die postherpetische Neuralgie ist ein therapierefraktärer tiefer Pruritus. Dieser kann v.a. im Schlaf zu massiven Selbstverletzungen führen. In mindestens einem Fall wurde eine Herniation durch den Schädelknochen bis ins Hirn beschrieben.
Das neurotrophe Trigeminussyndrom manifestiert sich meistens mit einer Trias: trigeminale Anästhesie, Parästhesie und selbst beigebrachte Ulzerationen am Nasenflügel. Letztere können aber auch frontoparietal und aurikulotemporal auftreten. Aufgrund des „krabbelnden“ Gefühls vermuten manche Patienten einen Parasitenbefall und Ärzte einen Dermatozoenwahn.
Die Therapie orientiert sich am Schweregrad. Bei leichterem Juckreiz genügen eventuell topische Anästhetika und Antipruriginosa. Auch Capsaicin-Pflaster sind bewährt. Patienten mit mittelschwerem Pruritus benötigen häufig eine orale Therapie mit z.B. mit Gabapentin, Pregabalin oder Antidepressiva. In schweren Fällen können Botulinumtoxin A, Nervenblockaden, Phenytoin und Verhaltenstherapie helfen.
Quelle: Ju T et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; 36: 790-796; DOI: 10.1111/jdv.17985
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