
Erste Daten zur Radionuklidtherapie mit Lu-PSMA vor der Prostatektomie

Zugelassen ist die Radioligandentherapie derzeit in Kombination mit einer Androgendeprivation (ADT) mit oder ohne Inhibition des Androgenrezeptor (AR)-Signalwegs für vorbehandelte Männer mit PSMA-positivem mCRPC. Ob sie auch upfront wirksam ist, prüften Forschende in der einarmigen, prospektiven Phase-1/2-Studie LuTectomy. Wie Dr. Renu S. Eapen vom Peter McCallum Cancer Center, Melbourne, berichtete, waren 20 Patienten mit lokal begrenztem, PSMA-positivem Hochrisiko-Prostatakarzinom eingeschlossen.1 Je die Hälfte erhielt entweder einen oder nach sechs Wochen auch noch einen zweiten Zyklus des Radiopharmakons. Nach einer zweiten PSMA-PET erfolgte die Prostatektomie und ggf. Dissektion der pelvinen Lymphknoten. Als primärer Endpunkt diente die Bestimmung der aufgenommen Strahlungsdosis. Sekundäre Endpunkte umfassten das Ansprechen in der Bildgebung, das biochemische und das pathologische Ansprechen sowie die Nebenwirkungen der Radioligandentherapie, die Sicherheit der Operation und die gesundheitsbezogene Lebensqualität.
Die Teilnehmer waren median 66 Jahre alt und wiesen einen medianen PSA-Wert von 18 ng/ml auf. In 30 % der Fälle lag eine Beteiligung der Lymphknoten vor (N1). Die absorbierte Strahlungsdosis (alle Läsionen) betrug im Median 35,5 Gy.
Die Patienten vertrugen die Therapie mit LuPSMA gut. Bis auf eine entwickelten allen Personen lediglich Grad-1-Nebenwirkungen. Am häufigsten kam es zu Fatigue (40 %), Übelkeit (35 %) und Mundtrockenheit (30 %). Die Männer konnten ohne Beeinträchtigung operiert werden. Die Bildgebung ergab eine Tumorverkleinerung in 55 % der Fälle (partielles Ansprechen). 40 % hatten eine stabile Erkrankung, 5 % waren progredient. Im Median reduzierte sich der PSA-Wert um 49 %. Nach einem medianen Follow-up von 13,8 Monaten lebten 80 % der Teilnehmer ohne biochemisches Rezidiv.
Der PSA fällt und fällt
Dr. Eapen stellte den beeindruckenden PSA-Rückgang bei einem Studienteilnehmer heraus, dessen PSA-Wert von 334 ng/ml zu Beginn auf 81,6 ng/ml nach einer Dosis LuPSMA sank. Nach der zweiten Dosis fiel der Wert auf 17,9 ng/ml ab und betrug in der Nachbeobachtung 0,01 ng/ml.
In ihrem Fazit bezeichnete die Referentin die Radioligandentherapie als sehr zielgerichtet und die Aufnahme der Strahlungsdosis im Allgemeinen als hoch, aber variabel. Das beobachtete Ansprechen sei Anreiz, den Ansatz weiter zu untersuchen.
Keine antitumorale Wirksamkeit
Die Studie war im Rahmen einer Game Changing Session vorgestellt worden – einen Game Changer konnte der Diskutant Prof. Dr. Dr. Alberto Briganti, IRCCS Ospedale San Raffaele, Mailand, aber in der Strategie nicht erkennen.2 Weder habe sich eine signifikante antitumorale Wirksamkeit gezeigt, noch sei das Verfahren kosteneffektiv oder einfach durchführbar. Die vor der OP erfolgte Radioligandentherapie schneide im Vergleich zu präoperativ durchgeführten Behandlungen wie einer ADT oder ADT plus einer AR-gerichteten Substanz nicht gut ab, führte Prof. Briganti aus. Intensivierte antihormonelle Konzepte hätten in Studien sowohl zu einem überlegenen biochemischen als auch pathologischen Ansprechen geführt.
Das biochemische Ansprechen nach der Neoadjuvanz sei zudem kein guter Surrogatmarker für das Auftreten eines PSA-Rückfalls nach der Primärtherapie, sagte Prof. Briganti. Dagegen ergab eine gepoolte Analyse prospektiver klinischer Studien, dass ein sehr gutes pathologisches Ansprechen sich positiv auf biochemische Rezidive auswirkt.
Obwohl in die LuTectomy-Studie nur Patienten mit hoher PSMA-Expression aufgenommen wurden, erzielte kein einziger ein komplettes pathologisches Ansprechen, betonte der Experte. 95 % hatten pathologisch gar nicht angesprochen.
Quellen:
Eapen RS. 38. Annual EAU Congress; Game Changing Session
Briganti A. 38. Annual EAU Congress; Game Changing Session
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).