Es geht voran bei der ALL

EBMT 2022 Dr. Miriam Sonnet

In der BLAST-Studie konnte in rund 80 % der Fälle ein MRD+ in einen negativen Status umgewandelt werden. In der BLAST-Studie konnte in rund 80 % der Fälle ein MRD+ in einen negativen Status umgewandelt werden. © iStock/wildpixel

Welche Rolle spielt die minimale Resterkrankung für die Prognose und die Therapieentscheidung bei ALL-Patienten? Und welche Fortschritte wurden in den vergangenen Jahren in Bezug auf die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation erzielt? Darüber berichteten zwei Experten auf der Jahrestagung der EMBT.

Um die Prognose nach einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) zu verbessern, wurden in den vergangenen Jahren einige Bemühungen unternommen. Ein Fokus lag unter anderem auf der Überwachung der minimalen Resterkrankung, die sich als ein signifikanter prognostischer Faktor herauskristallisierte, berichtete Prof. Dr. Ali Bazarbachi, American University of Beirut.

Patient:innen mit positiver MRD vor der Transplantation haben ein höheres Rezidivrisiko als MRD-negative Personen, woraus man schließen könne, dass eine MRD-Positivität vor einer allogenen HSCT behandelt werden sollte. In der BLAST-Studie konnte durch die Gabe von Blinatumomab in rund 80 % der Fälle ein MRD+ in einen negativen Status umgewandelt werden. Teilnehmende, die eine MRD-Negativität erreichten, hatten ein signifikant besseres rezidivfreies und Gesamtüberleben als MRD+ Betroffene. OS und RFS unterschieden sich aber nicht zwischen Erkrankten mit und ohne allogene SCT. Die Rolle der Transplantation nach Konversion zu einer MRD-Negativität bliebe daher offen, so der Referent.

Auch Prof. Dr. Arnon Nagler vom Sheba Medical Center in Ramat Gan betonte die Bedeutung der MRD, denn sie sei der stärkste Prädiktor für ein Rezidiv bei Personen mit B-ALL. Sie beeinflusse auch die Entscheidung, ob Patient:innen eine HSCT erhalten sollten: So wird Philadelphia-negativen Betroffenen mit ALL, die eine MRD-Negativität weniger als drei Monate nach der Konsolidierung erreichen, nur dann eine allogene HSCT empfohlen, wenn sie ein hohes Risiko haben. Im Fall einer MRD-Positivität sollten Philadelphia-negative B-Zell-Erkrankte zuvor Blinatumomab für zwei bis vier Zyklen erhalten. Offene Fragen seien z.B. die nach der besten Methode zur Bestimmung der MRD und die nach der Kinetik, schloss der Referent.

Neben der Etablierung der MRD gibt es Fortschritte bei der Rezidivbehandlung. Erleiden Patient:innen nach der allogenen HSCT einen Rückfall, so ist ihre Prognose besonders schlecht. Allerdings hat sich das OS der Betroffenen nach einem Rückfall zwischen 2015 und 2019 im Vergleich zu den Jahren 2000–2004 nahezu verdoppelt, sagte Prof. Bazarbachi. Der Experte führte das auf eine verbesserte Post-Transplant-Rezidivtherapie durch z.B. TKI zurück.

Die Rolle der MRD nach der Transplantation

Die MRD entscheidet über das Vorgehen nach einer Transplantation. Zum Beispiel erhalten Philadelphia-positive Patient:innen, die nach der HSCT MRD- sind, prophylaktisch TKI oder sie werden beobachtet und bekommen TKI nur im Fall einer MRD-Positivität. Sind die Betroffenen nach der HSCT noch MRD+, so werden sie mit TKI behandelt. Die Prognose nach der Transplantation unterscheidet sich deutlich zwischen MRD-positiven und-negativen Personen: Während Erstere in einer Studie eine Drei-Jahres-Rezidivrate von 50 % aufwiesen, betrug diese bei Letzteren nur 4 %.

Eine Erhaltung nach einer HSCT mit TKI könne bei Personen mit Philadelphia-positiver ALL sowohl PFS als auch OS verbessern, so der Referent; dabei erlitten Erkrankte, die TKI für mehr als 24 Monate erhielten, signifikant weniger Rezidive als solche mit maximal zweijähriger Behandlung. Die Erhaltungstherapie eigne sich womöglich auch für andere ALL-Patient:innen. Laut den Ergebnissen einer aktuellen Studie kann eine Blinatumomabgabe nach der Transplantation im Vergleich zu einer historischen Kontrolle OS und PFS aber nur numerisch verlängern. Neue Daten weisen darauf hin, dass hypermethylierende Substanzen die Prognose nach einer HSCT verbessern. In einer Untersuchung erwies sich niedrig dosiertes Decitabin am effektivsten bei Personen mit T-ALL. Positive Ergebnisse liegen auch für die Erhaltungstherapie mit Azacitidin vor, berichtete Prof. Bazarbachi. Damit können Komplettremissionen, die bis zu 21 Monate anhalten, erreicht werden.

Kongressbericht: 48th EMBT Annual Meeting

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In der BLAST-Studie konnte in rund 80 % der Fälle ein MRD+ in einen negativen Status umgewandelt werden. In der BLAST-Studie konnte in rund 80 % der Fälle ein MRD+ in einen negativen Status umgewandelt werden. © iStock/wildpixel