Alternativen zum Standard

EBMT 2022 Dr. Miriam Sonnet

Die derzeitige Standard-Therapie bei Philadelphia-positiver ALL bleibt als solcher bestehen. Die derzeitige Standard-Therapie bei Philadelphia-positiver ALL bleibt als solcher bestehen. © LASZLO – stock.adobe.com

Aktueller Standard bei Philadelphia-positiver ALL: TKI plus Chemotherapie mit anschließender allogener Stammzelltransplantation sowie TKI-Erhaltung. Aber es gibt Alternativen. Untersucht werden dabei TKI der zweiten bzw. dritten Generation, denen entweder eine Erhaltung oder eine allogene SCT folgt.

Die Prognose von Patient:innen mit Philadelphia-positiver ALL (Ph+ ALL) hat sich durch die Einführung von Imatinib verbessert, konstatierte Prof. Dr. ­Sebastian Giebel, National Research Institute of Oncology, Gliwice. Es gäbe aber noch einige, zumindest teilweise, offene Fragen: Sollte zur Behandlung ein TKI der ersten, zweiten oder dritten Generation verwendet werden? Welche Intensität der Chemotherapie eignet sich am besten? Und welche Rolle spielt die Immuntherapie? In klinischen Untersuchungen wurden diese Fragen kürzlich adressiert.

Ein Beispiel ist die GRAAPH-Studie, in der Forschende die Effektivität einer intensiven vs. weniger intensiven Chemotherapie verglichen. Hinsichtlich des ereignisfreien- und Gesamtüberlebens unterschieden sich die beiden Regime nicht, sagte der Referent. Außerdem bestätigten die Ergebnisse die allogene SCT als bisherigen Standard bei Ph+ ALL. Aktuellen Daten zufolge eignen sich alle Spendertypen – gematchte Geschwister, nicht verwandt, haploidentisch – für die Transplantation. Die anschließende Gabe von TKI sei obligatorisch, so Prof. Giebel.

Zur Rolle der Immuntherapie stellte er Daten der GIMEMA-Studie vor. Darin erhielten Patient:innen mit neu diagnostizierter Ph+ ALL upfront Dasatinib und Steroide. Darauf folgte eine Konsolidierung mit Blinatumomab und im Anschluss entweder Dasatinib oder eine allogene HSCT. Die Ergebnisse bezeichnete Prof. Giebel als „exzellent“: Das OS nach drei Jahren betrug 80 %, das krankheitsfreie Überleben 71 %.

Nur ein Drittel der Teilnehmenden hatte sich letztendlich einer allogenen HSCT unterzogen. „Bei einem Großteil der Betroffenen kann man demnach eine allogene Transplantation mit dieser Strategie vermeiden“, betonte der Referent. Ein ähnlicher Ansatz wurde kürzlich ebenfalls publiziert: Forschende verwendeten Blinatumomab in Kombination mit Ponatinib, gefolgt von einer Ponatinib-Erhaltungstherapie. Die Autor:innen bezifferten das OS und EFS nach einem Jahr bei den 19 Ph+ ALL-Erkrankten auf jeweils 100 %. Bisher kam eine allogene HSCT nicht zum Einsatz.

Zusammenfassend sei die Imatinib-Behandlung plus Chemotherapie, gefolgt von einer allogenen HSCT und TKI-Erhaltung noch immer Standard bei der Ph+ ALL. Geprüft wird zurzeit ein Algorithmus, nach dem die Betroffenen Dasatinib/Ponatinib in Kombination oder sequenziell mit Blinatumomab bekommen. Personen mit molekularer CR könnten danach einer TKI-Erhaltungstherapie zugeführt werden, während sich Patient:innen, die keine molekulare CR erreichen, einer allogenen HSCT mit anschließender TKI-Erhaltung unterziehen.

Quelle: Giebel S. 48th EBMT Annual Meeting 2022; ALWP-04

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