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B-Zell-ALL: Welche Therapieoptionen gibt es inzwischen?

In den letzten Jahren gab es einige Zulassungen für den Einsatz bei rezidivierter und refraktärer B-Zell akuter lymphatischer Leukämie (r/r BCP-ALL):
- das auf das Antigen CD22 zielende Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Inotuzumab Ozogamicin zur zielgerichteten zytotoxischen Therapie und
- das bispezifische Antikörper-Konjugat Blinatumomab sowie
- gegen CD19 gerichtete, gentechnisch mit chimären Antigen-Rezeptoren ausgestattete T-Zellen (CAR-T-Zellen, Tisagenlecleucel).
Im Unterschied zu Blinatumomab bietet die CAR-T-Zell-Therapie die Chance, dass die modifizierten Zellen im Körper persistieren und die Leukämie über längere Zeit kontrollieren können, meinte Professor Dr. Claudia Rössig von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Münster.
Refraktärität soll verhindert werden
In den Zulassungsstudien wurden die neuen Optionen bei rezidivierter oder refraktärer Erkrankung untersucht, häufig nach Stammzelltransplantation. Prof. Rössig betonte, dass langfristig durch neue Optionen aber die Refraktarität nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSCT) gerade verhindert werden sollte.
Sie ist überzeugt, dass Blinatumomab bei r/r BCP-ALL in dieser Situation gar nicht sein volles Potenzial entfalten konnte. In der TOWER-Studie wurde zwar eine Freiheit von minimaler Resterkrankung (MRD) erreicht, hielt aber nicht lange an und der Überlebenszeitgewinn im Vergleich zur Chemotherapie lag bei nur 3,7 Monaten. Bei pädiatrischer refraktärer ALL fanden sich ähnliche Ergebnisse. In beiden Populationen gibt es aber Patienten, die unter Blinatumomab-Therapie lange überleben und bei denen gegebenenfalls eine Brücke zu einer dann erfolgreichen Transplantation geschlagen werden konnte, betonte die Referentin.
Inotuzumab Ozogamicin führte ebenfalls zu einem guten Ansprechen bei einer ähnlichen Patientenkohorte wie in der TOWER-Studie. Das Ansprechen übertrug sich allerdings nicht in ein Plateau beim langfristigen Überleben.
Für Tisagenlecleucel ist die Datenlage noch auf eine Beobachtungsdauer von 24 Monaten begrenzt, so Prof. Rössig. In der ELIANA-Studie lag das rezidivfreie Überleben nach Ansprechen auf die Therapie in dieser Auswertung bei 62 %, das mediane Gesamtüberleben war noch nicht erreicht. Allerdings basieren diese Werte nicht auf einer Intention-to-Treat-Analyse, gab die Expertin zu bedenken.
Einige Patienten konnten das CAR-T-Zell-Produkt nicht erhalten, weil die Erkrankung während der Produktionszeit zu rasch fortgeschritten war. Solche Herausforderungen gebe es bei der Nutzung von Blinatumomab nicht. Wie hoch das Plateau der Überlebensrate mit Tisagenlecleucel auf Basis einer ITT-Analyse sein wird, bleibt noch abzuwarten.
Bei einem anderen, noch nicht zugelassenen CD19-CAR-T-Zell-Produkt gab es einige Langzeitüberlebende unter den Studienteilnehmern mit niedrigem Risiko. Häufig aber durch den Anschluss einer HSCT, nicht durch die CAR-T-Zell-Therapie alleine, erläuterte Prof. Rössig. Von den Hochrisikopatienten überlebten nur einzelne Patienten. Ein klarer Vorteil der CAR-T-Zellen ist laut der Vortragenden die Fähigkeit, Gewebebarrieren und die Blut-Hirn-Schranke zu überschreiten. Daher spricht auch eine extramedulläre Erkrankung auf die CD19-CAR-T-Zell-Therapie an.
Toxizitäten beachten!
Die Therapien in frühere Behandlungslinien holen
Die Referentin ist sich sicher, dass die B-Zell-Therapien ihr wirkliches Potenzial erst im Einsatz in der zweiten oder Erstlinie zeigen werden. Dazu seien akademische, multizentrische klinische Studien nötig: Blinatumomab ist bereits weltweit Teil laufender Studienkonzepte in unterschiedlichen Therapielinien und auch Tisagenlecleucel wird derzeit in frühen Therapielinien untersucht.Quelle: DGHO-Jahrestagung 2019
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