
Neues CAR-T-Zell-Produkt zielt auf verschiedene B-Zell-Erkrankungen ab

Zurzeit sind zwei T-Zell-Produkte mit gegen CD19-gerichteten chimären Antigenrezeptoren (CAR) für die Behandlung von Patienten mit rezidivierten oder refraktären B-Zell-Lymphomen zugelassen. Mit Lisocabtagen maraleucel (Liso-Cel) steht nun ein drittes Präparat in den Startlöchern. Es besteht ebenfalls aus CD19-spezifischen CAR-T-Zellen, unterscheidet sich von den bisher am Markt befindlichen Produkten aber unter anderem in Applikation und Herstellung. Liso-Cel wird sequenziell in zwei Komponenten verabreicht: Eine Infusion erfolgt mit CD8-positiven, eine weitere mit CD4-positiven T-Zellen in gleicher Zieldosis. Im Produktionsprozess werden diese unabhängig voneinander aktiviert, transduziert und expandiert.
Das Forscherteam um Professor Dr. Jeremy S. Abramson vom Massachusetts General Hospital Cancer Center in Boston prüfte Liso-Cel jetzt im Rahmen der TRANSCEND-NHL-001-Studie in einer breiten Population von Patienten mit rezidivierten oder refraktären B-Zell-Lymphomen.
Studie mit stark vorbehandelten Patienten
Neben Personen mit diffus großzelligem B-Zell-Lymphom schlossen die Autoren auch Erkrankte ein mit: hochgradigen B-Zell-Lymphomen, Rearrangements im MYK- und zusätzlich im Bcl2- und/oder Bcl6-Gen, primären mediastinalen B-Zell-Lymphomen und follikulären Lymphomen Grad 3B. Zudem konnten Betroffene mit niedriger Kreatinin-Clearance, eingeschränkter kardialer Funktion oder Hochrisikofaktoren wie einer ZNS-Manifestation teilnehmen.
Zwischen Januar 2016 und Juli 2019 erhielten 269 Patienten mindestens eine der Infusionen von Liso-Cel. Von diesen hatten 260 (97 %) bereits zwei und mehr Therapielinien erhalten, schreiben die Wissenschaftler. 112 Personen (42 %) waren 65 Jahre oder älter und sieben (3 %) litten unter einer ZNS-Beteiligung der Erkrankung. Die Teilnehmer bekamen insgesamt zwischen 50 und 150 × 106 CAR-T-Zellen. Die Wissenschaftler legten die empfohlene Zieldosis auf 100 × 106 CAR-T-Zellen (je 50 × 106 CD8+ und CD4+) fest.
Für 256 Erkrankte lagen die vollständigen Befunde für die Wirksamkeitsanalyse vor. Davon erreichten 73 % ein objektives Ansprechen. Die Patienten schienen dabei unabhängig von Alter oder der Erkrankung von der Therapie zu profitieren.
Jeder Zweite sprach auf die Therapie komplett an
53 % der Patienten sprachen komplett auf die Behandlung an. Das mediane Gesamtüberleben betrug 21,1 Monate; für Teilnehmer mit kompletter Response wurde es bisher nicht erreicht.
Die häufigsten Nebenwirkungen von mindestens Schweregrad 3 umfassten in 60 % der Fälle Neutropenien, in 37 % Anämien und in 27 % Thrombozytopenien. Ein Zytokinfreisetzungssyndrom entwickelten 42 %; es wies aber nur bei sechs Patienten (2 %) Grad 3 oder höher auf. Neurotoxizität entwickelten 30 % der Teilnehmer, bei jedem Zehnten hatten diese einen Schweregrad von mindestens 3. Neun Personen (6 %) zeigten dosislimitierende Ereignisse, ein Patient starb nach der Behandlung mit der niedrigsten Dosis Liso-Cel aufgrund einer diffusen alveolären Schädigung, schreiben die Autoren.
„Gute Wirksamkeit und tiefe Remissionen“
Insgesamt bescheinigen die Forscher der CAR-T-Zell-Therapie eine gute Wirksamkeit mit schnellen und anhaltenden Remissionen. Liso-Cel wird in Studien auch beim ersten Rezidiv von Patienten mit B-Zell-Lymphomen und als Behandlungsoption anderer rezidivierter oder refraktärer B-Zell-Erkrankungen untersucht.
Quelle: Abramson JS et al. Lancet 2020; 396: 839–852; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31366-0
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