Anti-CD-20-Antikörper gegen pädiatrische hochmaligne B-Zell-Lymphome einsetzen

Josef Gulden

B-Lymphoblasten (lila-blau) und Makrophagen (weiß) bilden den für das Burkitt-­Lymphom typischen „Sternenhimmel“ in der Histologie. Der rasant wachsende Tumor spricht i.d.R. gut auf die Chemo an. B-Lymphoblasten (lila-blau) und Makrophagen (weiß) bilden den für das Burkitt-­Lymphom typischen „Sternenhimmel“ in der Histologie. Der rasant wachsende Tumor spricht i.d.R. gut auf die Chemo an. © wikimedia/Ed Uthman, MD. (CC BY 2.0)

Rituximab kann das Überleben von Erwachsenen mit B-Zell-Malignomen verlängern. Zusätzlich zur Standardchemotherapie eingesetzt, erhöht es auch bei Kindern mit hochmalignen, reifen Tumoren dieser Entität das ereignisfreie­ und das Gesamtüberleben.

Anti-CD20-Antikörper sind in der Behandlung maligner B-Zell-Lymphome von Erwachsenen seit über 20 Jahren zunehmend unverzichtbar geworden, spielen aber bei Kindern und Heranwachsenden bislang keine wesentliche Rolle. Hochmaligne B-Zell-Lymphome dieser Gruppe sind in erster Linie als Burkitt-Lymphome, weniger häufig als diffus-großzellige B-Zell-Lymphome ausgeprägt. Sie sprechen auf eine alleinige Chemotherapie besser an als im Erwachsenenalter.

Für die Hochrisikogruppe reicht eine Chemo nicht aus

Allerdings gibt es ungünstige prognostische Faktoren, die eine Hochrisikogruppe von jungen Patienten definieren. Dazu gehören v.a. ein fortgeschritteneres Stadium, erhöhte Titer an Laktat­dehydrogenase (LDH), leukämischer Knochenmarkbefall, eine ZNS-Beteiligung sowie eine primäre Refraktärität gegenüber der Behandlung. In einer Phase-2-Studie hatte sich Rituximab, zusätzlich zum LMB-Protokoll (Lymphomes Malins B) gegeben, als wirksam und sicher erwiesen. Deshalb testete ihn in der Phase-3-Studie Inter-B-NHL ritux 2010 randomisiert als Zugabe zu dieser Chemotherapie eine Arbeitsgruppe um Dr. Véronique­ Minard-Colin­, Institut de Cancérologie Gustave Roussy, Department of Paediatrics, Villejuif.

Studienaufbau

Die 328 Patienten im Alter zwischen einem halben und 18 Jahren litten an einem Hochrisiko-B-Zell-Lymphom vom Stadium III mit erhöhter LDH oder Stadium IV. 85,7 % der Erkrankungen waren Burkitt-Lymphome. Die Teilnehmer erhielten mit kleinen Modifikationen die LMB-Standardchemo, die aus einer Präphase mit Cyclophosphamid, Vincristin und Prednison (COP), zwei Induktionszyklen mit COP, Doxorubicin und hoch dosiertem Methotrexat (COPADM), zwei Konsolidierungszyklen mit Cytarabin und hoch dosiertem Methotrexat sowie einem Erhaltungszyklus mit COPADM bestand. Zur Induktion und Konsolidierung bekam die Hälfte der Patienten randomisiert insgesamt sechs Dosen Rituximab in der Standarddosierung von 375 mg/m2. Primärer Endpunkt war das ereignisfreie Überleben, sekundäre Endpunkte u.a. Gesamtüberleben und Toxizitätsdaten.

Ereignisse im Sinn des primären Endpunkts umfassten Tumorresiduen nach dem zweiten Konsolidierungszyklus (primäre Refraktärität), Rezidiv, Krankheitsprogression, sekundäres Malignom und Tod. Nach median 39,9 Monaten Follow-up waren im Rituximab­arm 10 und in der Kontrolle 28 solcher Ereignisse eingetreten. Die ereignisfreie Überlebensrate nach drei Jahren errechnete sich damit auf 93,9 % unter dem Anti-CD-20-Anti­körper vs. 82,3 % unter dem Standard, was einer Risikoreduktion um etwa zwei Drittel entsprach (HR 0,32; p = 0,00096). In puncto Gesamtüberleben überzeugte Rituximab mit 8 Todesfällen gegenüber 20 in der Kontrolle (HR 0,36). Dabei waren 4 vs. 17 der Ereignisse durch die Grunderkrankung bedingt und jeweils 3 durch die Therapie. Im Prüfarm sorgte eine weitere Krebsart für einen Todesfall.

Rituximab führt häufiger zu Hypogammaglobulinämien

Nebenwirkungen vom Grad 4–5 traten bei 33,3 % der Rituximab-Patienten auf, unter alleiniger Chemo bei 24,2 % (p = 0,07). Dabei handelte es sich meist um febrile Neutropenien und Infektionen. Ungefähr doppelt so viele Teilnehmer des Prüfarms wiesen ein Jahr nach Behandlungsbeginn niedrige IgG-Titer auf im Vergleich zum Standard. Den Autoren zufolge seien Langzeitdaten nötig, um die Hypogammaglobulinämien besser einschätzen zu können.

Quelle: Minard-Colin V et al. N Engl J Med 2020; 382: 2207-2219; DOI: 10.1056/NEJMoa1915315

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B-Lymphoblasten (lila-blau) und Makrophagen (weiß) bilden den für das Burkitt-­Lymphom typischen „Sternenhimmel“ in der Histologie. Der rasant wachsende Tumor spricht i.d.R. gut auf die Chemo an. B-Lymphoblasten (lila-blau) und Makrophagen (weiß) bilden den für das Burkitt-­Lymphom typischen „Sternenhimmel“ in der Histologie. Der rasant wachsende Tumor spricht i.d.R. gut auf die Chemo an. © wikimedia/Ed Uthman, MD. (CC BY 2.0)