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Stark vorbehandelte Patient:innen erreichen eine CR

Das follikuläre Lymphom lässt sich bislang nicht heilen und das progressionsfreie Intervall wird mit jeder Behandlungslinie kürzer. Patient:innen, die nach Versagen einer CAR-T-Zell-Therapie und von bispezifischen T-Zell-Engagern (TCE) rezidiviert oder refraktär sind, stehen nur wenige Optionen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass der Zugang zu CAR-T-Zellen limitiert ist und sie erhebliche Toxizitäten aufweisen können. Zudem geht den Lymphomzellen häufig das CD20-Antigen, das die meisten bisherigen bispezifischen Antikörper erkennen, verloren.
Der neue TCE TNB-486 ist mit zwei Antikörperfragmenten ausgestattet, die an CD19 auf B-Zellen und an CD3 auf T-Lymphozyten binden. Mit seiner relativ geringen Affinität gegenüber CD3 kann der Antikörper zwar eine T-Zell-vermittelte Zytotoxizität auslösen; die Ausschüttung von Zytokinen, die für wichtige Toxizitäten solcher Immuntherapien verantwortlich ist, verringert sich aber.
In einer Phase-1-Studie, die Prof. Dr. Ryan Jacobs vom Atrium Health Levine Cancer Institute in Charlotte, vorstellte, wurden bislang 17 Erkrankte, deren follikuläres Lymphom nach mindestens zwei Therapien rezidiviert oder refraktär wurde, eingeschlossen. Sie erhielten TNB-486 in unterschiedlichen Dosierungen.
Stark vorbehandelte Patient:innenpopulation
Die Teilnehmenden hatten bereits zahlreiche Therapien erhalten – alle einen CD20-Antikörper, 76,5 % ein Alkylans, 47,1 % ein IMiD, 11,8 % bispezifische Antikörper gegen CD20, 11,8 % CAR-T-Zellen gegen CD19 und 5,9 % eine autologe Stammzelltransplantation. 52,9 % waren binnen höchstens zwei Jahren nach der Erstlinientherapie progredient gewesen.
TNB-486 scheint vielversprechend
Von den elf Teilnehmenden, die eine Dosis von mindestens 2,4 mg bekommen hatten, erreichten zehn (91 %) eine Komplettremission. Von denjenigen mit CD20-negativem Lymphom, mit vorangegangener CD20-TCE-Therapie und mit POD24 hatten alle komplett angesprochen. Die Erkrankung wurde lediglich bei einer Person mit neun Vorbehandlungen, einschließlich autologer Stammzelltransplantation und CAR-T-Zell-Therapie, progredient; eine weitere erlitt im sechsten Zyklus nach vorheriger Komplettremission ein Rezidiv – bei anhaltender CD19-Expression. Die Sechs-Monats-Rate für das PFS betrug 91 %.
Zytokinfreisetzungssyndrome traten lediglich mit Grad 1 (52,9 %) und Grad 2 (11,8 %) auf. Sie dauerten median einen Tag an. Unter den 23,5 % neurologischen Nebenwirkungen erreichte eine den Grad 3. Alle CRS und ICANS waren reversibel. Weitere häufige Toxizitäten vom mindestens Grad 3 umfassten Lymphopenien (35 %) und Neutropenien (12 %).
Zusammenfassend lassen sich mit TNB-486 hohe CR-Raten erreichen. Die Dosiseskalation werde fortgeführt, so Prof. Jacobs, um die für die Phase 2 empfohlene Dosierung zu ermitteln.
Quelle:
Jacobs R et al. EHA 2023, Abstract S224
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