Zytostatikum beeinträchtigt die T-Zell-Funktion und verkürzt die Überlebensdauer

Josef Gulden

Leitlinien empfehlen B-Zell-Lymphom Patient:innen, vor einer CAR-T-Zell-Therapie, nicht mit diesem Wirkstoff zu behandeln. Leitlinien empfehlen B-Zell-Lymphom Patient:innen, vor einer CAR-T-Zell-Therapie, nicht mit diesem Wirkstoff zu behandeln. © nexusby – stock.adobe.com

Leitlinien raten davon ab, Patient:innen mit aggressiven B-Zell-Lymphomen, die eine CAR-T-Zell-Therapie erhalten sollen, vorher mit Bendamustin zu behandeln. Eine retrospektive Kohortenstudie liefert nun eine belastbare Grundlage für diese Empfehlung.

Die bisher verfügbaren CAR-T-Zell-Präparate werden aus autologen T-Lymphozyten gewonnen, d.h. die Qualität des fertigen Produkts hängt von der Zahl und der Fitness der Ausgangszellen ab. Bendamustin hat eine prolongierte lymphotoxische Wirkung; deshalb gilt es bei für eine CAR-T-Zell-Therapie infrage kommenden Personen als kontraindiziert, obwohl dazu keine harten Daten existieren. Ein Konsortium von Spezialist:innen aus sieben zertifizierten europäischen Zentren trugen deshalb retro­spektiv die Daten von 439 Erkrankten zusammen, die wegen eines rezidivierten oder refraktären großzelligen B-Zell-Lymphoms CD19-basierte CAR-T-Zellen erhalten hatten.

80 Patient:innen waren vorher mit Bendamustin behandelt worden, schreiben die Autor:innen um Dr. ­Gloria ­Iacoboni, University Hospital Vall d‘Hebron, Barcelona. Diese Exposition resultierte zunächst in einem signifikant geringeren Anteil an CD3+ T-Zellen und Thrombozyten zum Zeitpunkt der Apherese. Das wirkte sich auch auf die klinischen Endpunkte aus: Die Folge waren signifikant geringere Ansprechraten auf die CAR-T-Zell-Therapie (53 % vs. 72 %; p < 0,01) sowie kürzere Medianwerte für progressionsfreies (3,1 Monate vs. 6,2 Monate; p = 0,04) und Gesamtüberleben (10,3 Monate vs. 23,5 Monate; p = 0,01) im Vergleich zur Bendamustin-naiven Kohorte. 

Bitte Vermeiden!

Die Unterschiede wurden nach Korrektur für andere Variablen etwas abgeschwächt; berücksichtigten die Forschenden aber den zeitlichen Abstand zwischen Bendamustin­therapie und Apherese („Wash-out“-Periode), verschärften sie sich für die 42 Patient:innen, die das Zytostatikum weniger als neun Monate vor Apherese erhalten hatten. Bei ihnen war die Ansprechrate gegenüber den Bendamustin-naiven Personen beinahe halbiert (40 % vs. 72 %; p < 0,01). Auch PFS (median 1,3 Monate vs. 6,2 Monate; p < 0,01) und OS (median 4,6 Monate vs. 23,5 Monate; p < 0,01) fielen erheblich kürzer aus. Nach verschiedenen statistischen Korrekturen blieben die Unterschiede signifikant. Keine Rolle schien hingegen die kumulative Dosis von Bendamustin zu spielen, die die Patient:innen vor der Apherese erhalten hatten.

Bei potenziellen Kandidat:innen für eine CAR-T-Zell-Therapie sollte eine Bendamustin-Behandlung vermieden werden, so die Autor:innen. Haben sie das Zytostatikum bereits erhalten, ist nach Möglichkeit die „Wash-out“-Periode von neun Monaten zu beachten; hier sollte man andere Behandlungsoptionen berücksichtigen, die die Fitness der T-Zellen nicht beeinträchtigen.

Quelle:
Iacoboni G et al. J Clin Oncol 2024; 42: 205-217; DOI: 10.1200/JCO.23.01097

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