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Allogene natürliche Killerzellen wirken auch gegen B-Zell-Lymphome

Gegen CD19 gerichtete CAR-T-Zellen haben die Behandlung von rezidivierten und refraktären lymphatischen B-Zell-Erkrankungen vorangebracht. Deutlich über die Hälfte der Patienten erfährt Remissionen, die teilweise lang andauern. Ähnlich wirksam, aber mit erheblich geringerer pharmakologischer und finanzieller Toxizität scheint das auch allogenen natürlichen CAR-Killerzellen zu gelingen.
Killerzellen aus Nabelschnurblut
CAR-T-Zellen haben mindestens zwei Nachteile:
- Sie müssen bislang individuell für jeden einzelnen Patienten hergestellt werden, was logistisch extrem aufwendig und damit kostspielig ist.
- Sie haben Nebenwirkungen wie Zytokin-Release-Syndrom und Neurotoxizität, die bei manchen Betroffenen eine spezialisierte intensivmedizinische Betreuung erfordern.
Beide Nachteile könnten möglicherweise mit allogenen natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) vermieden werden. Dazu publizierten Dr. Enli Liu, MD Anderson Cancer Center, Houston, und Kollegen nun erste Daten einer Phase-1/2-Studie.
NK-Zellen zählen zum angeborenen Immunsystem und greifen krebs- und virusinfizierte Zellen unabhängig von der Expression von HLA-Klasse-I-Antigenen an. Deshalb lassen sich NK-Zellen aus einer allogenen Quelle, beispielsweise aus Nabelschnurblut, ohne komplettes HLA-Matching anwenden. Am MD Anderson Cancer Center in Houston wurden solche NK-Zellen aus Nabelschnurblut deshalb mit dem Gen für einen CAR gegen CD19 sowie mit Genen für Interleukin-15 (IL-15) und die induzierbare Caspase 9 transduziert. IL-15 verstärkt die Expansion der Zellen in vivo und erhöht ihre Persistenz, während das Caspase-9-Gen als „Suizid“-Gen fungiert. Beim Auftreten inakzeptabler Nebenwirkungen kann dieses induziert werden, um die Zellen in die Apoptose zu treiben.
In Houston wurden bislang elf Patienten mit rezidivierten oder refraktären Non-Hodgkin-Lymphomen oder chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) mit steigenden Dosierungen dieser Zellen behandelt, nachdem sie eine Chemotherapie zur Depletion von Lymphozyten erhalten hatten.
Sparpotenzial in Sicht
Weder Zytokinsturm noch Neurotoxizitäten
Es traten keine Zytokin-Release-Syndrome oder Neurotoxizitäten und auch keine Graft-versus-Host-Erkrankungen auf. Zudem wurde kein Anstieg inflammatorischer Zytokine beobachtet – inklusive Interleukin-6, das für viele Toxizitäten bei CAR-T-Zellen verantwortlich ist. Eine vorübergehende Myelotoxizität führten die Autoren auf die initiale lymphodepletierende Chemo zurück. Bei der höchsten Dosierung von 107 CAR-NK-Zellen/kg Körpergewicht war die maximal tolerierte Dosis noch nicht erreicht. Die Ansprechrate lag bei 73 % (acht von elf Teilnehmern), wobei sieben dieser Remissionen komplett waren (vier Personen mit Lymphomen und drei mit CLL). Beim achten Patienten verschwand eine Richter-Transformation, während die CLL persistierte, so die Autoren. Die Ansprechraten liegen damit etwa in demselben Bereich, der auch von CAR-T-Zellen berichtet wird.Quelle: Liu E et al. N Engl J Med 2020; 382: 545-553; DOI: 10.1056/NEJMoa1910607
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