Neue Substanzen und Optimierungsstrategien für Patient:innen

EHA 2024 Josef Gulden

Forschende prüfen in Phase-2-Studien neue CD20/CD3 bispezifische Antikörper auf Wirksamkeit und Sicherheit. Forschende prüfen in Phase-2-Studien neue CD20/CD3 bispezifische Antikörper auf Wirksamkeit und Sicherheit. © HNFOTO – stock.adobe.com

Forschende prüfen mehrere gegen CD20 und CD3 gerichtete bispezifische Antikörper zurzeit in Phase-2-Studien. Dabei steht nicht nur die Evaluation der Wirksamkeit von neuen Substanzen, sondern auch die Steigerung der Sicherheit von bereits zugelassenen Bispecifics auf dem Plan.

Das follikuläre Lymphom ist nach wie vor nicht heilbar. Je häufiger Rezidive auftreten, desto weniger wirksam sind die herkömmlichen Therapieoptionen. Ein neuer Ansatz ist die Gabe von gegen CD20 und CD3 gerichteten bispezifischen Antikörpern. Nun wurden Ergebnisse aus drei Phase-2-Studien vorgestellt, in denen die Autor:innen jeweils eine Substanz in der rezidivierten oder refraktären Situation testeten.

Odronextamab

Dr. Dr. Michal Taszner, Medical University of Gdansk, stellte die primäre Analyse der ELM-2-Studie vor, in der 128 Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem follikulärem Lymphom mit dem Bispecific Odronextamab behandelt wurden.1 Die Teilnehmenden hatten median drei Vortherapien erhalten (maximal 13). Rund drei Viertel waren gegen einen CD20-Antikörper refraktär. 

Nach median 20 Monaten Follow-up betrug die Gesamtansprechrate 80 % mit 73 % Komplettremissionen. Die mediane Dauer aller Remissionen belief sich auf 23 Monate, bei den CR auf 25 Monate. Das mediane PFS bezifferte der Referent auf 21 Monate (Zwei-Jahres-Rate 46 %), das mediane OS war noch nicht erreicht; die Zwei-Jahres-Rate betrug 70 %.

Sicherheitsprofil von Odronextamab

Das Sicherheitsprofil bezeichnete Dr. Taszner als handhabbar. 86 % entwickelten Nebenwirkungen vom mindestens Grad 3, bei 16 % führten sie zu einem Therapieabbruch. Mit einer einschleichenden Dosierung, die etwa die Hälfte der Erkrankten erhielt, gab es nur einen Fall eines CRS vom Grad 3; fast alle traten im ersten Zyklus auf und waren binnen zwei Tagen reversibel. Eine Person erlitt ICANS vom Grad 2.

Mosunetuzumab

Der Bispecific Mosunetuzumab ist bereits zur Therapie des follikulären Lymphoms ab der Drittlinie zugelassen. In der Phase-2-Zulassungsstudie hatte die Behandlung hohe Raten an Komplettremissionen (60 %) erzielt, bei einem handhabbaren Sicherheitsprofil. Prof. Dr. Sarit Assouline, Jewish General Hospital, Montreal, berichtete über Subgruppenanalysen nach einem Follow-up von mindestens drei Jahren.2

Patient:innen mit hohem Risiko schnitten demnach ähnlich gut ab wie die Gesamtpopulation: In der Gruppe der Erkrankten, die binnen 24 Monaten nach der Erstlinientherapie rezidiviert waren (POD24), betrug die Komplettremissionsrate ebenfalls knapp 60 %. Bei den ≥ 65-Jährigen erreichte sie 66,7 %. Personen, die Mosunetuzumab ab der vierten Therapielinie erhalten hatten, erzielten zu 54,5 % eine CR. In der letzteren Subgruppe belief sich die Dauer der CR auf median 33 Monate, in den anderen beiden war der Median ebenso wie im Gesamtkollektiv noch nicht erreicht. Ähnliche Verhältnisse beobachteten die Autor:innen hinsichtlich PFS, OS und der Zeit bis zur nächsten Therapie.

Die Sicherheit fiel für alle untersuchten Subgruppen ähnlich aus wie die der Gesamtpopulation. Insgesamt biete Mosunetuzumab damit ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil für eine breite Gruppe von Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem follikulärem Lymphom, so die Referentin.

Epcoritamab

Epcoritamab wiederum ist bislang für Personen mit rezidiviertem/refraktärem DLBCL nach mindestens zwei Behandlungslinien zugelassen. In der Studie EPCORE NHL-1 führte die Gabe des Bispecifics in einer ersten Kohorte von 128 Erkrankten mit rezidiviertem oder refraktärem follikulärem Lymphom zu hohen Ansprechraten von 82 % und 63 % CR. Zwei Drittel erlitten ein CRS, das in 2 % der Fälle den Grad 3 erreichte. 

Um die Sicherheit weiter zu steigern, wurde eine weitere Kohorte aufgelegt, erläuterte Prof. Dr. Umberto Vitolo, Candiolo Cancer Institute, Turin:3 Hier erhöhten die Kolleg:innen die Dosierung des bispezifischen Antikörpers im ersten vierwöchigen Zyklus in drei Stufen (Tag 1: 0,16 mg, Tag 8: 0,8 mg, Tag 15: 3 mg), bevor sie anschließend die volle Zieldosis von 48 mg einsetzten. Primärer Endpunkt waren die Raten an CRS aller Grade sowie vom mindestens Grad 2.

Von 86 Teilnehmenden in dieser Optimierungskohorte entwickelten 49 % ein CRS, das in 40 % der Fälle den Grad 1 erreichte (9 % Grad 2). Die meisten wurden während des ersten Zyklus registriert und keines führte zu einem Absetzen der Therapie. Mehr als die Hälfte (54 %) konnte die erste volle Dosis ambulant erhalten.
Zusammengenommen erzielten die Patient:innen aus der ersten und zweiten Kohorte eine Gesamtansprechrate von 84 %, bei 65 % CR, und zwar bereits nach median etwa eineinhalb Monaten. Eine CR war ebenso mit einem besseren PFS assoziiert wie der fehlende Nachweis einer minimalen Resterkrankung.

Die einschleichende Dosierung im ersten Zyklus scheint CRS noch sicherer zu vermeiden. Offensichtlich kann man bei Beginn der Behandlung in vielen Fällen auf die stationäre Aufnahme verzichten, so Prof. Vitolo.

Quellen:
1. Taszner M et al. EHA 2024; Abstract S232
2. Assouline S et al. EHA 2024; Abstract S233
3. Vitolo U et al. EHA 2024; Abstract S234

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