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Multiples Myelom: Mit CAR-T-Zellen oder BiTE gegen das B-Zell-Reifungsantigen?

Unter physiologischen Bedingungen hat das B-Zell-Reifungsantigen BCMA eine Schlüsselfunktion bei der Reifung und Differenzierung von B-Zellen. Beim multiplen Myelom nimmt seine Expression mit Fortschreiten der Erkrankung immer weiter zu. „Im Mikromilieu des Knochenmarks fördert BCMA das Wachstum der Myelomzellen, die Entstehung einer Chemoresistenz und die Immunsuppression“, erklärte Professor Dr. Hartmut Goldschmidt vom Myelomzentrum der Universitätsklinik Heidelberg.
In einer Phase-1-Studie erhielten 33 mehrfach vorbehandelte Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom (r/r MM) das CAR-T-Zell-Produkt bb2121, das sich gegen BCMA richtet. Die Therapie hatte ein dosisabhängiges Ansprechen zur Folge, das unabhängig von der BCMA-Expression war.1
Bereits 46 CAR-T-Zell-Studien mit BCMA als Target initiiert
Bei einer Dosis von mindestens 150 Millionen CAR-T-Zellen wurde eine Gesamtansprechrate von 85 % mit 45 % Komplettremissionen erreicht, berichtete Dr. Jan Krönke von der Universitätsklinik Ulm. Nebenwirkungen schienen dem Sprecher zufolge beherrschbar, hämatologische unerwünschte Ereignisse erreichten in etwa der Hälfte der Fälle einen Grad 3 oder 4, Zytokinfreisetzungssyndrome meist nur einen Grad 1 oder 2. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der CAR-T-Zell-Therapie bei anderen B-Zell-Malignomen deutete sich in der Studie allerdings bislang noch kein Plateau der Rezidivfreiheit an, das auf langfristige Remissionen hoffen ließe, so Dr. Krönke. Es gibt viel Verbesserungspotenzial, betonte auch Prof. Goldschmidt. Seiner Ansicht nach wird eine CAR-T-Zell-Therapie früher oder später auf den Markt kommen. Bis August letzten Jahres wurden schon 46 klinische Studien der Phasen 1 bis 3 mit verschiedenen gegen BCMA gerichteten CAR-T-Zell-Therapeutika initiiert.
BiTE: Zur Hälfte MRD-negative Komplettremissionen
Eine andere gegen BCMA gerichtete Immuntherapie wurde in Deutschland entwickelt, berichtete Dr. Krönke: AMG420 ist ein bispezifischer T-Zell-Engager (BiTE), der sowohl eine Spezifität für das T-Zell-Antigen CD3 als auch für das Myelom-Antigen BCMA besitzt. So bringt er T-Zellen und Myelomzellen zusammen. Eine Phase-1-Studie mit 42 Patienten mit r/r MM nach mindestens zwei Vortherapien ergab, dass bei der höchsten tolerierten AMG420-Dosis (400 μg/d) 70 % der Teilnehmer darauf ansprachen.2 Bei der Hälfte der Patienten kam es bei dieser Dosis sogar zu MRD-negativen Komplettremissionen.
Um eine langfristige Rezidivfreiheit zu erreichen, sind nach Einschätzung von Dr. Krönke bei beiden BCMA-gerichteten Immuntherapien Kombinationsstrategien notwendig. Aktuell werden beispielsweise in zwei Studien verschiedene CAR-T-Zell-Therapien mit Lenalidomid kombiniert.
Quellen:
1. Raje N et al. N Engl J Med 2019; 380: 1726–1737; DOI: 10.1056/NEJMoa1817226
2. Topp MS et al. J Clin Oncol 2020; DOI: 10.1200/JCO.19.02657
Deutscher Krebskongress 2020
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- Anti-BCMA CAR T-Cell Therapy bb2121 in Relapsed or Refractory Multiple Myeloma Raje N et al. N Engl J Med 2019; 380: 1726–1737
- Anti–B-Cell Maturation Antigen BiTE Molecule AMG 420 Induces Responses in Multiple Myeloma Topp MS et al. J Clin Oncol 2020