ALL: Ganzkörperbestrahlung vor Stammzelltransplantation muss sein

Dr. Katharina Arnheim

Die Gesamtüberlebensrate ist bei Bestrahlung klar höher. Die Gesamtüberlebensrate ist bei Bestrahlung klar höher. © iStock/Dr_Microbe

Die Kombination aus Ganzkörperbestrahlung und Etoposid gilt als Goldstandard in der Konditionierung vor allogener Stammzelltransplantation bei pädiatrischen Hochrisikopatienten mit akuter lymphatischer Leukämie. Aktuelle Daten belegen: Das sollte auch so bleiben.

Durch eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT) können heute bis zu 80 % aller pädiatrischen ALL-Patienten geheilt werden. Sie stellt damit eine der effektivsten Strategien im Kindesalter dar. Goldstandard bei der Konditionierung vor der HSZT ist die Ganzkörperbestrahlung (TBI) in Kombination mit einer Hochdosis-Chemotherapie. Professor Dr. Christina Peters, St. Anna Kinderspital, Wien, wies jedoch darauf hin, dass Langzeitkomplikationen wie Unfruchtbarkeit, Wachstumsretardierung oder Zweitmalignome nicht selten sind.

Mit FORUM* wurde daher eine globale Studie initiiert, um zu klären, ob ein bestrahlungsfreies Konditionierungsregime das bisherige Konzept mit TBI plus Etoposid ersetzen kann. Für die Studie wurden 413 ALL-Patienten im Alter zwischen vier und 21 Jahren rekrutiert, die randomisiert entweder dem Standardarm (TBI/Etoposid) oder der alleinigen Chemotherapie mit Fludarabin/Thiotepa/Busulfan (n = 99) oder Fludarabin/Thiotepa/Treosulfan (n = 93) zugeteilt wurden. Im Standardarm konnten 210, bei alleiniger Chemotherapie 197 Teilnehmer in erster bis dritter kompletter Remission transplantiert werden. Mittlerweile beläuft sich das Follow-up auf median 2,1 Jahre.

Studie vorzeitig geschlossen

Ursprünglich hatten 1000 Teilnehmer in die FORUM-Studie aufgenommen werden sollen. Die Randomisierung musste aber im März 2019 vorzeitig wegen der Unterlegenheit des experimentellen Arms gestoppt werden, berichtete Prof. Peters. Im Standardarm traten bislang 19, bei alleiniger Chemotherapie 42 Todesfälle auf.

Die Zwei-Jahres-Rate für das Gesamtüberleben war unter TBI/Etoposid mit 91 % signifikant höher als im experimentellen Arm mit 77 % (p < 0,001). Gleiches gilt für das ereignisfreie Überleben: Hier lag die Zwei-Jahres-Rate im Standardarm bei 85 %, unter busulfanhaltiger Chemotherapie dagegen bei 64 %, bei treosulfanhaltiger Behandlung waren es sogar nur 58 %. Rezidive waren im Standardarm halb so häufig wie bei alleiniger Chemotherapie-Konditionierung (23 vs. 47 Ereignisse). Die Zwei-Jahres-Rezidivrate betrug 12 % im Vergleich zu rund 30 % (p = 0,004). Die therapiebedingte Mortalität bezeichnete die Referentin als insgesamt niedrig. Sie war jedoch bei Konditionierung mit TBI/Etoposid mit einer Zwei-Jahres-Rate von 3 % geringer als im Chemotherapiearm mit 6 % (Busulfan) bzw. 12 % (Treosulfan); die Unterschiede sind allerdings nicht signifikant. Auch die Inzidenz der akuten und chronischen Graft-versus-Host-Krankheit war in beiden Studienarmen ähnlich.

Alternative Regime nur im Einzelfall erwägen

Basierend auf diesen Ergebnissen bleibe die Konditionierung mit TBI/Etoposid Standard vor der allogenen Stammzelltransplantation. Prof. Peters wertete die Konditionierung mit busulfan- oder treosulfanbasierten Regimen jedoch als Alternative für Patienten, die für eine TBI nicht geeignet sind. 

* For Omitting Radiation Under Majority age

Quelle:
Peters C et al. EHA25 Virtual Congress; Abstract S102
EHA25 Virtual Congress

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Die Gesamtüberlebensrate ist bei Bestrahlung klar höher. Die Gesamtüberlebensrate ist bei Bestrahlung klar höher. © iStock/Dr_Microbe