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Europäische Leitlinie zur Hypertonie – die Grenze bleibt bei 140/90

Anne Krampe-Scheidler / Tobias Stolzenberg

Therapeutische Zielwerte gesenkt, Fixdosiskombinationen für bessere Adhärenz empfohlen. Therapeutische Zielwerte gesenkt, Fixdosiskombinationen für bessere Adhärenz empfohlen. © iStock/Sezeryadigar

Die europäischen Fachgesellschaften haben ihre Bluthochdruck-Leitlinien aktualisiert. An Klassifikation und Definition der Hypertonie ändert sich nichts, es gelten aber neue Zielwerte. Und der Therapiealgorithmus wurde vereinfacht.

Die aktualisierten Leitlinien von ESC* und ESH** sehen vor, die Mehrheit der Hochdruckpatienten nach wie vor erst ab einem Blutdruck von 140/90 mmHg medikamentös zu behandeln, wie Professor Dr. Reinhold Kreutz von der Berliner Charité erläuterte. Die Messung selbst wird künftig auf einer breiteren Basis stehen: Der Blutdruck soll nun nicht mehr nur in Praxen, sondern zunehmend auch ambulant über 24 Stunden und vom Patienten selbst zu Hause ermittelt werden.

Für Erwachsene mit therapiebedürftiger Hypertonie wurden neue Zielbereiche definiert, die Alter, Komorbiditäten und Verträglichkeit der Therapie stärker berücksichtigen. Erstmals gibt es auch untere Grenzwerte.

Monotherapie als First-line nur noch die Ausnahme

Bis zu einem Alter von 65 Jahren liegt der systolische Zielwert zwischen 130 und 120 mmHg, auch bei Personen mit Diabetes, koronarer Herzkrankheit und nach Schlaganfall. Zwischen 65 und 79 Jahren soll ein Wert zwischen 140 und 130 mmHg angestrebt werden. Diastolisch gilt der Bereich zwischen 80 und 70 mmHg über alle Altersgruppen und Komorbiditäten hinweg.

Um die Therapietreue zu verbessern, wird fortan der Einsatz von Fixdosiskombinationen empfohlen. Die pharmakologische Behandlung soll demnach bevorzugt als duale Kombination aus ACE-Hemmer oder Sartan zusammen mit Kalziumantagonist oder Thiaziddiuretikum erfolgen. Im nächs­ten Schritt kann sie dann zur Dreifachkombi gesteigert werden. Diese Empfehlung ist laut Professor Dr. Roland E. Schmieder vom Uniklinikum Erlangen ein „wirklicher Paradigmenwechsel“, der dazu beitragen kann, das „elementare Problem“ der ungenügenden Adhärenz zu verbessern. Als geeeignete Präparate bieten sich z. B. Vocado® (Olmesartan und Amlodipin) oder Vocado® HCT (Olmesartan, Amlodipin und Hydrochlorothiazid) an.

Die Monotherapie als Erstlinienbehandlung hat nur noch in Ausnahmefällen ihren Platz, etwa bei Patienten mit Grad-1-Hypertonie und niedrigem Risiko oder bei sehr alten Patienten jenseits des 80. Lebensjahres. Betablocker sollen künftig nur bei spezifischer Indikation zum Einsatz kommen, z.B. bei Patienten mit kardiologischer Komorbidität.

Veröffentlichung der neuen Guidelines Ende August

Die resistente Hypertonie geht man von nun an mit zusätzlichem, niedrig dosiertem Spironolacton an. Besteht dagegen eine Unverträglichkeit, kann alternativ zu Diuretika wie Eplerenon, Amilorid, zu einer höheren Dosierung von Thiaziden oder thiazidähnlichen Diuretika oder zu Schleifendiuretika gegriffen werden. Auch die zusätzliche Gabe von Bisoprolol oder Doxazosin ist dann möglich, so die neue Hypertonie-Leitlinie.

Ende August, auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology in München, sollen die neuen Guidelines veröffentlicht werden.

* European Society of Cardiology
** European Society of Hypertension

Quelle: Presseworkshop – Berlin-Chemie

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Therapeutische Zielwerte gesenkt, Fixdosiskombinationen für bessere Adhärenz empfohlen. Therapeutische Zielwerte gesenkt, Fixdosiskombinationen für bessere Adhärenz empfohlen. © iStock/Sezeryadigar