Exitus durch Holzkohle und Wasserpfeife

Dr. Ulrike Viegener

Bei plötzlichem Regen sind schon so einige auf
die Idee gekommen, in der Garage weiter zu
grillen. Bei plötzlichem Regen sind schon so einige auf die Idee gekommen, in der Garage weiter zu grillen. © fotolia/dederer

Das Grillen in Innenräumen kommt nicht nur bei unvorsichtigen Fleischliebhabern vor, es ist auch bei Suizidalen beliebt. So können Sie bei Personen mit Kohlenmonoxid-Intoxikation das Schlimmste verhindern.

Kohlenmonoxid (CO) bildet sich unter mangelnder Sauerstoffzufuhr bei der Verbrennung unterschiedlicher kohlenstoffhaltiger Materialien wie Holz, Erdgas, Kohle, Kunststoff und Textilien. Aber auch bei Zersetzungsprozessen von Holzpellets kann das farb- und geruchlose Gas entstehen, schreiben Dr. Hugo Kupferschmidt, Direktor des Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrums und Kollegen.

Vor allem frisch produzierte Pellets sondern infolge von Zersetzungsprozessen das giftige Gas ab, sodass es in Lagerräumen wie im Keller zu kritischen Konzentrationen kommen kann. Auch längeres Rauchen einer Wasserpfeife hat schon zu Todesfällen geführt.

Vorsicht bei der Lagerung frischer Holzpellets!

Eine weitere Gefahrenquelle sind Holzkohlegrills. Schlägt das Wetter um, stellen manche Personen das Gerät z.B. in die Garage und grillen weiter. Für den Indoor-Bereich existieren sogar Tischvarianten. Eine lebensgefährliche Praxis, die makabererweise dazu geführt hat, dass "Grillen" im Internet als Suizidmethode propagiert wird.

Symptome bei CO-Vergiftung

Erste klinische Zeichen sind Tachykardie, Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit, im weiteren Verlauf kommt es zu Übelkeit/Erbrechen und Tachypnoe. Schwere Vergiftungen führen u.a. zu Ataxie, Verwirrtheit, Ohnmacht, Krampfanfällen oder Kammertachykardie und Herzinfarkt. Mit verzögert – eventuell erst Wochen später – auftretenden neurologischen oder neuropsychiatrischen Symptomen wie kognitiven Störungen oder Depressionen muss man bei bis zu 50 % der Betroffenen rechnen, und zwar auch nach rascher adäquater Akutversorgung.

Die Pathophysiologie einer CO-Intoxikation ist komplex, wobei direkte toxische Effekte und hypoxische Phänomene zusammenspielen. Im Vergleich zu Sauerstoff bindet Kohlenmonoxid zweihundertmal stärker an Hämoglobin, sodass bereits geringe Konzentrationen die Sauerstoffversorgung gefährden: Bei einem CO-Partialdruck im Blut von 0,16 mm Hg liegen bereits 75 % des Hämoglobins als Carboxyhämoglobin (COHb) vor und stehen für den Sauerstofftransport nicht mehr zur Verfügung. Das gilt, selbst wenn ein normaler Sauerstoff-Partialdruck vorliegt.

Direkte toxische Effekte auf Herz und ZNS

Hinzu kommt, dass das im Plasma gelöste Gas ins Gewebe gelangt, wo es mit anderen Hämproteinen reagiert. Schwerwiegende Auswirkung zeigt dabei die Bindung an Myo­globin im Herzmuskel und die damit einhergehende verminderte Kontraktilität. An Schäden im ZNS sind Störungen der Stickstoffmon­oxid-Homöostase sowie oxidativer Stress maßgeblich beteiligt.

Die Dauer der Exposition beeinflusst den Schweregrad der Vergiftung. Obwohl der COHb-Wert nicht eindeutig mit den Symptomen korreliert, empfehlen die Autoren eine Messung. Die Spiegel ähneln sich dabei in arteriellem oder venösem Blut. Normale Werte liegen bei Nichtrauchern zwischen 1–2 % und bei Rauchern zwischen 5–10 %. Alles darüber geht meist mit leichten neurologischen Symptomen einher. Ab 40 % spricht man von einer schweren Intoxikation, bei der die Experten eine Blutgasanalyse empfehlen.

Eine hyperbare Sauerstofftherapie ist zu erwägen bei:

  • einem COHb über 25 %
  • schweren neurologischen Symptomen (z.B. Koma, Krampfanfälle)
  • lang dauernder CO-Exposition
  • Schwangerschaft

Patienten mit Symptomen ans Langzeit-EKG

Weist der Patient Symptome oder eine kardiovaskuläre Erkrankung auf, ist ein EKG für mehrere Stunden indiziert, um frühzeitig ischämische oder Herzrhythmusstörungen zu erkennen. Bestehen Anzeichen einer Ischämie, geben kardiale Serummarker Aufschluss. Bei Hinweisen auf ein Hirnödem raten die Autoren zum CT, bei Schwangeren zum zusätzlichen Monitoring des Fötus.

Liegt der Verdacht auf eine CO-Vergiftung vor, hilft dem Betroffenen als Erstmaßnahme frische Luft. Als Standardtherapie gilt die schnellstmögliche Gabe von 100%igem Sauerstoff. Über eine enganliegende Maske mit Reservoir oder Intubation soll der Patient den Sauerstoff einatmen, bis das COHb unter 5 % sinkt. In der Regel dauert dies vier bis sechs Stunden.

Im Falle einer Schwangerschaft raten die Schweizer Kollegen zur längeren Sauerstoffgabe, denn das Ungeborene reagiert empfindlich auf Sauerstoffentzug und die fetalen COHb-Werte gehen eventuell erst mit Verzögerung zurück. Bei Hyperglykämie empfehlen die Experten als neuroprotektive Maßnahme eine Insulingabe, die zerebrale Läsionen verhindern kann.

Quelle: Kupferschmidt H et al. Swiss Med Forum 2017; 17: 471-475 

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Bei plötzlichem Regen sind schon so einige auf
die Idee gekommen, in der Garage weiter zu
grillen. Bei plötzlichem Regen sind schon so einige auf die Idee gekommen, in der Garage weiter zu grillen. © fotolia/dederer