Falten, Wimpern, Melasmen – ästhetisch rekonstruktive Dermatologie mit schönen Nebenwirkungen

Dr. Dorothea Ranft

Ist der Patient keine Alabasterstatue wie Apollon und Aphrodite, sollte er auf seinen UV-Schutz achten. Ist der Patient keine Alabasterstatue wie Apollon und Aphrodite, sollte er auf seinen UV-Schutz achten. © iStock/ Stanislav Chegleev

Ob Falten, Melasmen oder nicht ausreichend wachsende Wimpern – zur Korrektur solcher „Makel“ stehen einige Lokaltherapien zur Verfügung. Sogar beim Glaukom eingesetzte Medikamente werden in den Dienst der Schönheit gestellt. Doch so manches erweist sich als riskant.

Einen günstigen Einfluss auf UV-bedingte Hautschäden haben die aus der Aknetherapie bekannten topischen Retinoide. Sie verhindern die solar bedingte Matrixdegeneration, die zur typischen Altershaut führt. Tretinoin und Tazaroten bleiben der ärztlichen Indikation vorbehalten, Retinaldehyd und Retinol (Vitamin A) dürfen auch in Kosmetika enthalten sein. Voraussetzung für eine Wirkung ist in jedem Fall der konsequente Sonnenschutz, erklärte Professor Dr. Christiane Bayerl von den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Lentigo aus dem Auspuff

Eine vermehrte Exposition gegenüber Luftschadstoffen wie Dieselruß und Feinstaub kann die Hautalterung beschleunigen. Das ergab unter anderem eine Untersuchung im Ruhrgebiet mit Frauen aus städtischen und ländlichen Regionen. Die Teilnehmerinnen aus der verkehrsreicheren Umgebung entwickelten mehr Lentigines seniles an Stirn und Wangen und vertiefte Nasolabialfalten. Eine gründliche, aber milde abendliche Reinigung des Gesichts kann das Eindringen der Partikel in die Haut verringern.

Eine Reduktion bereits eingetretener Altersschäden, wie etwa störende Lachfältchen, lässt sich mit topischen Östrogenen erreichen. Als Wirkmechanismus ließ sich immunhistochemisch eine verstärkte Kollagenbildung im betroffenen Areal nachweisen. Die Behandlung sollte möglichst früh, also bereits in den Wechseljahren oder kurz danach beginnen. Im höheren Alter ist kaum noch ein Effekt zu erwarten. Der relativ niedrige Hormongehalt (z.B. Östradiol  0,01 %) verhindert systemische Effekte. Sinnvoll ist eine topische Therapie nur bei nicht zu stark UV-geschädigter Haut und vorzugsweise bei Frauen, Männer profitieren kaum davon. Inzwischen hat sich aber das Schönheitsideal gewandelt: Die Hyperpigmentierung ist zur „neuen“ Falte avanciert, wie es Prof. Bayerl ausdrückte.

Hydrochinon, Steroide und Blutstiller

Kein Wunder, lässt doch ein ebenmäßiges Pigmentbild Menschen zehn Jahre jünger erscheinen. Quasi als „Klassiker“ in der Therapie des Melasmas gilt die Kombination von Hydrochinon mit einem Kortikoid. Ob auch Tretinoin dazu gehören sollte, ist umstritten. Der Nachteil von Hydrochinon: Insbesondere bei längerer Anwendung (> 3 Monate) kann eine störende bläulich-braune Hyperpigmentierung (Ochronose) auftreten. Eine relativ gut verträgliche Alternative bietet die auch zur Blutstillung nach Operationen eingesetzte Tranexamsäure. Ihre Nebenwirkungen sind meist gastrointestinaler Natur (Übelkeit, Diarrhö). Die Substanz kann z.B. eingesetzt werden, wenn Hydrochinon nicht ausreichend wirkt, zu unerwünschten Reaktionen führt oder die empfohlene Behandlungszeit von drei Monaten überschritten würde.

Bleichmittel nicht bei hormoneller Verhütung

Zu beachten ist allerdings, dass Patienten mit stattgehab­ten Thromboembolien oder entsprechend erhöhtem Risiko nicht mit Tranexamsäure behandelt werden dürfen. Zu den Kontraindikationen zählen u.a. Gerinnungsstörungen, Tumorleiden, Schwangerschaft und Stillzeit sowie die Verhütung mit hormonellen Kontrazeptiva, betonte Prof. Bayerl. Neben der Behandlung von Melasmen und solaren Lentigines eignet sich die Tranexamsäure auch zur Prophylaxe postinflammatorischer Hyperpigmentierungen, z.B. nach einem Lasereingriff zur Entfernung von Altersflecken. Für die orale Therapie empfiehlt die Dermatologin 500 mg/d über einen Zeitraum von drei Monaten. Die topische Anwendung in Kosmetika ist bis zu einem Gehalt von 2 % erlaubt. In dieser Form ist die Tranexamsäure etwa so wirksam wie Hydrochinon, aber weniger irritativ. Sie kann auch in Kombinationspräparaten eingesetzt werden, z.B. mit einem Kortikoid, Retinoid oder Hydrochinon. Nicht nur die gleichmäßige Pigmentierung, auch volle Wimpern zählen zu den Schönheitsidealen. Um sie zu erreichen, werden häufig Prostaglandinanaloga wie Bimatoprost, Latanoprost oder Travoprost eingesetzt. Diese aus der Glaukomtherapie bekannten Wirkstoffe sorgen als Nebeneffekt an den Pros­taglandinrezeptoren der Haarwurzeln für ein um 30–70 % dichteres Wimpernwachstum. Die Wimpern verdicken sich und die Anagenphase wird verlängert. Allerdings drohen bei der kosmetischen Anwendung von Prostaglandinderivaten als Serum oder Wimperntusche unerwünschte Folgen. Typisch ist eine Rötung der Konjunktiven mit vermehrter periorbitaler Pigmentierung und dunkler Verfärbung der Iris. Außerdem kommt es nicht selten zu einem Schwund des Fettgewebes mit Enophthalmus und Lidretraktion. Bis zur Rückbildung nach Absetzen der Präparate vergehen mitunter viele Monate. Diese prostaglandin­bedingten Veränderungen sehen nicht selten einer allergischen Konjunktivitis bzw. einem Kontaktekzem täuschend ähnlich. Deshalb rät Prof. Bayerl, bei jungen Frauen mit derartigen Symptomen auch an eine fehlgeschlagene Verschönerungskur zu denken.

Kongressbericht: DERM 2020 online

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Ist der Patient keine Alabasterstatue wie Apollon und Aphrodite, sollte er auf seinen UV-Schutz achten. Ist der Patient keine Alabasterstatue wie Apollon und Aphrodite, sollte er auf seinen UV-Schutz achten. © iStock/ Stanislav Chegleev