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Pfusch im Gesicht: Fillerbehandlungen durch Heilpraktiker und Kosmetiker können dauerhaft entstellen

Als Goldstandard unter den injizierbaren Füllstoffen z.B. zur Faltenglättung gilt die Hyaluronsäure. Allerdings birgt der moderne „Filler“ ein Komplikationsrisiko, vor allem, wenn kein geschulter Arzt am Werk ist. Was passieren kann, demonstriert das Team um Dr. Martin Barsch vom Universitätsklinikum Düsseldorf an drei Fallbeispielen.
Eine 42-Jährige wollte sich die Zornesfalten von einer Kosmetikerin glätten lassen. Bei der Injektion des Hyaluronsäurefillers im Bereich der Glabella kam es zu einem Verschluss der A. supratrochlearis mit Nekrose im Versorgungsgebiet. Die Kosmetikerin „diagnostizierte“ einen Herpes, ohne eine ärztliche Abklärung zu empfehlen. Dabei hätte man zu diesem Zeitpunkt mit dem Antidot Hyaluronidase möglicherweise noch eine Reperfusion erreichen können.
Als die Frau zwei Monate nach der Injektion die Ambulanz der Düsseldorfer Hautklinik aufsuchte, prangte eine ausgedehnte atrophe Narbe auf der Stirn. Die Dermatologen empfahlen eine Narbenpflege mit dexpanthenolhaltigen Externa und topischen Lichtschutzpräparaten. Im weiteren Verlauf kann eine spezifische Narbentherapie erwogen werden.
Hyaluronsäure ist die einzige Fillersubstanz, für die es inzwischen ein spezifisches Antidot gibt, die bovine Hyaluronidase. Offiziell zugelassen ist sie als Zusatz für Lokalanästhetika, um deren Wirkeintritt zu beschleunigen. In der ästhetischen Medizin nutzt man ihre Wirkung off label, um Therapiekomplikationen zu behandeln. Bei Gefäßverschlüssen (Schmerzen, Abblassen eines Hautareals) sollte die Therapie innerhalb von vier Stunden erfolgen. Jenseits von 24 Stunden lässt sich eine Nekrose nicht mehr verhindern.
Jahrelang gefährlich
Heilpraktikerin spritzte neben Filler Bakterien in die Lippe
Eine weitere gefürchtete Komplikation: Durch die Fillerinjektionen werden potenziell Keime in die Tiefe verschleppt. Ein weiterer Grund, warum diese Therapie nur durch geschulte Ärzte erfolgen sollte. Was passiert, wenn man sich nicht daran hält, zeigt das Beispiel einer 22-Jährigen. Die junge Frau hatte sich bei einer Heilpraktikerin einer Lippenaugmentation unterzogen. Prompt kam es zu einer Infektion der Oberlippe, woraufhin sich die Patientin mit Schmerzen, Überwärmung, Kribbelparästhesien und Taubheitsfühl (Oberlippe, Nase) vorstellte. Sonographisch zeigten sich regrediente Hyaluronsäuredepots, ein Abszess war nicht nachweisbar. Unter einer systemischen Therapie mit Cefuroxim 500 mg zweimal täglich für eine Woche ging die Infektion zurück. Doch selbst Jahre nach der Injektion von Füllstoffen kann es noch zu subklinischen Infektionen und Entzündungsreaktionen kommen. Als deren Ursache werden bakterielle Biofilme diskutiert, die sich um das injizierte Material herum bilden und für Antibiotika kaum erreichbar sind. Auch mit weiteren Komplikationen muss man bei der Injektion von Füllstoffen rechnen – unabhängig vom verwendeten Material. Zu den leichteren zählen Schmerzen an der Injektionsstelle, Rötungen und Schwellungen. Eine lokale Kühlung wirkt der Ausbreitung eines Hämatoms entgegen. Temporäre Ödeme treten nach Fillerinjektion regelmäßig auf, auch sie lassen sich durch Kühlen und vorsichtige Injektionstechnik minimieren. Lidödeme entstehen vor allem nach der Augmentation der sog. Tränenrinne. Wenn Hyaluronsäurefiller zu oberflächlich appliziert werden, tritt potenziell der sog. Tyndall-Effekt auf. Darunter versteht man eine bläuliche Verfärbung der behandelten Region, die dadurch entsteht, dass die eingebrachten Fillerpartikel das Licht streuen. Falls der Patient dies als störend empfindet, lässt sich das eingebrachte Material ggf. mit Hyaluronidase auflösen.Aus Versehen den Schädel durchbohrt
Schließlich muss man bei jeglicher Filleranwendung mit Über- oder Fehlkorrekturen, Fremdkörper-Granulomen oder allergischen Reaktionen rechnen. Zu den schwerwiegenden Folgen der „Verschönerung“ zählen Gefäßverschlüsse mit funktionellen Defiziten und Hautnekrosen. Sogar versehentliche intrakranielle Injektionen sollen schon vorgekommen sein.Quelle: Barsch M, Buhren BA, Gerber PA. „Ästhetische Behandlung mit Fillern und das Management von Nebenwirkungen“, Akt Dermatol 2017; 43: 399-407, DOI: 10.1055/s-0043-115198 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart . New York
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