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Frauen mit frühem HR+/HER2- Mammakarzinom profitieren
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In der ADAPT-Studie war für diese Patientinnengruppe gezeigt worden, dass sie postoperativ keine zusätzliche Chemotherapie benötigen, wenn sie auf eine kurze – über 2–4 Wochen laufende – endokrine Therapie gut ansprechen. Diese war definiert als Ki67-Abfall auf ≤ 10 % (Ki67post ≤ 10 %), erläuterte Privatdozent Dr. Oleg Gluz, Brustzentrum Niederrhein, Mönchengladbach. In der ADAPTcycle-Studie erweiterten die Forschenden das Kollektiv: Bei Ansprechen auf die präoperative endokrine Therapie (Ki67post ≤ 10 %) randomisierten sie auch
- Patientinnen im Stadium c/pN0-1 mit hohem genomischem Risiko (Recurrence Score, RS > 25) sowie
- Erkrankte mit mehr als drei befallenen Lymphknoten (c/p N2-3) und
- jene mit niedrigem bzw. intermediärem Risiko (RS 0–25).
Die aktuelle Auswertung zu beiden Studien fokussierte darauf, welchen Einfluss das Alter der Patientinnen, das genomische Risiko sowie bei prämenopausalen Frauen der zusätzliche Einsatz einer ovariellen Suppression (OFS) für das endokrine Ansprechen (Ki67post ≤ 10 %) haben.
OFS prognostisch wichtig für junge Patientinnen
Unabhängig vom RS erreichten die postmenopausalen Patientinnen unter Tamoxifen und Aromatasehemmer (AH) höhere endokrine Ansprechraten als die prämenopausalen Frauen. Die endokrine Ansprechrate der prämenopausalen Teilnehmerinnen ließ sich jedoch durch zusätzliche OFS deutlich erhöhen auf fast 80 % in Kombination mit einem AH. Sie lag damit genauso hoch wie bei den postmenopausalen Patientinnen unter AH-Therapie.
Für die postmenopausale Subgruppe ergab sich bei hohem genomischen Risiko (RS > 25) ein deutlich geringeres endokrines Ansprechen als bei einem RS ≤ 25; das galt insbesondere für Tamoxifen. Für die jüngeren (≤ 50 Jahre) bzw. prämenopausalen Frauen bestätigte sich, dass die zusätzliche OFS-Gabe die endokrine Ansprechrate erhöht – unabhängig davon, ob Tamoxifen oder ein AH eingesetzt wird und unabhängig vom genomischen Risiko (RS 0–25 bzw. RS 26–100). Das zeigte sich auch für die Menschen ≤ 40 Jahre.
Endokrines Ansprechen ist prognostisch
Patientinnen, die auf die kurze endokrine Therapie angesprochen hatten und bei denen auf eine zusätzliche Chemotherapie verzichtet worden war, erreichten in ADAPT ein signifikant längeres krankheitsfreies Überleben als diejenigen ohne endokrines Ansprechen (Ki67post > 10 %) unter zusätzlicher Chemotherapie (adjusted HR 0,73; p = 0,017), erläuterte Dr. Gluz. Besonders deutlich war dieser Effekt bei den jüngeren (prämenopausalen) Frauen zu sehen.
Bedeutung für den klinischen Alltag?
Die stärksten prädiktiven Faktoren für ein endokrines Ansprechen (Ki67post ≤ 10 %) scheinen
- die Therapie (OFS ja/nein in der Prämenopause),
- das genomische Risiko und
- die ER/PR-Expression (speziell bei AH-Therapie) zu sein,
resümierte Dr. Gluz.
Dass die zusätzliche OFS eine hohe prognostische Bedeutung für prämenopausale Patientinnen habe, entspreche der Studienlage. Insgesamt, so der Referent, werden die Ergebnisse der ADAPT-Studie gestärkt. Er empfahl, bei Patientinnen mit HR+/HER2- N0–1 Mammakarzinom zusätzlich zur Genexpressionsanalyse routinemäßig eine kurze präoperative endokrine Therapie vorzuschalten, um zu entscheiden, ob eine zusätzliche Chemotherapie sinnvoll ist oder nicht.
Quellen:
Gluz O et al. ESMO 2022; Abstract LBA14
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