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Gallendiagnose in zehn Minuten

Den entscheidenden Hinweis auf eine biliäre Gallenkolik liefert schon das Schmerzmuster. Die plötzlich einsetzenden Beschwerden verschlimmern sich zunächst und halten zwischen einer und fünf Stunden an. Sie werden häufig von Übelkeit und Erbrechen begleitet und können kurz nach einer Mahlzeit auftreten. Ein solcher Zusammenhang ist aber ebenso wenig zwingend wie die oft berichtete Intoleranz gegenüber fettigen Speisen. Bei Patienten ohne vorbekannte Konkremente spricht das Zusammentreffen der folgenden drei Symptome für eine Gallenkolik:
- Schmerzen im Epigastrium oder im rechten Oberbauch
- Ausstrahlen in die rechte Schulter
- fehlendes Sodbrennen oder mangelnde Besserung nach Stuhlentleerung
Diverse Faktoren begünstigen die Steinbildung – von der Schwangerschaft bis zum raschen Gewichtsverlust (s. Kasten).
Risikofaktoren für Steine
- erhöhtes Alter, weibliches Geschlecht, Schwangerschaft, Multiparität, Adipositas, familiäre Belastung
- Insulinresistenz bzw. nicht erkannter Diabetes
- hämolytische Erkrankungen
- Gewichtsverlust > 1,5 kg/Woche durch Diät oder bariatrische OP
- Eine schmerzhaft tastbare Gallenblase spricht für eine peritoneale Reizung infolge einer akuten Cholezystitis (Murphy-Zeichen).
- Eine schmerzlos palpable Vesica biliaris weist auf eine extrahepatische biliäre Obstruktion unklarer Dignität hin (Courvoisier-Zeichen).
Alle Patienten sollten eine Sonographie erhalten
Patienten mit Verdacht auf steinbedingte Komplikationen (s. Kasten ) oder mangelndem Ansprechen auf die Schmerzbehandlung bedürfen einer sofortigen stationären Einweisung. Für zunächst ambulant behandelbare Patienten empfehlen die Autoren eine weitere Abklärung beim Hausarzt. Dazu gehört ein Basislabor mit Cholestaseparametern, eventuell auch Elektrolyten, CRP, Glukose. Außerdem sollten alle Patienten eine Sonographie erhalten. Diese kann Gallensteine mit hoher Sensitivität (> 95 %) und Spezifität (> 98 %) nachweisen und erlaubt Rückschlüsse auf die Prognose: Bei multiplen oder großen Konkrementen (> 10 mm) drohen vermehrt Kolikrezidive.Zeichen für Komplikationen
- akute Cholezystitis: Schmerzdauer > 6,5 Stunden, Murphy-Zeichen
- akute Pankreatitis: Bauchschmerz und Erbrechen, vorbekannte Konkremente, evtl. Alkoholmissbrauch
- akute Cholangitis: Charcot-Trias, d.h. Schmerz im rechten oberen Quadranten, Ikterus und Fieber (oft mit Schüttelfrost)
- Cholangiosepsis: Atemfrequenz > 22/min, systolischer Blutdruck ≤ 100 mmHg, eingeschränkte Bewusstseinslage
Quelle: Hapca S et al. BMJ 2021; 374: n2085; DOI: 10.1136/bmj.n2085
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