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Gallensteine: Oft bleiben die Schmerzen trotz Cholezystektomie

Cholezystektomien gehören zu den häufigsten Operationen in der Allgemeinchirurgie. Ihr Erfolg dagegen steht auf einem anderen Blatt. So tritt ein Postcholezystektomiesyndrom mit anhaltenden Beschwerden trotz des Eingriffs bei etwa jedem dritten Operierten auf, berichten Rachel V. Guest und Professor Dr. Kjetil Søreide von der University of Edinburgh. Sollte man den Chirurgen also zu etwas mehr Zurückhaltung raten?
Dieser Frage gingen Kollegen um Aafke H. van Dijk von der chirurgischen Abteilung am Amsterdam University Medical Center nach. Sie nahmen 1067 Patienten mit Abdominalschmerzen und sonographisch nachgewiesenen Gallensteinen in eine randomisierte Multicenterstudie auf. Die Patienten wurden entweder wie üblich behandelt (Gruppe A) – oft mit laparoskopischer Gallenblasenentfernung – oder nach einer restriktiveren Strategie (Gruppe B): Eine Cholezystektomie erfolgte nur, wenn
- schwere Schmerzattacken auftraten, die
- mindestens 15 min anhielten,
- im Epigastrium bzw. oberen rechten Quadranten lokalisiert waren,
- in den Rücken ausstrahlten und
- auf einfache Analgetika ansprachen.
Nach zwölf Monaten verglichen die Wissenschaftler den Anteil schmerzfreier Patienten in beiden Kohorten.
Es zeigte sich, dass unter dem restriktiven Eingriff 56 % keine Schmerzen mehr berichteten und unter dem Standardvorgehen 60 % der Teilnehmer. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass mehr als ein Drittel bis fast die Hälfte der Operierten weiterhin an Schmerzen litten. Wobei rein statistisch gesehen die restriktiv Behandelten vergleichsweise eher schlechter abschnitten. Allerdings hatten die Chirurgen in Gruppe A häufiger zum Messer gegriffen: 75 % gegenüber 68 %.
Interessanterweise, betonen die Autoren, fanden die behandelnden Ärzte bei 102 der 303 nicht-operierten Patienten in der weiteren Diagnostik andere Ursachen der Beschwerden, meist funktionelle Störungen. Das sollte alle beteiligten Kliniker ermuntern, auch bei vorhandenen Gallensteinen über alternative Ursachen nachzudenken.
1. Guest RV, Søreide K. Lancet 2019; online first
2. van Dijk AH et al. A.a.O.
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