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Gallensteine nach Magenresektion verhindern

Je nach Untersuchung entwickelt bis zu ein Viertel der Patienten, die sich wegen eines Magenkarzinoms einer Gastrektomie unterzogen haben, Gallensteine. Da eine Cholezystektomie nach Magenresektion erschwert und mit besonderen Risiken verbunden ist, haben koreanische Wissenschaftler um Dr. Dr. Sang Hyub Lee von dem nationalen Universitätsklinikum und der nationalen medizinischen Universität in Seoul einen pharmakologischen Ansatz getestet.
Im Gegensatz zur bariatrischen Chirurgie wird die Bildung von Konkrementen in der Gallenblase nach krebsbedingter Gastrektomie nicht durch einen schnellen Gewichtsverlust verursacht, schreiben die Forscher. Als zugunde liegender Mechanismus werde stattdessen eine Cholestase aufgrund der reduzierten Kontraktion des Organs angenommen. Mögliche Gründe dafür sind etwa die Durchtrennung des Vagusnervs oder anderer gallenblasen-naher Nervenfasern im Zuge der Operation. Weitere Ursachen können eine nicht-physiologische Rekonstruktion des Gastrointestinaltrakts oder die adaptierte Sekretion von Choleszystokinin sowie veränderte Reaktionen auf dieses Peptidhormon sein. Die Gallenblase im Zuge der Gastrektomie prophylaktisch zu entfernen, erscheint den Autoren überzogen, da die meisten Gallensteine asymptomatisch bleiben. Zudem sind Stoffwechselanomalien zu befürchten, welche die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettleber begünstigen könnten. Die Kollegen setzten deshalb Ursodeoxycholsäure ein. Die Substanz verbessert die Kontraktilität der Gallenblase und stimuliert u.a. die biliäre Sekretion, was den Gallenstau reduziert.
Behandlung ohne relevante Nebenwirkungen
Im Rahmen ihrer Phase-3-Studie PEGASUS-D analysierten die Autoren 465 Patienten, die nach der OP ein Jahr lang entweder 300 mg/d, 600 mg/d Ursodeoxycholsäure oder Placebo erhielten. Der Anteil an Patienten, der in diesem Zeitraum Gallensteine entwickelte, war in der 300-mg-Gruppe 5,3 %, im 600-mg-Arm 4,3 % und unter Placebo 16,7 %. Für den Vergleich der beiden Verumarme mit der Kontrolle entsprach das einer Odds Ratio von 0,27 (95%-KI 0,12–0,62; p = 0,002) bzw. 0,20 (95%-KI 0,08–0,50; p < 0,001). Die Behandlung ging mit keinen nennenswerten Nebenwirkungen einher.
Die Ergebnisse belegen, dass die Behandlung mit Ursodeoxycholsäure für ein Jahr nach einer onkologisch indizierten Gastrektomie das Risiko für die Entstehung von Gallensteinen signifikant reduzierte. In weitergehenden Studien mit größeren Patientenzahlen und längerem Follow-up sollte eruiert werden, ob sich mit diesem Ansatz die Zahl der im Nachgang durchgeführten Cystektomien reduzieren lässt.
Quelle: Lee SH et al. JAMA Surg 2020; 155: 703-711; DOI: 10.1001/jamasurg.2020.1501
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