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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
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Die Implantation von kardialen Elektrogeräten ist technisch nicht unbedingt hochkompliziert. Oft vergessen wird aber die anschließende Gefahr von Infektion und Sepsis.
Bakteriämien können nach dem Einbau von kardialen implantierbaren elektronischen Geräten (CIED) zu Geräteinfektionen und Sondenendokarditiden führen. In der frühen postoperativen Phase ist das Risiko besonders hoch. In einer Studie aus Lugano wurden retrospektiv 515 Kranke untersucht, die neu mit einem implantierbarem Kardioverter-Defibrillator (ICD) bzw. einer kardialen Resynchronisationstherapie mit Defibrillator (CRT-D) versorgt wurden. Es erfolgte ein Vergleich mit Patientinnen und Patienten, die ebenfalls positive Blutkulturen hatten, jedoch ohne CIED.
Innerhalb von knapp fünf Jahren traten insgesamt 47 Blutstrominfektionen bei 36 Menschen mit CIED auf. Die Mehrheit von ihnen (92 %) kamen auf nicht-kardiologische Stationen. Dort erhielt etwas mehr als der Hälfte keine kardiale Bildgebung. Viele bekamen eine kurzzeitige antibiotische Therapie, bei nur wenigen wurde das CIED ausgebaut. Patientinnen und Patienten mit einer Blutstrominfektion hatten eine fast 7-fach erhöhte Mortalität im Vergleich zu jenen ohne.
Übersehene Infektionen durch unzureichende Diagnostik
Weil die Behandlung auf nicht-kardiologischen Stationen erfolgte und nur wenige weiterführende kardiologische Untersuchungen passierten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass einige Geräteinfektionen und Sondenendokarditiden aufgrund unzureichender Diagnostik übersehen wurden, so das Autorenteam. Vermutlich fanden daher auch eigentlich erforderliche Explantationen der infizierten CIED gar nicht oder nur verzögert statt.
Die Forschergruppe befürwortet ein frühes interdisziplinäres Vorgehen bei Kranken mit CIED und Blutstrominfektion. Hierdurch könnte eine gezielte kardiologische Untersuchung und weiterführende Bildgebung ermöglicht werden. Bei Menschen, die kardiale elektrische Implantate erhalten, besteht aufgrund der Komorbiditäten ohnehin eine erhöhte Mortalität. Durch eine schnellere adäquate Therapieeinleitung ließe sich aber die Prognose bei postinterventioneller Infektion verbessern.
Quelle: Özkartal T et al. Eur Heart J 2024; 45, 1269-1277; DOI: 10.1093/eurheartj/ehae127
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