Cartoon Fortbildung

Gegen die Angst ist ein Kraut gewachsen

Dr. Angelika Bischoff

Der Duft löst die Angst und lässt einen zur Ruhe kommen. Der Duft löst die Angst und lässt einen zur Ruhe kommen. © juefraphoto – stock.adobe.com

Schlafstörungen, Unruhe oder Angststörungen: Mit diesen Problemen kommen Patienten regelmäßig in die Praxis. Ein pflanzlicher Wirkstoff aus Arzneilavendel kann den Betroffenen helfen. 

Mit einer Prävalenz von 15 % gehören Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Beim Abklären einer entsprechenden Symptomatik dürfen organische Ursachen aber keinesfalls außer Acht gelassen werden, betonte Prof. Dr. ­Michael ­Berner, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe. So kann etwa ein Herzinfarkt mit akuter Angst, Zittern und Schwitzen ganz ähnlich aussehen wie eine Panikattacke. Mittels körperlicher Untersuchung, Blutbild, EKG sowie Elektrolyt- und Schilddrüsenstatus lassen sich in einer solchen Situation die wichtigsten angst­auslösenden organischen Ursachen ausschließen, so der Arzt.

Panikattacken manifestieren sich unvermittelt

Agoraphobie, soziale und spezifische Phobien treten in ganz bestimmten Situationen auf. Panik­attacken hingegen manifestieren sich unvermittelt und mit hoher Intensität, generalisierte Angststörungen wiederum machen sich meist permanent mit niedriger Dynamik bemerkbar.

Situationsgebundenen Ängsten lässt sich psychotherapeutisch am besten mittels Habituationstraining begegnen, führte Prof. ­Berner aus. Dabei lernt der Patient, der angstauslösenden Situation standzuhalten und zu verinnerlichen, dass keine tatsächliche Gefahr droht. Bei generalisierten Angsterkrankungen hat sich die sogenannte Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) bewährt. Mittels bestimmter Übungen ändert der Betroffene seine aversiven Gefühle und Sichtweisen, definiert individuelle Ziele und lernt, diese zu erreichen. 

Medikamente sind bei Angststörungen für gewöhnlich wirksamer als Psychotherapie, erklärte der Mediziner. Die meisten Anxiolytika erhöhen den serotonergen Tonus, Benzodiazepine hemmen die GABA-Rezeptoren. Weiterer Angriffspunkt sind spannungsabhängige Kalziumkanäle, die sich mit ­Pregabalin modulieren lassen.

Prof. ­Berner riet, sich in der Praxis auf einen selektiven Serotonin-Noradrenalin- und drei Medikamente aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI bzw. SSRI ) zu beschränken. Als Beispiele nannte er ­Escitalopram, ­Paroxetin und ­Venlafaxin. Alle drei Substanzen wirken nicht nur anxio­lytisch, sondern auch antidepressiv, so der Experte. Sie helfen rasch, gehen aber mit teilweise unangenehmen Nebenwirkungen einher. Beim Absetzen drohen Rückfälle.

Eine Alternative zu den herkömmlichen Anxiolytika sieht der Referent in Lavendelöl (­Silexan®). Ähnlich dem Pregabalin hemmt der Pflanzenwirkstoff den Kalziumeinstrom über die präsynaptischen Kalziumkanäle. Das Phytopharmakon wirkt im Verlauf von einigen Wochen sehr gut angstlösend und antidepressiv, auch Schlafstörungen im Rahmen einer subsyndromalen Angststörung bessern sich. Interaktionen mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt. In einer direkten Vergleichsstudie hat sich das Medikament als ähnlich gut anxiolytisch wirksam erwiesen wie 20 mg ­Paroxetin.

Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 02.04.2022 in Dortmund, unterstützt von Dr. Willmar ­Schwabe GmbH & Co. KG

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Der Duft löst die Angst und lässt einen zur Ruhe kommen. Der Duft löst die Angst und lässt einen zur Ruhe kommen. © juefraphoto – stock.adobe.com